Test: Grafik-Monitore für Fotografen

DER RICHTIGE SCHIRM FÜRS PERFEKTE BILD

Fotografie ist Farbe, zumindest wenn man Schwarz und Weiß mit einbezieht. Daher ist es verwunderlich, wenn abertausende von Euro für die Kameraausrüstung ausgegeben werden, der Monitor beim Kauf aber oft eher stiefmütterlich behandelt wird.

Test: Dr. Björn K. Langlotz

 

Bild: Eizo

AUSGEWÄHLTE MONITORE IM TEST

Für unseren Test aktueller Grafik-Monitore traten eine Auswahl von Topmodellen der Hersteller Asus, BenQ, Eizo und Viewsonic mit 27‘‘-Bildschirmdiagonale und 4K-Auflösung gegeneinander an, zudem ein Kandidat ohne Hardware-Kalibrierung. Alle Bildschirme haben einen USB-C-Anschluss, der ein Notebook aufladen kann und mit dem das Bildsignal übertragen wird. Weitere Anschlüsse wie HDMI sind ebenfalls bei allen Monitoren mit an Bord. Den USB-C-Anschluss nutzen alle Geräte, um einen USB 3.x-Hub zur Verfügung zu stellen.

ASUS PA27DCE-K

Der Asus PA27DCE-K ist der einzige OLED-Bildschirm im Testfeld – hier sind schwarze Pixel auch tatsächlich schwarz. Somit hat dieser Monitor einen unmessbar hohen Kontrast. Allerdings neigen auch moderne OLED-Modelle zu Einbrenn-Effekten, daher ist etwas Vorsicht geboten. Die Farbraumabdeckung ist sehr gut: Adobe RGB wird zu 99% abgedeckt und DCI-P3 zu 96%. Seine maximale Helligkeit (bei einem
eingestellten Weißpunkt von D65) liegt nach unseren Messungen bei 267 cd/m2. Die Bildhomogenität ist insgesamt befriedigend: Die Helligkeitsverteilung zeigt Ausreißer von +6 bis 7 % in den Bildecken, was gerade noch verschmerzbar ist, aber in zwei anderen Ecken messen wir eine Farbabweichung von ΔE >5 – das ist bereits sichtbar. Insgesamt zeigt er nach der Hardware-Kalibrierung mit dem mitgelieferten Messgerät von xRite Farben in der Bildmitte farbgenau an (ΔE bzw. ΔC (Grautöne) <0,5 (maximal: 1) – hervorragend! Leider legt die Kalibriersoftware von Asus keine Profile zur Charakterisierung an, das Betriebssystem arbeitet also quasi „blind“. Hier helfen nur der Kauf einer kompatiblen Software und die nachträgliche Software-Kalibrierung. Für fotografische Belange ein echter Nachteil.

ASUS PA27UCX-K

Dieser Monitor aus der ProArt-Serie von Asus ist vor allem für die HDR-Videoproduktion ausgelegt. Dennoch deckt er den Adobe-RGB-Farbraum zu 100% und den DCI-P3 zu 93% ab. Er besitzt eine Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung mit 576 Zonen. Das erlaubt ihm bei HDR-Videoinhalten ein Kontrastverhältnis von ca. 1 Million:1. Für Fotografen ist das nicht relevant, weil dadurch das Bild verfälscht wird und keine Bildkorrekturen vorgenommen werden können. Im normalen („Fotografen“) Modus ohne dynamisches Hintergrundlicht erreicht der Asus mit eingeschalteter Homogenitäts-Kompensation einen Kontrast von 751:1, beziehungsweise 938:1, wenn sie ausgeschaltet ist. Nach unseren Messungen ändert sich zwar die Homogenität auf dem Panel, gut wird die Helligkeitshomogenität jedoch nie. Immer wieder ist mindestens eine Ecke mehr als 13% dunkler. Die Farbhomogenität ist noch akzeptabel (maximale Abweichung ΔE ca. 3.5). Wie beim OLED-Modell von Asus sind die Farben nach Hardware-Kalibrierung sehr gut (ΔE bzw. ΔC (Grautöne) <0,5 (maximal: 0,9). Das gleiche Manko in Sachen der Profilierung besteht jedoch auch bei diesem Monitor. Zudem ist er recht Blickwinkel-instabil, was sich in aufgehellten Ecken bemerkbar macht. Zudem besitzt der PA27UCX-K einen Lüfter, der im HDR-Betrieb ausgesprochen störend ist.

ASUS PA279CRV

Dieser Kandidat ist ein Geheimtipp, wenn der Monitor nicht Hardware-kalibrierbar sein muss: Er deckt 99% vom Adobe-RGB- und 97% vom DCI-P3-Farbraum ab. Zwar ist auch er etwas Blickwinkel-abhängig, aber insgesamt zeigt er ein recht homogenes Bild. Die maximale Helligkeitsabweichung auf dem Panel messen wir mit etwa 7% in einer der Ecken, die maximale Farbabweichung liegt bei ΔE 3 in einer der Ecken. Zwar ist das Bild insgesamt etwas weniger homogen, aber die Abweichungen sind allesamt so gering, dass man sie nicht deutlich sieht. Auch sein Kontrast ist sehr gut: 968:1 messen wir bei einer Helligkeitseinstellung von 140 cd/m2. Interessant ist dieser Kandidat deshalb, weil seine Presets für Adobe RGB, sRGB und DCI-P3 sehr gut sind und daher eine Software-Kalibrierung wenig Tonwertabrisse erzeugt, wenn man als Weißpunkt abweichend 6.700 K vorgibt, denn das ist der native Weißpunkt des Panels. Der erzeugte Fehler sollte verschmerzbar sein. Tipp für Fine-Art-Printer: Man kann mit dem Datacolor Spyder X2 auch die Werkseinstellung mit der Vorgabe 6.700 K „kalibrieren“ und den Monitor nicht in einen Farbraum (z.B. Adobe RGB) zwingen. Damit steht der enorm große Farbraum zur Verfügung. Aber Achtung: Ohne Farbmanagement in der Anwendung kann man damit natürlich auch einigen (farblichen) Unfug anrichten. Dies gilt natürlich für alle hier getesteten Wide-Gamut-Monitore. Die Farbtreue nach Software-Kalibrierung ist sehr gut (ΔE bzw. ΔC (Grautöne) <0,7 (maximal: 1,4).

BENQ 272U

Der 272U ist das aktuelle Topmodell mit Hardware-Kalibrierung von BenQ. Er erreicht mit aktivierter Bildhomogenitäts-Verbesserung einen Kontrast von nur 570:1. Im direkten Vergleich zum Eizo CG2700X oder dem Asus PA27DCE-K ist dies sofort am flaueren Bild erkennbar, denn die Kontraste hängt davon ab, wie „hell“ Schwarz dargestellt wird. Ansonsten hat der BenQ einen guten Farbumfang von 100% Adobe RGB und 97% DCI-P3 sowie eine gute Farbtreue (ΔE bzw. ΔC (Grautöne) <1,1 (maximal: 1,7). Bei der Bildhomogenität erreicht er zwar keine Spitzenwerte, aber passable 6 bis 7% Abweichung bei der Helligkeit und ein maximales ΔE von 2,1. Ersteres sollte kaum sichtbar sein, sichtbar ist hingegen seine deutliche Blickwinkel-Abhängigkeit. Schon bei normalem Betrachtungsabstand sind seine Ecken deutlich heller und flauer als in der Bildmitte.

EIZO CG2700X

Dieser Monitor zeigt eindrucksvoll, warum der Hersteller Eizo das Maß der Dinge im Grafikbereich ist. Als einziger Testkandidat besitzt er ein eingebautes Messgerät. Das ist komfortabel. Der CG2700X triumphiert in fast jeder Disziplin über das restliche Testfeld. Er hat den größten nativen Farbraum und stellt Adobe RGB mit 100% sowie DCI-P3 mit 98% dar. Selbst der CMYK-Farbraum ISO coated wird zu 100% abgedeckt – das schafft kein anderer Monitor in unserem Vergleich. Sein Kontrast liegt im kalibrierten Zustand bei 1.390:1, wobei hier auch die Bildhomogenitäts-Verbesserung aktiv ist, die diesen Wert in der Regel senkt (der beste Wert hinter dem OLED-Panel von Asus). Auffällig ist beim Eizo der enorm gute Schwarzwert. Messtechnisch überzeugt er ebenfalls: Seine Homogenität ist mit einer maximalen Abweichung von knapp 1,5% bei der Helligkeit und einem ΔE von 0,6 zum Referenzwert enorm gering. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die
Farbtreue über das darstellbare Spektrum ebenfalls professionelle Ansprüche erfüllt (ΔE bzw. ΔC (Grautöne) <0,3 (maximal: 0,7).

EIZO CS2740

Der kleine Bruder des CG2700X ist ebenfalls Hardware-kalibrierbar, jedoch mit separatem, nicht mitgeliefertem Messgerät. Gängige Geräte wie der Datacolor Spyder X2 werden unterstützt. Der CS2740 erreicht mit Homogenitäts-Verbesserung einen Kontrast von 744:1 und kommt so auf völligausreichende 282 cd/m2. In diesem Modus zeigt der Monitor eine sehr gute Homogenität (max. 2,5% Helligkeitsabweichung und ΔE <1,8). Wird die Bildhomogenitäts-Verbesserung deaktiviert, steigt der Kontrast auf 867:1 und die maximale Helligkeit erreicht 337 cd/m2. Nötig sollte das in einem gut eingerichteten Raum für die Bildbearbeitung jedoch nicht sein. Selbst in diesem Modus ist seine Homogenität noch gut (maximal 6,7 % Helligkeitsabweichung und ΔE <1,9). Farbtreu ist er ebenso: ΔE bzw. ΔC (Grautöne) <0,5 (maximal: 1).

VIEWSONIC VP2786-4K

Der Hardware-kalibrierbare Viewsonic VP2786-4K hinterlässt einen gemischten Eindruck. Einerseits überzeugt er mit durchdachten Ausstattungsmerkmalen wie dem ColorPro-Wheel (ein Dreh-Klick-Schalter, mit dem man den Bildschirm bedienen kann und der gleichzeitig als Messgerät dient). Die ebenfalls verbaute Hintergrundbeleuchtung ist eher eine Spielerei für nicht gut eingerichtete Räume, kann hier aber hilfreich sein. Messtechnisch ist der Viewsonic einerseits richtig gut: Er bietet mit Bildhomogenitäts-Verbesserung einen Kontrast von 1.120:1 und ohne von 1.320:1. Dabei erreicht er ebenfalls Helligkeiten auf dem Level der Eizo-Monitore. Wegen offensichtlich erheblichen Serienschwankungen haben wir zwei Geräte getestet. Leider war bei beiden die Bildhomogenität mit und ohne Homogenitäts-Ausgleich nicht gut: Seine Helligkeitsabweichung ist mitbis zu 12 bis 20% mit bloßem Auge deutlich sichtbar. Noch dramatischer ist die Homogenität bei den Farben: Hier erlauben sich die beiden von uns getesteten Modelle Ausreißer von ΔE ca. 8 – 10, auch das ist mit bloßem Auge sichtbar. Die Homogenitäts-Verbesserung ist praktisch wirkungslos.
Ein Indiz, dass Viewsonic die Monitore im Werk womöglich nicht korrekt oder einzeln vermisst. Pluspunkte: Der VP2786-4K hat einen großen Farbraum, der Adobe RGB zu 100% und DCI-P3 zu 98% abdeckt. Seine Farbtreue ist ebenfalls sehr gut: ΔE bzw. ΔC (Grautöne) <0,8 (maximal: 2,2).

 

So haben wir getestet:

Alle Monitore wurden mit einem Datacolor Spyder X2 und der Software-Version „Elite“ analysiert. Hierzu wurden alle Monitore zuvor auf eine Helligkeit von 140 cd/m2 eingestellt. Das ist zwar kein allgemein gültiger Wert, aber er reflektiert eine gute Helligkeit für viele Arbeitsplätze. Als Weißpunkt wurde in allen Fällen D65 und ein Gamma von 2,2 verwendet, außer bei der Überprüfung des Farbraums DCI-P3. Dafür haben wir 6.300 K und ein Gamma von 2,6 eingestellt. Die Homogenität wurde in neun Feldern gemessen, wobei in allen Fällen das Messgerät bei den äußeren acht Feldern an den Rand des Monitors platziert wurde, um auch diese Bereiche zu erfassen. Abweichungen in den Farben ΔE bzw. ΔC (Grautöne) bewerten wir bis zu einer Abweichung von 1 mit sehr gut, obwohl nicht bei allen Farben Abweichungen ab ΔE = 1 von allen Menschen gleich erfasst werden. Bei der Helligkeitshomogenität bewerten wir Abweichungen bis 8% mit 4 Sternen und differenzieren nicht mehr sichtbare Schwankungen mit 5 Sternen. Der Viewsonic VP2786-4K wies im oberen Bereich massive Farbdrift auf. Fazit: Von den getesteten Monitoren überzeugt eigentlich nur der teure Eizo CG2700X rundum. Seine UVP von 2.998 Euro ist zwar jeden Cent wert, trotzdem liegt er für den einen oder anderen Fotografen eventuell außerhalb des Budgets. Von den Hardware kalibrierbaren Geräten, die günstiger sind, weiß der Eizo CS2740 zu überzeugen. Als Geheimtipp kann man den Asus PA279CRV bezeichnen, der mit 680 Euro erheblich günstiger ist. Wer bereits ein Messgerät mit Analysefunktion (z.B. den Datacolor Spyder X2 in der Elite-Ausführung) besitzt und etwas „abenteuerlustig“ ist, kann auch einen Blick auf den Viewsonic VP2786-4K werfen. Die Serienstreuung ist bei diesem Gerät recht hoch, was auch zahlreiche Berichte im Internet behaupten. Mit etwas Glück kann man offensichtlich ein sehr gutes Panel erwischen – uns blieb dies leider verwehrt.

Den kompletten Artikel finden Sie in der aktuellen PHOTOGRAPHIE. (https://photographie.de/produkt/photographie-pdf-version-7-8-2024/)