Die “in focus Galerie” in Köln feiert Jubiläum

30 Jahre und kein Ende …

Auf mittlerweile drei Jahrzehnte erfolgreicher Tätigkeit auf dem Feld der Kunstvermittlung kann die Kölner in focus Galerie unter der Leitung von Burkhard Arnold im Januar 2020 zurückblicken. Dabei hat sich eine Institution herausgebildet, die von internationalem Rang ist. Arnold zählt zu den intimen Kennern der Fotokunst: Ein untrüglicher Blick für herausragende Fotokunst und umfassendes Wissen machen ihn zu einem Unikat. Das Interview mit ihm findet sich in der aktuellen PHOTOGRAPHIE 03.

Anfang 1990 in der Hochstadenstraße als Autorengalerie gegründet, entwickelte sich rasch ein professionell geführtes Unternehmen, das aus der Kulturlandschaft Kölns nicht mehr wegzudenken ist. Zugleich reicht die Bedeutung der von Burkhard Arnold und seiner Frau Anja Maria Arnold engagiert betriebenen Galeriearbeit weit über Köln hinaus. Heute zählt die in focus Galerie zu den dienstältesten Fotogalerien in Deutschland mit einem internationalem Ausstellungsprogramm.
Nach Jahren in der Hochstadenstraße, danach am Dom (Marzellenstraße) und anschließend im Brüsseler Viertel hat die Galerie inzwischen in einem liebevoll restaurierten historischen Gebäude in Köln-Rodenkirchen (Hauptstraße 114), wenige Straßenbahnminuten vom Hauptbahnhof entfernt, eine definitive Bleibe gefunden.

Das über Jahre kontinuierlich ausgebaute Programm grenzt sich einerseits klar ab. Es gibt keine historische Fotografie bzw. Kamerakunst des 19. Jahrhunderts. Dafür gibt man sich offen mit Blick auf den Reichtum einer „Fotografie als Fotografie“, wie sie sich seit Ende des Zweiten Weltkriegs vor allem in Europa und den USA entwickeln konnte. Konkret zählen „Klassiker“ der Photographie humaniste wie Willy Ronis, Édouard Boubat oder Sabine Weiss ebenso zu den von in focus vertretenen Künstlern wie Marc Riboud, Elliott Erwitt oder Thomas Hoepker als Mitglieder der Magnum-Gruppe. Der Finne Arno Rafael Minkkinen hatte ebenso einen Auftritt bei in focus wie die Schweizerin Anna Halm-Schudel, der Amerikaner Ben J. Fernandez oder der Franzose Jeanloup Sieff. Wiederholt konnte man dem für seine fragmentierte Weltsicht bekannten Thomas Kellner in Einzel- oder Gruppenausstellungen begegnen, ebenso William Ropp oder Connie Imboden.

Früher Höhepunkt der Galeriearbeit war mit Sicherheit die Hommage an Bruce Davidson. Neben weiteren Einzelausstellungen etwa mit Arbeiten des Hamburger Modefotografen F. C. Gundlach, der Fotografenlegende Ulrich Mack, dem Tschechen Jan Saudek, dem Wahlberliner Will McBride, dem Schweizer René Groebli oder Lucien Clergue, bekannt auch als Mitbegründer der Rencontres d’Arles, traten immer wieder Gruppenausstellungen, die zum einen ein Thema in zum Teil kontroversen Positionen diskutierten, zum anderen Künstlern der Galerie zu einem  gesammelten“ Auftritt verhalfen. Beispielhaft genannt seien die Ausstellungen „Heads“ (2001) mit Beiträgen u. a. von Abe Frajndlich, Georg Hornung und Herbert Döring-Spengler, „In America“ (2004) mit Aufnahmen von Mary Ellen Mark, Susan Meiselas und Bruce Davidson, „Love is …“ (2015) unter Beteiligung von 35 Künstlern oder (2016) eine Hommage an Marilyn Monroe mit Fotografien von Elliott Erwitt, Edward Clark, André de Dienes, Arnold Newman, Eve Arnold und George Barris.

Neue Wege beschritt Burkhard Arnold mit den das Terrain der Landart tangierenden temporären Installationen der Niederländerin Scarlett Hooft-Graafland oder den mit Swarovski Kristallen und Fäden bestickten Fotografien der österreichischen Künstlerin Sissi Farassat. Mit zeitgenössischen Positionen wie den oben genannten und den „Konkreten Fotografen“ um Gottfried Jäger, Karl Martin Holzhäuser, Roger Humbert, René Mächler und Floris M. Neusüss weitete sich das Galerieprogramm ins Experimentelle: Das Lichtbild selbst wird zum Gegenstand künstlerischer
Reflexion. Über 170 Ausstellungen konnten Burkhard und Anja Maria Arnold bis dato realisieren, darunter viel Überraschendes wie unlängst wiederentdeckte Pin Up-Fotos des seinerzeit hoch
gehandelten Bernard of Hollywood (1911–1987).

Wichtig war Burkhard Arnold von Anfang an der direkte Kontakt zu den Künstlern, ein authentischer „Draht“, den nicht zuletzt eine inzwischen stattliche „Gemeinde“ an Galeriebesuchern, Sammlern und Fotografie-Interessierten zu schätzen weiß. So konnte sich aus einem Experiment mit den Jahren eine „Institution“ entwickeln, die fotografische Bilder zeigt, diskutiert und selbstredend zum Kauf anbietet, aber auch Expertisen erstellt, sich auf Messen wie der art Karlsruhe präsentiert, Bücher und Kataloge ediert oder namhaften Museen Leihgaben zur Verfügung stellt. In der Summe eine Erfolgsgeschichte, die ab Mitte Januar mit einer drei Jahrzehnte Galeriearbeit bilanzierenden Ausstellung gefeiert werden soll.

Begleitend erscheint ein Katalog mit 160 Seiten mit einem Essay von Hans-Michael Koetzle (München) und einem Artikel von Burkhard Arnold „Fotografie als Kunst- und Sammelobjekt“ mit zahlreichen Abbildungen aus 30 Jahren in focus Galerie Köln.

www.infocusgalerie.com