Be happy!

Sex und Dosenfleisch

Auf 104 kleinformatigen Seiten schauen wir auf den Alltag einer Gruppe junger Leute irgendwo in Russland – und der scheint genauso archaisch-improvisiert zu sein wie das Cover mit seinen Buchstaben aus Paketklebeband, das einem den Imperativ „Be happy!“ entgegenschreit. Zwei Nächte und einen Tag lang werden wir Zeuge von den Exzessen dieser Männer und Frauen, die offenbar in einem abbruchreifen Haus leben oder hausen. Sie haben keine Zukunftsperspektive, aber das ist ja noch lange kein Grund, die Lebensfreude zu verlieren. Zu Beginn erinnern einige Bilder an die Lichtmagie eines Boris Eldagsen, doch schnell findet man sich in der Realität wieder. Wir sehen eine Frau von hinten, die halb in einem Hochzeitskleid steckt. Danach prügeln sich junge Männer, liegen betrunken in Fensterrahmen, haben Sex und werden dabei von dosenfleischessenden Freunden beobachtet. Ein nackter Mann fährt auf seinem Mountainbike durch den Flur, eine barbusige Frau rutscht das Treppengeländer herunter, Jugendliche treffen sich zum Abhängen auf einem Hausdach und eine Familie inklusive Kleinkind hockt in einer vollkommen verdreckten Wohnung. Das Buch zieht an und stößt ab. Und es bleibt im Gedächtnis.