Kathrin Linkersdorff im Haus der Photographie

Schönheit des Vergänglichen

Kathrin Linkersdorffs (*1966) faszinierende großformatigen Arbeiten fluktuieren zwischen Kunst und Wissenschaft. Mit Experimenten, in denen die Künstlerin das Wesen von Pflanzen ergründet und damit einen vergrößerten Blick auf die zerbrechlichen, inneren Strukturen bietet, bewegt sie sich an der Schnittstelle zur Botanik.

Sie setzt gezielt Prozesse des Zerfalls in Gang, um die innere Struktur von Blumen und anderen Pflanzen freizulegen. Den sichtbar gewordenen Bauplan hält sie in inszenierten Fotografien fest. Hierbei bedient sie sich unterschiedlichen fotografischen Techniken von Dye-Transfer bis hochwertigen Archival Pigment Prints auf speziellen Baumwollpapieren. Ihr Denken und die Ästhetik der Bilder wurzeln im japanischen Konzept des Wabi Sabi, demzufolge Schönheit die Akzeptanz von Vergänglichkeit, Unvollkommenheit und Verletzlichkeit ist.

Für ihre Serie „Fairies” sammelt die Künstlerin zunächst Tulpen und trocknet sie über einen Zeitraum von mehreren Wochen sorgfältig. Während dieser Zeit extrahiert sie die Pigmente der Blumen, die dann zu einem natürlichen Farbstoff rekonzentriert werden. Anschließend taucht Linkersdorff die getrockneten, durchscheinenden Blumen in ein flüssiges Medium, in dem sich ihre Blütenblätter entfalten.

In ihrem neuen Projekt, das im PHOXXI, dem temporäre Haus der Photographie, zum ersten Mal gezeigt wird, arbeitet sie in ihrer künstlerischen Forschung unter Einbeziehung von Bakterien. Die daraus entstehende neue Werkreihe ist im direkten Austausch mit der Mikrobiologin Prof. Dr. Regine Hengge von der Humboldt Universität geplant. Um natürliche Stoffkreislaufprozesse zu visualisieren, dienen entfärbte Pflanzen und Früchte als Wachstumssubtrat für Bakterien, die darauf morphologisch differenzierte und
durch ihre farbigen Antibiotika spektakulär bunte Kolonien bilden. Das komplexe Zusammenspiel von Werden und Vergehen in der Natur wird so direkt sichtbar gemacht.

Kuratiert von Ingo Taubhorn, Kurator Haus der Photographie.
Die Ausstellung wird für die Deichtorhallen Hamburg zusammengestellt.

www.deichtorhallen.de