Vogelfotografie für Anfänger: Equipment, Motive, Belichtung

Das Erstellen guter Vogelfotos hat schon so manchen Hobbyfotografen verzweifeln lassen: Mit den nachfolgenden Tipps gelingen auch blutigen Anfängern tolle Bilder.

Wer Vögel liebt, möchte sie häufig nicht nur aus der Ferne beobachten – nein, Erinnerungen an besondere Exemplare wollen auch mittels Kamera für die Ewigkeit festgehalten und mit Freunden und Familie geteilt werden. Leider sorgen die Freiheitsliebe und Luftakrobatik der gefiederten Freunde aber nicht nur für Bewunderung, sondern ebenso für Frust bei vielen Hobbyfotografen. Denn die Tiere sind flink und daher schwierig auf ein Bild zu bekommen.

Das Smartphone reicht oft nicht

Der erste Reflex vieler Naturfreunde beim Erspähen eines Vogels ist das Zücken des Smartphones. So praktisch der Griff in die eigene Hosentasche für das Festhalten von Momenten sonst auch sein mag – viele Vogelarten in deutschen Gefilden haben große Fluchtdistanzen. Die Zoomfunktion eines Handys kann hier selten mithalten. Für ein gutes Bild muss man daher so nahe wie möglich an den Vogel heran, doch oft verscheucht man ihn bei den Annäherungsversuchen: Dann ist ein verschwommener Fleck im .jpeg-Format alles, was dem enttäuschten Hobbyfotografen bleibt.

Was muss man beachten?

 1. Die Basics 

Ein Eisvogel in Nahaufnahme – unmöglich ohne Equiqment und Know-how festzuhalten. Julian@photasticlab | Unsplash.com

Bevor Sie überstürzt in die freie Natur laufen, um die einheimische Vogelpopulation abzulichten oder sich professionelles Equipment beschaffen, sollten Sie die Basics des Fotografierens beherrschen. Mit einigen Tipps für Anfänger kann jeder lernen, bessere Fotos zu schießen. Beim einfachen Ausprobieren ist der Lerneffekt am größten und nach und nach werden Sie mit den Funktionen Ihrer Kamera vertrauter und wissen, welche Einstellung für ein bestimmtes Ergebnis die zielführendste ist.

 

2. Das richtige Objektiv

Damit das Foto gelingt, ohne das Objekt der Begierde aufzuscheuchen, benötigt man vor allem ein gutes Objektiv. Ohne optische Vergrößerung sind Nahaufnahmen von Vögeln, die nicht an menschlichen Kontakt gewöhnt sind, nahezu unmöglich. Wichtig ist daher vor allem die Brennweite des Objektivs. Je höher dieser Wert ist, desto größer wird auch die Reichweite, von der aus scharfe Aufnahmen gelingen. Eine Brennweite von mindestens 300 mm ist für diese Art von Fotos empfehlenswert.

3. Die richtige Kamera

Um das Objektiv richtig nutzen zu können, benötigen Sie dafür eine passende Kamera. Systemkameras können über eine große Brennweite verfügen, aber lassen manchmal bei der Bildqualität zu wünschen übrig. Flexibler sind Kameras mit Wechselobjektiv: Wenn Ihnen das Fotografieren von Vögeln große Freude bereitet, können Sie damit später immer noch auf ein hochwertigeres Objektiv mit größerer Brennweite umsatteln und die Kamera einfach weiterverwenden.

Eine Alternative zu oft sehr teuren Supertele-Objektiven stellen die preiswerteren Fernrohre dar, die im Rahmen des sogenannten Digiscoping für beeindruckende Fotos genutzt werden können.

4. Der richtige Ort und die richtige Zeit

Um Eulen zu fotografieren, muss man selbst nachtaktiv werden. – Ahmed Badawy | Unsplash.com

Nicht jeder Vogel findet sich zu jeder Zeit vor der eigenen Haustür oder im benachbarten Wald. Wenn Sie eine bestimmte Gattung beobachten und fotografieren möchten, müssen Sie sich wohl oder übel mit ihrem Verhalten auseinandersetzen: Während viele Zugvögel über die Wintermonate nicht in Deutschland anzutreffen sind, sind beispielsweise Eulen bis auf einige Ausnahmen nachaktiv.

Ein Foto der scheuen Raubvögel erfordert daher nicht nur Nachtausflüge in den Wald, sondern auch das Beachten der Lichtverhältnisse. Wer die verschiedenen Vogelarten kennt, weiß, welches besondere Exemplar ihm vor die Linse läuft. Denn nichts ist ärgerlicher, als einen unscheinbar wirkenden Vogel zu ignorieren, nur um anschließend festzustellen, dass man die Gelegenheit für ein einzigartiges Motiv in den Wind geschlagen hat. Sollten Sie noch wenig Erfahrung im Bereich der Vogelfotografie haben und nicht allzu wählerisch bei der Motivwahl sein, bieten sich auch Orte mit viel gefiedertem Besuch zur Übung an. Dabei kann es sich um den nahegelegenen Park oder auch einen See handeln. In der Stadt eignen sich Tauben und Rabenvögel zur Übung, da sie bereits an die Nähe zum Menschen gewöhnt sind. Mit diesen Motiven gewinnt man zwar keinen Preis, aber kann wertvolle Erfahrung sammeln.

Wenn Sie oder Ihr Nachbar ein Vogelhaus oder einen Nistkasten besitzen, sind Übungsversuche im eigenen Garten ebenfalls eine gute Idee. Natürlich können Sie auch erst jetzt, im Zuge Ihres Hobbys, damit beginnen, ein Zuhause für Vögel in Ihrem Garten einzurichten. Wenn Sie einige essenzielle Grundlagen beachten, können Sie auf diese Weise nicht nur gezielt bestimmte Vogelarten direkt vor der Haustür ansiedeln, sondern zudem der Natur etwas Gutes tun.

5. Die richtigen Gadgets

Auch vor der eigenen Haustür sind beeindruckende Aufnahmen möglich. Jongsun Lee | Unsplash.com

Bei der Vogelbeobachtung ist das eigentliche Fotografieren nur die halbe Miete. Bei der Auswahl des Motivs müssen Sie wissen, was genau Sie da eigentlich vor der Linse haben. Hier helfen zum Beispiel Apps, die die Bestimmung von Vogelarten anhand ihrer Stimme erlauben. Auch ein gutes Fernglas ist hilfreich, um scheue Vögel überhaupt aus der Ferne erkennen zu können. Selbst das beste Objektiv ist nutzlos, wenn die eigenen Augen nichts erspähen.

 6. Die richtige Einstellung

Ein Fernglas hilft, zu erkennen, was dem nackten Auge entgeht – auch bei der Vogelbeobachtung. Ryan Magsino | Unsplash.com

Wenn der Buntspecht davonfliegt, die Amsel im Gebüsch verschwindet und sich selbst der Sperling auf das Dach des Nachbarn zurückzieht, kommt man schnell auf die Idee, die Flinte ins Korn zu werfen. Dabei sind Fehlschläge selbst für professionelle Fotografen an der Tagesordnung. Oft hängt das Verhalten von Vögeln mindestens so sehr von den Witterungsbedingungen und dem Zufall ab, wie vom eigenen fotografischen Können. Ein Ort, der gestern noch vollkommen unbelebt gewesen ist, könnte morgen ganze Vogelfamilien beherbergen. Hier hilft nur: Geduld bewahren und sich möglichst oft in die freie Natur zu begeben. Expertenwissen kann natürlich auch dabei helfen, gute Locations in Ihrer Umgebung zu finden, wo sich Vogelarten tummeln. Viele NABU-Gruppen bieten beispielsweise Vogelexkursionen an, bei denen man nicht nur einiges über den Aufenthaltsort verschiedener Gattungen erfahren, sondern auch das Bestimmen von Vögeln anhand von Stimme und Körpermerkmalen üben kann.