Joachim Schmeisser in der Münchner Galerie Immagis

Die Letzten ihrer Art

Er hat den wilden Tieren Afrikas ein Denkmal gesetzt, das nicht mehr wegzudenken ist. International machte der Fotograf Joachim Schmeisser auf die noch verbliebene Populationen etwa der Raubkatzen und Elefanten aufmerksam und fand enorme Beachtung, denn wohl keiner setzte diese Wesen derart majestätisch in Szene. Jede einzelne Schwarzweiß-Fotografie ist beseelt vom Charakter eines jeden Tieres. Zu sehen ist diese Erhabenheit bis zum 25. März in der Münchner Galerie Immagis | Fine Art Photography. – Ein Muss für alle Kunst- und Tierliebhaber.

Unten stehender Text von Marc Peschke (Kurator und Kunsthistoriker)

Seine sehr besondere Sicht auf die Welt, verbunden mit einem tiefen Interesse an den Dingen die ihn berühren – das zusammen bildet die Grundlage der Wirkungskraft, die für die künstlerischen Arbeiten von Joachim Schmeisser kennzeichnend sind. In seinen Bildern steckt stets etwas schwer zu Beschreibendes, etwas jenseits der gewohnten Realität, das bisher Unsichtbares sichtbar und für uns Betrachter erfahrbar werden lässt.

Mit seinen ikonischen Portraits der vom Aussterben bedrohten Wildtiere Afrikas wurde Joachim Schmeisser weltbekannt und erhielt 2012 den bedeutenden Hasselblad Master Award. Er sieht Tiere als gleichberechtigte Individuen. Und so empfinden wir auch, wenn wir die Bilder betrachten – die Tiere scheinen uns vertraut. Wir spüren eine starke, empathische Verbindung zu ihnen. Ihr Empfinden mischt sich mit unserem – wir erkennen uns selbst.

Zeitlosigkeit und Intimität ist in diesen Fotografien, die an malerische Vorbilder denken lässt. Das Konzept des „Erhabenen“ wird hier spürbar, jene Idee, dass wir etwas Großem, ja Heiligem, Unerreichbarem oder Unendlichem beiwohnen. Wir spüren das Erhabene etwa in den Bildern von Caspar David Friedrich, in seinem „Mönch am Meer“ – genauso, wie in der Fotografie eines Gepards in weiter Savannen-Landschaft, der den Sonnenuntergang betrachtet. Diese Kunstwerke, auch ihre phänomenalen Lichtstimmungen, eröffnen Gefühlsebenen, die sich schwer in Begriffe fassen lassen. Es bleibt ein unsagbarer Rest. Das Erhabene ist von zeitloser Aktualität, doch benötigt man ein sensibles Gespür für das Feinstoffliche und die Anmutung von Größe, weit über die gewöhnliche Schönheit hinaus – genau das zeichnet die Bilder von Joachim Schmeisser aus.

Interessanterweise verbinden sich seine Fotografien in dieser Hinsicht – wie auch seine abstrakte Serie der „Side Effects“ – mit Werken der modernen Kunst. Es sei an Barnett Newman erinnert, dessen Essay „The Sublime Is Now“ im Jahr 1948 erschienen ist. Er beschreibt seine Kunst als eine „metaphysische Erfahrung des Erhabenen“. Es war eine Naturbegegnung im Südwesten Ohios, die für Newman existenzielle Bedeutung hatte – und eine scheinbare Unbegrenztheit des Raums wohnt auch den Fotografien von Joachim Schmeisser inne. Doch sind es hier nicht die Menschen, die sich als Wesen in einem unendlichen Raum befinden: Es sind die Tiere.

Der Künstler zeigt die Tiere als individuelle Persönlichkeiten, in all ihrer Schönheit und Würde, in der aber immer auch die Fragilität erkennbar ist: die Gefahr, all das, das feine Gewebe des Lebens, unwiederbringlich zu verlieren. „Wenn ich es mit meinen Bildern schaffe, Menschen emotional zu berühren und zum Nachdenken anzuregen, dann kann ich meinen Teil dazu beitragen, auf ihre prekäre Situation aufmerksam zu machen. Mein Ziel ist es, unseren getrübten Blick auf die komplexe und verletzbare Natur zu schärfen“, sagt Joachim Schmeisser.

Joachim Schmeissers Fotografien gehören weltweit zu den begehrtesten Werken dieses Genres.

www.immagis.de