Unterwegs mit der Sony Alpha 7R V

IM PIXEL-WUNDERLAND

Modellpflege auf hohem Niveau: Sony verpasst seinem Megapixel-Monster einige Neuerungen, die das Arbeiten geschmeidiger gestalten sollen – wir prüfen, ob‘s klappt.

„Jetzt mitmachen! Jetzt dabei sein! Auf geht‘s zur nächsten Rrrrrrunde!“ Der Sound des Rummels ist auch im Winter hitzig. Und er passt eigentümlich gut zu Sonys neuestem Dickschiff. Denn die nächste Runde in der 61-Megapixel Klasse setzt keineswegs auf mehr Bildpunkte, sondern auf Geschwindigkeit. Klingt sportlich, aber der Anspruch bleibt freilich moderat, diese Alpha findet sich nicht plötzlich am Spielfeldrand. Dass sie mit dem Rummelplatz nicht fremdelt, bleibt allerdings eine Leistung für sich. Trotz ihrer 9.504 x 6.336 Bildpunkte kann man der Alpha 7R V das Arbeiten in jeder Umgebung zutrauen. Dank neuem Prozessor und schneller CF-Express-Speicherkarten bemerkt man kaum, was für eine Masse an Bildinformationen man da gerade sammelt. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen wie sahniges Kirmes-Eis: Die lange Kante des Fotos misst rund 80 cm bei 300 ppi, damit könnte man die Plakatrahmen an Bushaltestellen füllen. Bloß: Die wenigsten von uns werden das tun.

Der Faszination der Details vermag sich kaum jemand zu entziehen.

Fokus: KI schlägt Mensch
So folgt die Alpha 7R V eher der Devise: „Wenn man‘s haben kann …“ Die Pixelmassen sind kostspielig, aber mit 4.500 Euro nicht komplett unerschwinglich. Und der Faszination der Details vermag sich kaum jemand zu entziehen. Tastet man sich vom Gesamtbild bis auf 100% heran, fühlt man sich fast wie beim Zoomen in ein Satellitenbild von GoogleEarth: Aus der Eislandschaft auf der Scheibe wachsen einzelne, kristalline Strukturen heraus (siehe Foto rechts). Entstanden ist diese Aufnahme im heimischen Garten an einem Sonntagmorgen. Dass das Arbeiten mit einem Auflösungsgiganten derart alltäglich ist, gehört zur größten Leistung der Sony-Ingenieure – und die Aktualisierungen in Version V haben diese Leistung weiter verbessert.
An erster Stelle steht der Autofokus. Je mehr Details der Sensor transportiert, desto brutaler fällt jeder Fehler beim Scharfstellen auf. Da hilft es sehr, dass die Kamera immer mehr Motive selbständig erkennt, „künstliche Intelligenz“(KI) lautet das Zauberwort. Und ehrlicherweise agiert die KI meist schneller und präziser als es der Mensch hinter dem Sucher könnte. Gerade der Augen-AF reagiert auf Mensch und Tier in noch so verbogenen Positionen. Dass die KI geradezu verbissen verfolgt, was sie einmal erkannt hat, ist Ehrensache. Der AF und die Serienbildfrequenz von 10 Aufnahmen pro Sekunde gehen dabei im Gleichschritt – für über 500 Bilder, wenn man verlustfrei komprimierte Rohdaten speichert. Neben Fokusfehlern zeigt sich die Auflösung natürlich ebenso bei Wacklern unerbittlich. Schon ein leichtes Frösteln genügt zum Verwackeln, kurze Verschlusszeiten sind – wie bei allen Megapixel-Boliden – ratsam. Natürlich hilft die Beweglichkeit des Alpha-Sensors dabei, das Bild zu stabilisieren, aber ob er im Alltag die acht Stufen aus dem Datenblatt kompensiert, sei mal dahingestellt …

Fazit
„Gewinne, Gewinne, Gewinne!“ Während an der Losbude dann doch die Nieten überwiegen, kann man mit der Alpha 7R V fast nichts falsch machen. Gewiss, sie wird keine Lowlight- und Sportplatz Spezialistin, aber sie fühlt sich im Studio ebenso wohl wie draußen im „echten Leben“, selbst Reportagen kann man ihr zutrauen, Highend-Landschaften sowieso. Gerade unterwegs besticht der Mix aus kompaktem Gehäuse und exorbitanter Auflösung. Die 61 Millionen Pixel sind technisch brillant verpackt, Bildprozessor und Autofokus unterstützen die Arbeit besser denn je. Sonys Modellpflege ist gelungen.

Kamera: Sony Alpha 7R V
Sensor: 1 MP | 35,7 x 23,8 mm | 3,8 µm
Foto: 9.504 x 6.336 Pixel
Video: 7.680 x 4.320 Pixel (8K) / 24p 3.840 x 2.160 Pixel / 60p
Bildstabilisierung: Sensor-Shift + Objektiv
Empfindlichkeit: ISO 100–32.000
Autofokus: Phasenvergl.-AF, 693 Punkte
Serienbilder: 10 B/s
Verschlusszeiten: 1/8.000 s – 30s | X-sync 1/250 s
Sucher: 0,64” | 9,44 Mio. Pixel
Monitor: 3,2” | 2,1 Mio. | dreh-/schwenkbar
Maße & Gewicht: ca. 131 x 97 x 82 mm | 723 g
Preis (UVP): 4.499 Euro