SERIE: UNICEF Foto des Jahres 2023

Welt der Kinder

UNICEF Deutschland zeichnet mit dem internationalen Wettbewerb UNICEF Foto des Jahres jährlich Bilder und Reportagen professioneller Fotojournalisten aus, die die Persönlichkeit und Lebensumstände von Kindern dokumentieren. Wir werden die sehenswerten Bilderserien in den nächsten Tagen auf dieser Seite präsentieren, um den Blick ungeachtet aller anderen Themen einmal konzentriert auf unseren Nachwuchs zu richten und die so wichtige Arbeit der engagierten Reportagefotografen zu würdigen. Außerdem sind die Originale der frisch gekürten Siegerbilder des Wettbewerbs 2023 vom 02.Februar bis 17. März.2024 im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen.

Erster Preis 2023
Ukraine: Unter den dunklen Wolken des Krieges
Begleitet von Freundinnen übt die fünfjährige Alina das Fahrradfahren. Ein Moment der unbeschwertheit unter den schwarzen Wolken des Unheils, irgendwo auf einer Wiese im Nordwesten der Ukraine. In der Nacht zuvor hat eine Drohne hier ein Öllager in Brand gesetzt. Nur ein Öllager in diesem Fall, kein Wohnhaus, kein Krankenhaus, keine Schule. Nicht an jedem Tag und an jedem Ort seit dem Februar 2022 ist der Krieg in der großen Ukraine derart präsent, dass er kindliche Freuden, Bedürfnisse, Widerstandskräfte restlos vernichten könnte. Der polnische Fotograf Patryk Jaracz zeigt das in diesem Bild. Doch zugleich dokumentiert er die Verletzungen der kindlichen Psyche und an den Körpern ukrainischer Kinder: Einen 13-jährigen Jungen, der bei der Flucht in einem Auto von fünf Kugeln getroffen wurde und den Tod seines Vaters miterleben musste. Ein zehnjähriges Mädchen, dem die Mutter die Haare abschneiden wollte, damit es wie ein Junge aussehe, weil sie Angst hatte, russische Soldaten würden sie vergewaltigen. Kinder mit Panikattacken bei jedem Flugzeuggeräusch. Die Tiefenwirkung der Kriegserfahrungen von Millionen ukrainischen Kindern zu erfassen, ist noch schwer möglich. Zumal das Ende von Bombardements, Flucht und Verletzung nicht abzusehen ist. Es breche ihm das Herz, sagt Jaracz, Menschen derart leiden zu sehen.

Der Fotograf: Patryk Jaracz, Polen
Patryk Jaracz, Jahrgang 1990, hat in London und Toronto als Kreativ-Direktor und Designer gearbeitet, bevor er sich für Reportage-Fotografie und Dokumentar-Film entschied. 2020 verfolgte er die Proteste gegen den weißrussischen Diktator Lukaschenko in Minsk, wurde inhaftiert und misshandelt. Seit Anfang 2022 lebt Jaracz in Kiew, berichtet für Printmedien und TV-Anstalten in Deutschland und anderen europäischen Ländern ausschließlich über den Krieg in der Ukraine. Sie ist für ihn ein Ort, an dem „nicht nur über die Zukunft dieses einen Landes entschieden wird“.

Text:  © Peter-Matthias Gaede/UNICEF

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