Kunstpreis der Keller-Wedekind-Stiftung an Peter Hebeisen

Zeigen, was unsichtbar ist

Die Keller-Wedekind-Stiftung (KWS) vergibt ihren hochdotierten Kunstpreis dieses Jahr an den in Zürich lebenden Fotografen Peter Hebeisen. Hebeisens fotografische Serien kreisen um das Thema Porträt. Seine Fotografien sind Interpretationen dessen, was das Objektiv der Kamera einfängt. Es ist der scharfe Blick hinter und unter die sichtbare Oberfläche, der das Eindringen in die subkutane Landschaft von Mensch, Tier und Natur ermöglicht. Zu sehen sind seine Arbeit aktuell bis zum 25. November 2023 in der Fabian & Claude Walter Galerie in Zürich.

Die Serie 20th Century European Battlefields ist von bemerkenswerter Aktualität. Peter Hebeisen fotografierte Orte in Europa, an denen die großen kriegerischen Schlachten des 1. und 2. Weltkrieges stattfanden. Wo kilometerweit Natur und Städte verwüstet wurden und Tausende von Menschen starben, befinden sich heute Städte, lauschige Wäldchen oder idyllische Strände mit Sonnenschirmen und Eisständen. Dennoch ist es Kriegsfotografie, die gleichsam posthum den Ort und seine Toten porträtiert.

Beeindruckend ist auch Hebeisens neueste Serie der Schweizer Gletscher What remains. Die Aufnahme rückt den Gletscher in die Nähe eines lebendigen Wesens, welches leidet und stirbt – ein faszinierender Kontrapunkt zur prachtvollen Schönheit der Bergwelt.

Die Keller-Wedekind-Stiftung (KWS) fördert gegenständliche Kunst in der Schweiz. Die KWS vergibt ihren Preis seit 2013 alle zwei Jahre. Peter Hebeisen ist nach Gabriella Gerosa, Joëlle Flumet, Thomas Ritz, Tobias Weber und Andrea Muheim der sechste Träger des KWS-Kunstpreises. Es ist einer der höchstdotierten ausschliesslich privat finanzierten Kunstpreise in der Schweiz. Sein Wert beläuft sich auf 70’000 Schweizer Franken: Der Künstler erhält 10’000 Franken, mindestens ein Werk wird von der Stiftung angekauft; zudem gehören zur Förderung eine Ausstellung in der Zürcher Galerie Fabian & Claude Walter und die Produktion des Werkkatalogs.

Der über 100-seitige Katalog zur Ausstellung enthält rund 60 Abbildungen und den Text der Redaktorin und Autorin Nadine Olonetzky. Die Werkkataloge der KWS zeichnen sich durch Gehalt und eine sorgfältige Zusammenstellung aus. Diese namhafte Förderung wird mit einem langen Atem, abseits von kurzlebigen Strömungen und modischem Marketing verfolgt. Die Evaluation der jeweiligen Kunstschaffenden spielt sich in einem konzentrierten Prozess ab. Kunstschaffende reichen bei der KWS ihre Werke nicht ein, sondern sie werden durch permanente, intensive Beobachtung der Schweizer Kunstszene von der Stiftung ausgewählt.

www.fabian-claude-walter.com