Günstig und gebraucht – Vor- und Nachteile gebrauchter Bodies und Objektive

Fotografieren gehört nicht nur zu den schönsten Hobbys und Berufen der Welt, sondern auch zu den kostspieligsten. Da kann es sich natürlich lohnen, Teile der teuren Ausrüstung gebraucht und günstiger zu kaufen. Das hat seine Vorteile, aber eben auch seien Nachteile. Dieser Überblick verrät, wann sich der Kauf aus zweiter Hand wirklich lohnt und wann es besser sein kann, neu zu kaufen.

Selbst ein einfacher Kamerabody kostet mehrere hundert Euro und professionelle Optiken sind problemlos im vierstelligen Bereich. Der größte Vorteil gebrauchter Ausrüstung ist und bleibt der vergleichsweise günstige Preis. Viele Fotograf*innen brauchen (oder möchten) immer die neueste Ausrüstung und sind entsprechend bereit, sich von älterem Equipment zu trennen.

Da Kamerahersteller ihre Modelle recht regelmäßig updaten, bietet der Gebrauchtmarkt oftmals sehr gute Angebote. Während der Preis bei Bodys also recht schnell sinken kann, bleiben Objektive im Preis meist recht stabil. Fotograf*innen behalten ihre Objektive schließlich oft über mehrere Kameragenerationen hinweg.

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Altes Vollformat oder neues APS-C?

Der günstige Preis älterer Bodys macht es für viele Fotograf*innen leicht, einen günstigen Einstieg in die Vollformatfotografie zu erhalten und somit jenseits des Crop-Faktors (also der Beschneidung der Abbildung durch den kleineren Sensor) günstigerer Neukameras zu arbeiten.

Das hat natürlich Vorteile, denn die Ästhetik von Vollformat ist stets eine ganz besondere. Die knappe Schärfentiefe und das detaillierte Bild verleihen Vollformatkameras einen ganz besonderen Look. Das erreichen auch neue APS-C-Kameras nicht. Allerdings hat die Elektronik in den letzten Jahren riesige Sprünge gemacht. Neuere Kameras sind wesentlich rauschärmer bei hohen ISO-Werten, besitzen einen viel besseren Autofokus und interessantere Programmmodi.

Dass DSLRs inzwischen von Systemkameras ohne Spiegel verdrängt wurden, hat zudem ein Verschleißteil entfernt und den Sucher wesentlich nützlicher gemacht. Dieser kann nun schließlich auch akkurat Farbe und Belichtung abbilden und bietet zudem Zugriff auf die digitale Vergrößerung.

Gebrauchte Kamerabodys liefern hier für den gleichen Preis größere Sensoren, detailliertere Abbildungen und schöneres Bokeh als neue “Einsteigerkameras”, aber besitzen dafür auch wesentlich weniger Features. Und die sind gerade für Einsteiger*innen oft eine willkommene Hilfe.

 

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Schnäppchen und alte Schönheit – Vintage-Optiken

Fotografieren wie zu analogen Zeiten und mit schnellen Objektiven aus der Vergangenheit knipsen, das bieten manuelle Optiken zu einem günstigen Preis an.

Alle elektronischen Features wie die Bildstabilisierung und der Autofokus fehlen dann natürlich vollständig, aber das stört die Liebhaber*innen des analogen Looks natürlich wenig. Natürlich sind Adapter erforderlich und nicht jeder Mount lässt sich auf jedes Bajonett adaptieren, aber manuelle Optiken haben ihre Vorteile.

Wenn Blende und Schärfe nur per Hand verstellt werden können, kann Alter den Objektiven kaum etwas anhaben. Markierungen mögen verblassen, aber alte analoge Optiken sind immer ein echter Hingucker und bieten preislich offenere Blenden und einen organischeren Look als die elektronische Konkurrenz.

Hier können Fotograf*innen sorglos zuschlagen und das eigene Toolkit erweitern. Obacht gilt allerdings bei der Abbildungsschärfe, nicht jedes alte Objektiv ist für Bilder jenseits der 40 Megapixel gemacht. Auch das rein analoge Arbeiten und die oft abfallende Schärfe und Vignettierung sind nicht das Richtige für alle Fotograf*innen.

Joachim Ott verrät im Blog, wie und warum sich ein Blick durch die Linse(n) der Vergangenheit lohnt. Wer aber eine Liebe für das Manuelle hat und diese auch gerne in digitalen Zeiten beibehalten möchte, kann hier oftmals günstig zuschlagen.

 

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Sensor, Spiegel und Verschlussklappe – das Innenleben

Während Smartphones über den stets offenen Sensor beliebig viele Fotos machen können, besitzen DSLRs und spiegellose Kameras mechanische Verschleißteile. Selbst bei bester Pflege besteht hier durch das Schlagen der Verschlusskappe ein mechanischer Verschleiß, der vor allem bei Serienbildaufnahmen besonders hoch ausfällt.

In der Kamera (Nikon), über das Koppeln an die offizielle Website (Sony) oder mit spezieller Software (Canon) lässt sich auslesen, wie viele Auslösungen eine Kamera schon “auf dem Buckel” hat. Liegt diese Zahl zu hoch (jenseits der 10.000), so ist zumindest Vorsicht beim Kauf eines gebrauchten Bodys angebracht oder der Preis sollte die (Ab-)Nutzung entsprechend widerspiegeln.

Auch die Chancen von toten Pixeln (besonders lästig, wenn mit der Kamera auch gefilmt werden soll) und Schmutz auf dem Sensor steigt mit der Dauer der Nutzung. Sensoren lassen sich bestens selbst reinigen, aber nur mit etwas Geschick und den richtigen Tools. Das können auch Fachgeschäfte für wenig Geld übernehmen.

 

Handfester Nachteil – kein Einblick in die Elektronik

So manche gebrauchte Kamera oder Optik macht auf den ersten Blick eine gute Figur und auch die Zahl der Auslösungen sieht noch gut aus – doch ein Blick unter die Haube könnte Anderes enthüllen. Verschleißspuren und äußere Abnutzung lassen sich leicht ablesen, das Innere einer Kamera bleibt aber unzugänglich.

Wie vorsichtig die Vorbesitzer*innen wirklich waren und wie die Elektronik aussieht, bleibt bei gebrauchten Modellen (abgesehen von geprüften “refurbished” Kameras) nämlich im Dunkeln. Wasserablagerungen, vor allem Salzwasser, oder zu langer Betrieb bei zu heißen Temperaturen kann die Chips und Verbindungen auf dem Board nachhaltig schädigen.

Das ist nicht anders als bei einem gebrauchten Computer: Wenn das Mainboard beschädigt ist, ist das für die Elektronik einer Kamera ein Totalschaden und die Reparatur ist teuer. Wenn sie überhaupt noch möglich ist.

Geprüfte Modelle sollten mit einer entsprechenden Garantie kommen und nicht geprüfte Modelle entsprechend günstiger sein. Übrigens gibt es wichtige Unterschiede zwischen Garantie und Gewährleistung, die für Kund*innen relevant sind.

Auch bei Objektiven kann die Elektronik natürlich vorgeschädigt sein, so dass Blende und Autofokus nicht mehr (richtig) ansprechen.

Wer gebraucht kauft, trägt dieses Risiko.

 

Der Mount – damit es richtig klickt

Ob DSLR oder moderne Systemkamera, Kameras mit Wechseloptiken sind für Fotograf*innen die einzige valide Möglichkeit, flexibel zu bleiben und jedes Motiv richtig einfangen zu können. Und so ist es eher die Regel als die Ausnahme, dass der Wert der Optiken den Wert der eigenen Kamera deutlich übersteigt.

Mit einer Systemkamera kauft man sich schließlich auch selbst in ein System ein, das auf viele Jahre oder gar Jahrzehnte hinhalten soll. Nun sind Kamerahersteller zum Glück für Fotografierende nicht dafür bekannt, den Mount oft zu wechselnd, doch es kommt vor.Canon beispielsweise wechselte jüngst vom betagten EF- zum neuen R-Mount.

Gehen Hersteller von einem zum anderen über, so fallen oft auch die Preise von gebrauchten Objektiven und Bodys. Ein Body mit älterem Mount kann an dieser Stelle also ein Schnäppchen sein, aber mit eingeschränkter Zukunftsfähigkeit. Für neuere Mounts hingegen fehlt kurz nach Wechsel oft der Gebrauchtmarkt, was die Preise oben hält.

 

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Das Zubehör im Blick behalten

Nicht nur beim Mount stellen Kameras Ökosysteme dar, die über Karten und Akkus betrieben werden müssen. Dass die Originalhersteller hier oft die Produktion einstellen, wird oft von Drittanbietern ausgeglichen.

Allerdings ist das Ökosystem rund ums Zubehör nicht endlos gegeben. Gerade Karten und Akkus sind Verschleißteile, die nur eine gewisse Zahl an Lese- und Schreiboperationen bzw. Ladungen und Entladungen vertragen, ehe sie den Geist aufgeben.

Eine gebrauchte Kamera braucht trotzdem neues Zubehör. Steht das nicht mehr zur Verfügung, wird die Funktionsfähigkeit stark eingeschränkt. Auch das sollte man bei allzu günstigen Sonderangeboten im Blick haben.

Die Bindung an Zubehör muss aber freilich nicht immer ein Nachteil sein: Haben Fotograf*innen sich erst einmal eine funktionierende Infrastruktur rund um die Kamera aufgebaut, kann ein älterer Body kostengünstig die Lücke füllen – und beschert Objektiven, Akkus und Karten einen zweiten Frühling.

 

Body und Objektive – Schnäppchen oder altes Eisen?

Hochwertige Kameras und Objektive können über Jahre oder sogar Jahrzehnte halten. Dies gilt vor allem für Zubehör, in dem keine Elektronik verbaut ist, weswegen analoge Optiken zu günstigen Preisen auch gebraucht immer eine Empfehlung wert sind.

Einschränkungen beim Gebrauchtkauf müssen aber bei Kamerabodys mit starkem Verschleiß gemacht werden, zudem sollte idealerweise die Elektronik geprüft werden. Andernfalls tragen Käufer*innen immer ein gewisses Risiko beim Kauf – dies muss dann gegen die Preisdifferenz zum Neukauf abgewogen werden.

Dass gebrauchte Kamerabodys und Objektive aber nach wie vor Höchstleistungen in Punkto Abbildungsqualität bringen, dies steht außer Frage.