Ein Sommer mit Ben Bern­schneider

© Ben Bernschneider

Sex, Drugs and Road’n Roll

Wer Bukowski oder Bret Easton Ellis mag, wird Ben Bernschneider lieben. Wer nicht, der auch. Verblüffend authentisch vermittelt der Fotograf und Filmer ein freies Lebensgefühl in der Stadt der Engel. Dazu hat er Texte zwischen Fiktion und Wahrheit ersonnen, mit denen er uns auf eine so fantasievolle wie verruchte Reise mitnimmt.

Dienstag, Juni 2: “Zwei Dinge bedeuten LA für mich: der rosa Himmel über den Bergen nach einem langen Tag und der Geruch eines In-N-Out-Burgers. Ich schlendere den Sunset Boulevard runter, mit einem Corona in einer braunen Tüte, und denke: Ich liebe diese Stadt. Ich habe gehört, dass den New Yorkern die Stadt zu entspannt sei. Geht mir und meinem Tinnitus nicht so. Wie ich schon sagte: Ich brauche dringend Urlaub. Und mehr Bier am Abend. Habe gesehen, wie Taylor Swift die Limousine mitten auf dem Fairfax gewechselt hat. Worum ging es denn da?”

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Donnerstag, Juni 4: “Ich bin verliebt. Ich bin verliebt in ein Gefühl des Hungers und der Vorfreude, das coming-of-age, das das Erwachsenwerden in der amerikanischen Popkultur widerspiegelt. Das Gefühl von träumenden Teenagern. Wie in 80er Filmen, in dem Mikrokosmos von Vorort-Freundschaften, wo alle die letzten Tage des Sommers zusammen verbringen und Cherry Coke trinken. Und wo die monddurchfluteten Nächte warm und hell sind und ein Typ sich verliebt. Und dieser Typ bin ich. Ich bin verliebt.”

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Montag, Juni 15: “Bin schon wieder ins Chateau Marmont gegangen, um meinen hartnäckigen Kater auszukurieren. Kann mich an kaum etwas erinnern. Ich glaube, Rosamund Pike hat mir einen Handkuss zugeworfen. Oder sie hat nur genießt. Ich bin mir nicht sicher. Gegen ein Uhr nachts wurde ich fälschlicherweise in einen schwarzen Mercedes-Bus gedrängelt und saß dort mit drei jungen Frauen, die nach Zimt rochen, und einem Mann, der in Anzug und Flip-Flops Bierdosen auf dem Rücksitz kippte.”

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Freitag, Juni 26: “Draußen, als ich hinter eine volle Mülltonne pinkelte, fielen meine Augen auf einen SUV, der ganz hinten in der kleinen Gasse stand. Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit. Mein Herz blieb beinahe stehen, als ich eine Silhouette hinter dem Steuer erkennen konnte. Zugekokst, wie ich war, lief ich auf den Wagen zu. Buchstäblich zitternd vor Angst, versuchte ich, das Gesicht des Fahrers zu erkennen. Plötzlich blitzten die Scheinwerfer auf und blendeten mich. Als ich meinen Arm hob, um meine schmerzenden Augen zu schützen, hörte ich die Räder durchdrehen und den Wagen an mir vorbeirasen, der versucht hatte, mich zu überfahren.”

Montag, Juni 29: “Typischer Selbstzweifel- Tag. Ich fange um 14 Uhr an zu trinken. Nachdem ich ein paar Dosen Pabst am helllichten Tag geschossen habe, wird mir klar: Je älter und zynischer man wird, desto mehr fühlt man sich von der Naivität, dem Optimismus und der Unschuld angezogen, die die Jugend umgibt. Ein weiteres Bier darauf.”

Den gesamten Artikel mit weiteren Bildern finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 07-08/2018.

Fotos: Ben Bernschneider
Autor: Roman Späth und Ben Bernschneider