Leuchtende Farben in der Unterwasser­fotografie Kopieren

Die meisten Pflanzen und Tiere sprechen auf blaues Licht an, indem sie fluoreszieren. Dies wird durch ein Gelbfilter vor dem Objektiv sichtbar. © Uli Kunz

IM FARBRAUSCH DER TIEFE

Die Unterwasserwelt ist bunt! Doch um die Farben richtig sehen und auch fotografieren zu können, müssen Taucher genügend und das richtige Licht mit in die Tiefe nehmen. Außerdem sollte bei der Aufnahme wie der Postproduktion der Farbraum stimmen.

Der Fetzenfisch, die manuelle Einstellung der Belichtungsparameter an der Kamera sorgt für den gewünschten Hintergrund. © Uli Kunz

Ganz gleich, wie das Wetter und die Lichtverhältnisse an Land auch sind: Ohne ausreichend Lampen oder Blitzgeräte ist Uli Kunz selten unterhalb der Wasseroberfläche anzutreffen. Und während andere schon mit ihrer Tauchausrüstung – der Pressluftflasche und dem Blei – ordentlich zu kämpfen haben, nimmt Forschungstaucher Uli Kunz auch noch sein Kameragehäuse mit, rechts und links davon ausladende Blitzarme, die schon den Transport zur Einstiegsstelle zu einer echten Herausforderung werden lassen. Ist er erst einmal in “seinem” nassen Element, wird es leichter, die Kamera zu handeln. Weitestgehend gewichtsneutral kann er sich auf seine Motive konzentrieren. Das Tauchen selbst ist Automatismus.

Auch die Qualle in der Mitte wurde durch ein dosiertes Blitzlicht richtig belichtet. © Uli Kunz

“So wie wir an Land ganz selbstverständlich atmen oder auch einen Fuß zielsicher vor den anderen setzen, ohne darüber nachzudenken, muss das auch unter Wasser im Umgang mit dem Tauchgerät funktionieren.” Für Uli Kunz reine Routine, ebenso wie die Bedienung seiner Fotoausrüstung und das anschließende Bearbeiten der Bilder an Land.

Licht und Luft sind knapp 

Licht und Luft sind die limitierenden Faktoren unter Wasser. Zuerst verschwindet das langwellige warme Licht – angefangen bei Rot -, meist schon in den ersten zehn Metern. Was bleibt, ehe es ganz dunkel wird, sind die kurzwelligen kälteren Töne wie Grün und Blau. Dem begegnet Kunz mit künstlichen Lichtquellen. Am effektivsten für Fotografen sind Blitzgeräte. Sie geben über einen kurzen Zeitraum eine enorme Lichtmenge ab, zudem ist das Licht in der Regel neutral. Über Filterscheiben vor dem Blitzkopf (oder dem Objektiv) kann es natürlich gefiltert werden.

Manchmal setzt Kunz auch gezielt seine Tauchlampe ein: “Es gibt Situationen, in denen ich etwa den rötlichen Schein der Halogenleuchte nutzen möchte, um Akzente im Motiv zu setzen”, erklärt er. Einfacher ist es mit der Luft: Im flachen Wasser reicht meist ein Schnorchel, um an der Oberfläche Luft zu holen, ohne die Augen vom Motiv zu wenden, in größere Tiefen nehmen die Taucher ihre Luft in Pressluftflaschen mit.

 

Richtig fotografieren in der Tiefe

Unter Wasser begegnen Fotografen den unterschiedlichsten Belichtungs- und Motivsituationen. Das am häufigsten verwendete Objektiv ist ein Weitwinkel oder Fisheye, um aus kurzem Abstand alles auf das Bild zu bekommen. Die Verzeichnung dieser Winkelakrobaten kann dabei in der Regel außer Acht gelassen werden, da es unter Wasser kaum gerade Linien gibt, anhand derer man eine Verzerrung ausmachen könnte. Die zweite Objektivwahl für Uli Kunz ist das Makro. “Schwimmt in diesem Moment ein Walhai an dir vorbei, hast du leider verloren”, beschreibt er mit einem Schmunzeln die Tatsache, dass man unter Wasser nicht mal schnell das Objektiv wechseln kann.

 

Auf welches der beiden Objektive die Wahl auch fällt, beide eignen sich für kurze Distanzen. In den meisten Fällen die richtige Entscheidung, denn auch für das mitgebrachte Licht gilt eine sehr beschränkte Reichweite. Besonders deutlich wird das am Beispiel der Mantas oben. Während der Blitz ausreicht, um den ersten Knorpelfisch auszuleuchten, zeichnet sich vom zweiten Tier nur noch die Silhouette gegen die Wasseroberfläche ab.

 

Mit zunehmender Entfernung verringert sich das Licht des Blitzgeräts. Der weiter entfernte Mantarochen ist nur als Silhouette zu erkennen. © Uli Kunz

Im Profilbild unten sehen wir Uli Kunz bei einer sogenannten Split-Level-Aufnahme vor Helgoland. Der Domeport vor dem Objektiv ragt zur Hälfte aus dem Wasser, so zeigt das Foto später die Szenerie über wie unter Wasser. Die Schwierigkeit hierbei ist, die richtige Aufteilung zu treffen – das fällt umso leichter, je größer der Port ist – und dort zu fokussieren, wo das Hauptaugenmerk des Betrachters liegen soll.

ULI KUNZ

Der Kieler Forschungstaucher und Expeditionsfotograf Uli Kunz dokumentiert in seinen Bildern und Vorträgen die Flora und Fauna über wie unter Wasser. Er gibt uns mit seinen Fotografien nicht nur einen Einblick in die bunte Vielfalt der Unterwasserwelt – von den kalten Fjorden Norwegens und der Nordsee vor Helgoland bis weit hinunter in den Süden unseres Blauen Planeten, sondern dokumentiert auch die Arbeit von Forschern, Meeresbiologen und Unterwasserarchäologen. Mit vier Kollegen bildet der Wissenschaftler das Submaris-Team (www.submaris.com) und setzt Unterwassereinsätze mit wissenschaftlichem wie medialem Hintergrund um. www.uli-kunz.com

Autor: Tobias F. Habura