Künstliche Intelligenz: Neue Werkzeuge für Fotografen

Feind und Helfer

Faszination, Furcht, Verachtung: Was so genannte „Künstliche Intelligenz“ (KI) inzwischen leistet, lässt niemanden kalt – und oft überwiegen negative Emotionen. Schließlich können die Maschinen nur Texte zu Bildern machen, weil sie mit unseren Fotos trainiert haben. Ungefragt. Honorarfrei. Zeit, sich etwas zurückzuholen! Wir lassen die KI für uns schuften, machen Motive besser und sparen Zeit in der Post Production. 

Wie könnte jemand aussehen, der Bilder per Künstlicher Intelligenz zaubert? Wir haben die KI gefragt, der sogenannte Prompt war üppig: „Hobby-Fotograf, älterer Mann mit Bart, sitzt an seinem Schreibtisch, schaut auf einen großen Bildschirm, auf dem Tisch stehen eine Tastatur und ein Bildschirm, aus dem Bildschirm sprühen Funken, neben dem Bildschirm stehen Kameras und Objektive, Kameras und Objektive sind stark verstaubt und lange nicht benutzt, dramatisch, Abend, mystisch, magisch, Zauberlabor.“ Was Adobe Firefly daraus macht, ist ästhetisch, wirkt jedoch massiv weichgezeichnet. Gerade an dieser Stelle hat Midjourney die Nase vorn, Bart, Haarschopf und Falten unseres „Models“ sind differenzierter. Unser Bild links stammt von Microsoft Bing. Ein Motiv mit Flair, allerdings eher künstlerisch als fotografisch. Das typische KI-Problem: Die Auflösung ist gering. Was hilft? KI! Photoshop erweitert das Bild per „Generativer Füllung“. Die endgültige Skalierung übernimmt die Spezial-Software Topaz AI (siehe unseren Test in dieser Ausgabe).

Natürlich kann man so einem Mega-Computer alles eintrichtern. Der „versteht“ nach Tausenden Bildern durchaus, was eine Brennweite bedeutet; er lernt, wie ein Bokeh aussieht. Aber die KI wird nie verstehen, wie großartig es sich anfühlt, mit der Kamera rauszugehen und einen Moment einzufangen. Maschinell zu lernen, wie in den meisten Fällen ein Lachen aussieht, um es als
Bildbauteil hervorzuholen, bleibt etwas anderes als einen fröhlichen Menschen zu fotografieren.

Die Mutter aller KI-Funktionen

In Zeiten, als jeder Kontakt zum Internet sich hinter einer quäkenden Modem-Einwahl verbarg, gab es unter frühen Photoshop-Anwendern ein Horror-Szenario: „Montiere ein SchimpansenJungtier mit Gänsehaut.“ Ein bizarres Gruseln, das widerspiegelt, wie viel Zeit man in das Freistellen von Motiven investieren musste. Um wild abstehende Flauschhaare vom Hintergrund zu lösen, vergingen Stunden mit digitalen Pinselstrichen. Neun von zehn Photoshop-4-Usern raubte es den letzten Nerv. Wie gut, dass die KI auch an diesen Stellen keine Emotionen zeigt. Sie erledigt solche Jobs klaglos für uns und – um im tierischen Bilde zu bleiben – in einem Affenzahn. Wenige Funktionen haben deshalb für so viel Furore gesorgt, wie das automatische Freistellen. Motive vom Hintergrund zu lösen, ist in der Bildbearbeitung zur Mutter der KI-Funktionen geworden. Kaum jemand, der oder die es nicht schon ausprobiert hätte – selbst
Smartphones beherrschen den Trick inzwischen. Und bisweilen vergisst man bereits, wie unfassbar leicht und präzise es geworden ist, Objekte oder Geschöpfe aus dem Bild zu pflücken – sogar solche mit sich sträubendem Haar.

Den ganzen Text lesen Sie in der Photographie Ausgabe 3/4 2024