Making of: Unterwasserfotografie

Liquid

Wasser ist ihr Element: Die Bilder von Christy Lee Rogers schwelgen in Schwerelosigkeit und erinnern an barocke Fresken. Wir haben mit der Hawaiianerin über den Zauber des nassen Elements gesprochen.

Christy Lee Rogers …

… ist eine bildende Künstlerin aus Kailua, Hawaii. Ihre Werke werden weltweit ausgestellt, befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen auf der ganzen Welt und zieren Musikalben, CDs, Buchcover, Veranstaltungsplakate und Deckengewölbe. 2019 erhielt sie die Auszeichnung „Open Photographer of the Year“ bei den Sony World Photography Awards. Rogers lebt mit ihrem Sohn in Nashville, Tennessee (USA).

Sie schweben, die Musen und Sirenen, die Christy Lee Rogers mit ihrer Kamera festhält, Ornamente aus Farben, Formen und Bewegungen, verschwommene Sagenwelten, weltentrückt, wie im Traum. Manche ihrer Bilder wirken wie Deckengemälde aus der Hochrenaissance oder dem Frühbarock, andere wie antike Skulpturen, die sich in den Weiten des Weltalls verlieren. Selbst die Farben erinnern an Renaissance-Fresken, an die Hell-dunkel-Kontraste des Barock, an Aufstiege ins Himmelreich. Zugleich schimmert immer auch eine gewisse Düsternis durch. „In meinen Bildern finden sich beide Seiten unseres Daseins: das Lichte, Positive wie auch unsere Verletzlichkeit“, sagt Rogers, als wir sie am Telefon in ihrem Haus in Nashville erreichen. „Ohne diese dunklen Seiten würden wir das Licht gar nicht sehen.“ Auch das Wasser spiegele diesen Gegensatz wider, sagt Rogers: Metaphorisch gesehen stehe es für Unschuld und Reinheit, ein darin eingetauchter Körper sei schwerelos, zugleich aber im Element gefangen – ein reizvoller Widerspruch. „Wasser hat ein Eigenleben, Körper und Licht bewegen sich, wie und wohin sie wollen, das ist Teil der Magie.“

Der Sprung ins Wasser

Rogers wuchs in Hawaii auf, Wasser war etwas Alltägliches für die passionierte Boogie-Board-Surferin. Als sie sich entschied, künstlerisch zu arbeiten, ging sie nach Los Angeles, experimentierte mit Super-8-Filmen und fotografischen Selbstporträts. Den Ozean ihrer Heimat vermisste sie. Dann, vor 15 Jahren während eines experimentellen Shootings, fragte ein befreundetes Model, ob sie in den Pool springen solle. „Das war die Initialzündung“, sagt Rogers. „Auf einmal wusste ich, wie ich das Chaos und die Leidenschaft in mir ausdrücken konnte.“ Sechs Jahre lang experimentierte sie mit und in dem neuen Medium, sie ließ ihre Eltern und Verwandten ins Wasser springen, suchte nach neuen Ausdrucksformen, optimierte ihre Techniken, dann erst stellte sie ihre erste Serie „Siren“ vor. Inzwischen hat sie ein Dutzend Fotoserien sowie experimentelle Videos von kaleidoskopartiger Ästhetik erschaffen.
Den Shootings, die meist in Pools in Hawaii stattfinden, geht ein kreativer Prozess voraus, der sich in Notizen, Moodboards und Zeichnungen manifestiert und über Monate ziehen kann.

Die komplette Geschichte finden Sie in der PHOTOGRAPHIE Ausgabe 7-8/2020 oder im E-Paper.