Eden and After

Eden and After


Nan Goldin
Phaidon



Das Paradies und später

Nan Goldin ist mit Bildern aus dem Nachtleben bekannt geworden. Mit Szenen aus dem subkulturellen Underground, mit schnellen, dringlichen, atmosphärisch dichten Bildern von Transvestiten, Homosexuellen, Nachtschwärmern, Aidskranken und Drogensüchtigen. Mit fotografierten Sexszenen in billigen Hotels, mit Fotografien von Exzessen und Abstürzen. Doch jetzt ist bei Phaidon ein Buch erschienen, das eine ganz andere Nan Goldin zeigt. In diesem versammelt sind Kinderbilder. Der Titel „Eden and After“ deutet an, dass die Kindheit ein Paradies sei, das nicht allzu lange vorhalte. Die Werke in diesem Band sind auf den ersten Blick zumeist unspektakulär: Goldin hat Kinder aus ihrem großen Freundeskreis fotografiert – beim Spiel, dann wieder in sehr direkten Porträts. „Eines meiner größten Projekte ist es, die Menschen entweder zum Lachen oder zum Weinen zu bringen“, hat die 1953 in Washington geborene Fotografin einmal über ihre Kunst gesagt. In diesem Fall ist es irgendwie anders. Man mag nicht lachen oder weinen, dennoch: Viele der Fotografien berühren in der Direktheit des Blicks. Das Buch kommt aber zu einem schwierigen Zeitpunkt. Die Debatte um Kinderpornografie – damit verbunden etwa die Absage der Balthus-Ausstellung im Museum Folkwang in Essen – könnte sich auch auf Bilder aus diesem Buch ausweiten, denn nackte Kinder in der Fotografie sind heute per se verdächtig. Die Kindheit – das wird erst jetzt deutlich – war schon immer ein wichtiges Thema für Nan Goldin. „Wenn ich nichts für jemanden empfinde, kann ich diese Person nicht fotografieren“, sagt die in Paris lebende Goldin – und das gilt auch für ihre Kinderbilder. Es ist eine Nähe zwischen der Fotografin und den porträtierten Kindern, eine erstaunliche Natürlichkeit, die auf eine echte Beziehung schließen lässt. Intimität, Direktheit, Subjektivität. Bis ins Extreme. Auf überraschende Weise ist all das auch in diesem Buch, das Fotografien von Kindern der letzten 30 Jahre versammelt. Viele der hier gezeigten Arbeiten sind bisher unveröffentlicht.

 

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