HELMUT NEWTON. Das Erbe.

Feier zum 100. Geburtstag        

Diesen Termin sollte man sich schon einmal vormerken: Denn ab dem 31. Oktober 2021 zeigt die Berliner Helmut Newton Stiftung die große Retrospektive „HELMUT NEWTON. LEGACY“. Die Ausstellung sollte ursprünglich anlässlich des 100. Geburtstags des Fotografen eröffnet werden, wurde jedoch aufgrund der aktuellen Situation um ein Jahr verschoben; sie hält neben zahlreichen Bildikonen von Helmut Newton auch manche Überraschungen für die BesucherInnen bereit.

Auf der gesamten Ausstellungsfläche im ersten Stock des Museums wird das Leben und das visuelle Vermächtnis des gebürtigen Berliner Fotografen chronologisch nachgezeichnet. Mit etwa 300 Werken, von denen die Hälfte zum ersten Mal gezeigt wird, präsentiert der Stiftungskurator Matthias Harder unbekanntere Aspekte aus Newtons Werk, darunter vor allem seine ungewöhnlichen Modefotografien der unterschiedlichen Dekaden, die den sich wandelnden Zeitgeist widerspiegeln. Abgerundet wird die Präsentation durch Polaroids und Kontaktbögen, mit denen man in der Ausstellung der Entstehung berühmter Motive nachspüren kann, sowie Sonderveröffentlichen, Archivalien und Zitate des Fotografen.

Seinen unnachahmlichen Stil fand Newton im Paris der 1960er-Jahre, etwa mit den Aufnahmen der damals revolutionären Modeentwürfe von André Courrèges. Neben den klassischen Studioaufnahmen arbeitete der Fotograf auch in den Straßen von Paris und inszenierte seine Modelle etwa als vermeintliche Demonstrantinnen oder im Rahmen einer Paparazzi-Story; stets im Auftrag bekannter Modemagazine. Die teilweise engen Rahmenbedingungen und Erwartungen seiner Auftraggeber waren für ihn gleichzeitig ein Anreiz, gegen die traditionellen Darstellungsmodi zu opponieren.

Seit den 1970er-Jahren hatte Newton hingegen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten beim Shooting vor Ort, ob per Helikopter am Strand von Hawaii oder in einem Pariser Stundenhotel, wo er Unterwäsche fotografierte und über die Spiegel im Raum stets im eigenen Bild sichtbar blieb. So testete Newton immer wieder gesellschaftlich-moralische Grenzen aus und definierte sie mitunter neu; er verstörte und verzauberte die Menschen mit seinen Visionen und Visualisierungen von Mode und Weiblichkeit – und das bis zu seinem Lebensende. Wohl kein Fotograf wurde häufiger publiziert als Helmut Newton. Heute sind viele seiner ikonischen Bilder Bestandteil unseres kollektiven Bildgedächtnisses. Doch nach einer intensiven Recherche im Stiftungsarchiv kommen nun vergessene, überraschende Fotografien ans Licht.

Die Lobby der Helmut Newton Stiftung wird zur Retrospektive im neuen Look erscheinen. Newtons fünf Big Nudes aus dem Jahr 1980, die die BesucherInnen bis dato im Museum für Fotografie empfingen, werden durch fünf Modeaufnahmen ersetzt; ein Paradigmenwechsel – 17 Jahre nach Eröffnung der Stiftung.

In June’s Room wird während der Laufzeit der Retrospektive eine Sonderausstellung zum Werk von June Newton alias Alice Springs gezeigt – im Andenken an die Stiftungspräsidentin, die im April 2021 in Monte Carlo verstarb und inzwischen neben ihrem Mann in Berlin zur letzten Ruhe gebettet wurde.

Zur Ausstellung „HELMUT NEWTON. LEGACY“ erscheint eine umfangreiche Publikation.

Nach der Wiedereröffnung des Museums Ende Mai 2021 präsentiert die Helmut Newton Stiftung noch bis zum 10. Oktober 2021 die aktuelle Ausstellung „America 1970s/80s“ mit Werken von Evelyn Hofer, Sheila Metzner, Joel Meyerowitz und Helmut Newton.

www.helmutnewton.com