Top Secret

Top Secret


Simon Menner
Hatje Cantz



Wenn die Stasi zur Party lädt

Auf dem Cover sehen wir einen Mann, bekleidet mit Schal, einem schwarzen Mantel und einer schwarzen Uschanka auf dem Kopf. Er trägt einen Schnauzer und eine goldene Sonnenbrille. Auf der Rückseite sehen wir ebenfalls einen Mann. Dieser trägt eine rote Strickjacke über einem quer gestreiften Hemd, aber keinen Schnäuzer. Die goldene Sonnenbrille ist allerdings die gleiche wie auf dem Bild davor. Der Mann übrigens auch. Die beiden Fotos sind während eines Verkleidungsseminars entstanden – aber nicht veranstaltet von einem Kölner Karnevalsverein, sondern vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR. Simon Menner hat diese Fotos im Archiv der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen entdeckt – gemeinsam mit anderem Anschauungsmaterial wie beispielsweise zur „Übung zum Ankleben falscher Bärte“, zu „heimlichen Wohnungsdurchsuchungen“ und „Nahkampftechniken“. In Zeiten der Totalüberwachung durch US-Geheimdienste wirken die damaligen Mittel naiv und fast lächerlich. Im Gegensatz zur abstrakten Überwachung unserer Daten waren die Stasi-Methoden jedoch sehr viel greifbarer und persönlicher. Das Absurdeste in dem nun erschienenen Buch „Top Secret“ sind jedoch die Fotos, die auf der Geburtstagsparty für einen hohen Funktionär entstanden sind. Die Gäste kamen alle verkleidet – als Friedensaktivisten, Sportler, Würdenträger der Kirche und andere Bevölkerungsgruppen, die sie ansonsten überwachen. Bei so viel Menschenverachtung weiß man als Betrachter nicht, ob man lachen oder weinen soll. Für ein Fotobuch ist das gar nicht so schlecht.

 

 

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