Online-Galerie Photocircle: Die Story dahinter

FOTOKUNST FÜR EINE BESSERE WELT

Die eigenen Wände verschönern und ganz nebenbei die Welt ein Stück weit besser machen? Die Online-Galerie Photocircle verspricht genau das – auf Basis eines klugen Spendenkonzepts. Doch wie bringt man soziale und ökologische Nachhaltigkeit und wirtschaftlichen Erfolg überein? Wir haben nachgefragt.

Kennen Sie das? Sie reisen durch ferne Länder und lichten Land und Leute ab. Sie bringen tolle visuelle Souvenirs mit nach Hause – doch am Ende bleibt ein schaler Beigeschmack. Vielleicht, weil Sie mit einem Equipment fotografiert haben, das sich die meisten der Locals nie leisten könnten. Vielleicht, weil Sie zum Tele gegriffen haben, um unbemerkt zu porträtieren, oder den Porträtierten die versprochenen Bilder nie zugeschickt haben. Thomas Heinrich kennt dieses Gefühl. Nach dem Studium arbeitet der ambitionierte Amateurfotograf und Betriebswirt eine Zeitlang in einer Unternehmensberatung. Als er Zweifel am Sinn seines Job bekommt, macht er eine Reise durch Südostasien. Zurück daheim sucht er nach einem Labor, das seine Bilder ausgibt, findet aber kein zufriedenstellendes Angebot. „Ich wollte etwas zurückgeben, an die Menschen in den Regionen, in denen ich unterwegs war“, sagt Heinrich. 2012 entwickelt er das Konzept einer nachhaltig agierenden Fotogalerie mit angeschlossenem Fotolabor, es ist die Geburtsstunde von Photocircle. Die Geschäftsgrundlage ist nicht neu: Ein umfassendes Angebot von Bildern – bei Photocircle sind es mehr als 20.000 Motive – die genug grafische Attraktivität oder Wow-Effekt besitzen, um als Wandschmuck gekauft zu werden. Produziert in hoher Qualität und angeboten in unterschiedlichsten Formen und Formaten – vom Premium-Poster und Kalender über Prints auf Fine-Art- Papier, Leinwand, Alu-Dibond bis hin zu Bildern im Schattenfugenrahmen oder kaschiert hinter Acrylglas – vermarktet über eine ansprechende und performante Website. Was anders ist

bei Photocircle: Die Fotokünstler verpflichten sich, zwischen 10 und 100 Prozent ihrer Einnahmen zu spenden, Photocircle selbst spendet fünf Prozent vom Umsatz der fertiggestellten Produkte.

Mehr als 225.000 gepflanzte Bäume

„Bis vor ein paar Jahren haben wir kleinere Projekte in den Ländern unterstützt, in denen die Bilder entstanden waren“, sagt Photocircle-Gründer und Geschäftsführer Thomas Heinrich. Knapp 100 Projekte in über 40 Ländern sind so mit dem Spendenaufkommen gefördert worden, von Initiativen für Schulen in Bangladesch oder einen Kindergarten in Burkina Faso bis hin zu Wasserfiltern in Guatemala oder dem Schweinswal-Schutz in der Ostsee. Seit 2019 fördert Photocircle längerfristige Projekte – derzeit ein Aufforstungsprogramm in Äthiopien, das sowohl der lokalen Bevölkerung (Stichwort „Wasserspeicherung und bessere Ernten“) als auch dem Klima zugute kommt.

„Wir versuchen fair in allem zu sein: Fair gegenüber den Künstlern, die ihren Preis, anders als bei anderen Fotogalerien, selbst bestimmen können, fair im Sinne einer sozialen und ökologischen Verantwortung, die ihren Ausdruck in der Spendenidee findet“, sagt Heinrich. Gleichzeitig brauche man sich in Sachen Qualität nicht hinter den Großen der Branche zu verstecken – im Gegenteil. „Viele assoziieren unser Konzept mit hohen Preisen, doch tatsächlich sind unsere Preise niedriger als die der großen Anbieter, und qualitativ sind wir mindestens auf Augenhöhe“, sagt der Photocircle-CEO.

PHOTOCIRCLE – DIE WICHTIGSTEN FAKTEN

Photocircle ist eine sozial und ökologisch ausgerichtete Fotogalerie mit angeschlossenem Fotolabor. Ein Teil der Einnahmen zwischen 10 und 100 Prozent der Künstler-Einnahmen – und fünf Prozent des Unternehmensumsatzes fließt in nachhaltige Projekte, derzeit in ein Aufforstungsprogramm in Äthiopien. Gegründet wurde das in Berlin ansässige Unternehmen 2012 von dem begeisterten Amateurfotografen und studierten BWLer Thomas Heinrich, der nach einer Südostasienreise mit dem bestehenden Angebot an Online-Fotoplattformen unzufrieden war: Der Gedanke, mit dem Verkauf seiner Bilder Geld zu verdienen, ohne dass die Menschen auf seinen Fotos davon profitierten, erzeugte bei ihm Unwohlsein – die Idee zu Photocircle war geboren. Dem Team um Heinrich gehören vier weitere Mitarbeiter*innen an – darunter IT-, PR- und kuratorische Fachkräfte.

Wir fragen nach. Lokale Strukturen, Qualitätsproduktion in Deutschland, der Verzicht auf einen Teil des Umsatzes bei zugleich kleineren Preisen: Kann das ohne Selbstausbeutung funktionieren?

„Finanziell ist es nicht immer leicht, aber wir zahlen uns angemessene Gehälter“, antwortet der studierte Betriebswirt, der Photocircle gemeinsam mit einem fünfköpfigen Team, darunter IT- und PR-Experten sowie eine Kuratorin, leitet. „Andererseits versuchen wir unsere Kosten klein zu halten: Wir arbeiten von einem Co-Working-Space in Berlin-Schöneberg aus, und anders als herkömmlich wirtschaftende Unternehmen sind wir zur Markenbildung nicht auf kostspielige Marketingkampagnen angewiesen. Wir vertrauen vielmehr auf Mundpropaganda, unsere Newsletter- und Social-Media-Arbeit und nicht zuletzt eine gute Presse.“ Hilfreich sei auch die Tatsache, dass man ohne Investoren auskomme – einen Renditedruck oder Zwang schnell zu wachsen, gebe es nicht.

Die Mund-zu-Mund-Propaganda wirkt bis hinein in die Bildermacher Communities. Rund 1.000 Künstler – Illustratoren wie Fotografen, darunter auch bekannte Profis – vermarkten ihre Bilder über Photocircle; einige lassen dort auch Prints für ihre Ausstellungen produzieren.

Einer von ihnen ist der Natur-, Travel- und Tierfotograf Patrick Monatsberger. Das Mitglied der wohl bekanntesten deutschen Naturfoto-Community „German Roamers” ist seit fünf Jahren exklusiv bei Photocircle. Gut verkauft hat er unter anderem seine Kalender, das meistverkaufte Einzelbild aber ist sein Hirschporträt. Sein Aufwand beim Bilderverkauf sei minimal, sagt Monatsberger und die Spende für den guten Zweck ein echter Pluspunkt. Auch André Alexander, mit 218.000 Followern einer der erfolgreichsten deutschen Landschaftsfotografen auf Instagram, vermarktet rund 200 Motive via Photocircle. Es gehe ihm nicht primär um den monetären, sondern vielmehr um die sozialen und ökologischen Aspekte. Alexander: „Das Aufforstungsprojekt in Äthiopien hat mich überzeugt.“

Wir schauen nochmal auf die Website, das Konzept des ökonomischen und zugleich ökologischen Wachstums geht offensichtlich auf: Als wir mit Thomas Heinrich sprechen, sind 225.453 Bäume gepflanzt, zwei Tage später steht der Zähler bei 225.789.

photocircle.net