Ein Buch ganz und gar dem Hund gewidmet

Das Erbe von Walter Chandoha

Die Welt scheint sich in Katzen- und Hundeliebhaber aufzuteilen – zum Glück gilt das nicht für Walter Chandoha, den größten Haustierfotografen des 20. Jahrhunderts. Er liebte die faszinierenden Geschöpfe gleichermaßen wegen ihrer einzigartigen Schönheit sowie individuellen Besonderheiten und fotografierte sie sowohl zum Vergnügen als auch für den Lebensunterhalt.

Während der Arbeit an seinem von der Kritik gefeierten TASCHEN-Buch Cats wählte Chandoha seine Lieblings-Hundefotos für einen möglichen Nachfolgeband aus und legte Hunderte von Kontaktbögen, Abzügen und Farbdias in sorgfältig gekennzeichneten Kartons beiseite – viele davon waren zuletzt vor über 50 Jahren veröffentlicht worden, einige noch nie.

Leider verstarb Chandoha 2019 im Alter von 98 Jahren, aber sein Vermächtnis lebt in dieser großartigen Fortsetzung, die dem treuesten Freund des Menschen gewidmet ist, weiter. „Walter Chandohas Hundefotos sind nicht nur deshalb so unwiderstehlich, weil Hunde über einen angeborenen Charme verfügen, sondern weil der Mensch hinter der Kamera sein Handwerk beherrschte,“ schreibt die Fotokritikerin Jean Dykstra in ihrer Einleitung.

Wir begegnen über 60 Rassen, vom Terrier bis zum Collie, vom Beagle bis zum Bluthund, vom Elsässer bis zum Pudel, fotografiert sowohl in stimmungsvollem Schwarz-Weiß als auch prächtigem Kodachrome. Der Band erstreckt sich über einen Zeitraum von 50 Jahren, ist in sechs Abschnitte untergliedert und beweist einmal mehr Chandohas besondere Fähigkeit, Technik mit Vielseitigkeit und Intuition zu verbinden: Das Eröffnungskapitel „In the Studio“ zeigt vor allem klassische Porträts; in „Strike a Pose“ überbieten sich unsere vierbeinigen Gefährten in übertriebenen Posen; „Out and About“ zeigt die Tiere, meist mit Chandohas Kindern, beim Herumtollen und Spielen; für „Best in Show“, ganz im Reportagestil, besuchte Chandoha Hundeshows aus der Mad Men-Ära; für „Tails from the City“ durchstreifen die Hunde die Straßen eines 50er-Jahre-New-Yorks; in „Country Dogs“ schließlich folgen wir dem Fotografen zurück in die Natur, zu den Feldern und Stränden.

Jede Aufnahme Chandohas fängt die außergewöhnliche emotionale Bindung zwischen Mensch und Hund ein und macht Dogs zu einer einzigartigen Hommage an diese treuen und liebenswerten Gefährten.

Walter Chandoha (1920–2019) war Kriegsfotograf im Zweiten Weltkrieg, bevor ihn die zufällige Begegnung mit einer Katze auf einen völlig neuen Weg brachte. Die Bilder des „Vaters der Katzenfotografie“ erschienen auf über 300 Zeitschriftencovern und in Tausenden von Werbeanzeigen, auf Plakaten und T‑Shirts ebenso wie als riesiges Kodak-Colorama im New Yorker Bahnhof Grand Central.

Reuel Golden, ehemaliger Chefredakteur des British Journal of Photography, ist Editor für Fotografie bei TASCHEN. Für TASCHEN hat er unter anderem die Titel Mick Rock: The Rise of David Bowie, die Bände zu London und New York aus der Reihe Porträt einer Stadt, Andy Warhol. Polaroids, The Rolling Stones, Her Majesty, The Beautiful Game. Fußball in den 1970ern, die Bildbände zu National Geographic sowie den David Bailey SUMO herausgegeben.