Jump Book

SPRING, WENN DU KANNST

Eine Doppelseite für nur ein Buch? Es gibt so viele Neuerscheinungen, die es wirklich verdient hätten, auch an dieser Stelle Erwähnung zu finden. Wieso also nur dieses eine Druckwerk? – Weil es so bedeutsam ist! Weil wir viel zu wenig lachen. Weil es uns vor Augen hält, wie einfach es ist, loszulassen und Freude zu empfinden: Nur ein enthemmter Sprung, und die Welt ist schlagartig eine andere. Das dachte sich auch der amerikanische Fotograf Philippe Halsman, als er in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts all die Prominenten aus Film, Kunst, Wissenschaft und Politik für renommierte Zeitschriften und Zeitungen vor seine Linse bekam. Einmal einen ehrlichen Blick auf diese Persönlichkeiten erhaschen. Halsman berichtet recht unterhaltsam in seinem „Jump Book“ über ein schwieriges Shooting mit Edsel Ford: „… und plötzlich wie ein Ruck, spürte ich das dringende Verlangen, sie im Sprung zu fotografieren.“ Die Wissenschaft der „Jumpology“ war geboren und der Magnum-Fotograf Philippe Halsman war der Erfinder eines psychologischen Kniffs in seinem Metier (freilich mit einem Augenzwinkern). Er schuf Momente, zu denen sich selbst Richard Nixon und der Herzog von Windsor hinreißen ließen. Das geschah jeweils am Ende einer Porträtsitzung. „Wenn ich eine Person um einen Sprung bitte, so konzentriert sich deren Aufmerksamkeit fast vollständig auf den Akt des Springens. Die Maske fällt und die echte Persönlichkeit kommt zum Vorschein“, erläuterte der fotografierende „Gelehrte“ (1906–1979). Lange Zeit war dessen „Jump Book“ vergriffen … verschollen … Der Midas Verlag hat es jetzt neu aufleben lassen. Der perfekte Zeitpunkt in einer Ära weltweiter Unruhen und Kriege, der Flucht, der Rückkehr des Patriarchats, in der die Unbeschwertheit wieder einen ganz neuen, sehr wertvollen Stellenwert erlangt. Mit Humor können wir den Pessimismus bezwingen. Aus der Lebensfreude schöpfen wir die Kraft für neue Herausforderungen.