DEUTSCHLANDS FOTO­NACHWUCHS

Julius Hatt (24), Fotograf dieser Aufnahme aus der Serie "The Newcomers", studiert seit 2013 Kunst und Medien an der Zürcher Hochschule der Künste und schätzt dort vor allem den interdisziplinären Ansatz, der ihm größtmöglichen Spielraum in der eigenen künstlerischen Ausdrucksweise lässt. © Julius Hatt

BEREIT FÜR DIE ZUKUNFT

Studium oder Ausbildung? Angewandt oder doch eher künstlerisch? Was wird vom Nachwuchs heutzutage gefordert? Welche Ängste, Ziele, Wünsche hat die junge Generation? Und was erwarten die Dozenten? Wie steht es um den Traumberuf des Fotografen? Ein Stimmungsbild.

Interdisziplinäre Studiengänge, in denen neben Fotografie auch Gestaltung, Design, Typografie oder Malerei gelehrt wird, gibt es auch im deutschsprachigen Ausland, beispielsweise in Linz, Zürich und Luzern. Foto: © Arne Gutknecht / HS Hannover

Der klassische Weg zum Berufsfotografen führt über Studium oder Ausbildung. Allein in Deutschland gibt es mehr als drei Dutzend Hochschulen – staatlich und privat, künstlerischer und angewandter Schwerpunkt -, die den Fotografennachwuchs heranzüchten. Hinzukommen etwa 650 Lehrstellen … und unzählige Quereinsteiger. Wer entscheidet sich für welchen Weg? Was wird 2018 vom Nachwuchs verlangt, und sieht der sich durch die Ausbildung für das Geldverdienen gewappnet? PHOTOGRAPHIE hat sich bei Dozenten, Studierenden und Absolventen an einigen der führenden Institutionen im deutschsprachigen Raum umgehört.

“Vor sechs, sieben Jahren wurden in Deutschland noch knapp 1.000 Azubis ausgebildet”, sagt Hans Starosta. Einerseits gehe schlicht die Zahl der Ausbildungsplätze zurück, andererseits sinke die Zahl geeigneter Bewerber, so der Geschäftsführer des Centralverbandes Deutscher Berufsfotografen weiter. Dadurch, dass der Weg in die Selbstständigkeit seit der Handwerksnovelle 2003 auch ohne den Meisterabschluss möglich ist, machen immer mehr Leute ihr Hobby einfach zum Beruf.

Auch ohne Studium zum Ziel

Celin Dobrzinski wird nicht als Quereinsteigerin beginnen. Die 20-Jährige entschied sich bewusst für eine duale Ausbildung. Den praktischen Teil absolviert sie bei der Firma Deerberg, einem niedersächsischen Multi-Channel-Versandhandel, für deren Modekatalog und Onlineshop sie fotografiert; die Theorie lernt sie an der Landesberufsschule Photo+Medien Kiel (LBS). “Ein Studium kam mir nie in den Sinn. Wenn ich 2020 fertig bin, möchte ich als Tier- oder Eventfotografin arbeiten. Am liebsten fest angestellt, denn momentan kann ich mir den Schritt in die Freiberuflichkeit noch nicht vorstellen”, sagt Dobrzinski.

Grundlagen bleiben unverändert

Etwa zwei Drittel der ausgelernten Azubis, schätzt Jürgen Christ, Leiter der Landesberufsschule Photo+Medien in Kiel, würde nach der Ausbildung im Fotografenberuf bleiben. Meist in klassischen Studios, die sich auf Porträts, Hochzeiten, Paarshootings, Produktfotografie oder Konfirmationen konzentrieren; Redaktionen oder große Werbeagenturen bevorzugen meist Hochschulabsolventen. Eines hätten beide Karrierewege jedoch gemein, sagt Christ: “Bei allen Veränderungen in der Technik: Grundlegende Ausbildungsinhalte sind unverändert geblieben, wie der Umgang mit Licht, Bilder gestalten und beurteilen können. Hinzugekommen sind eine stärkere Betonung konzeptionellen Denkens sowie Aspekte der Vermarktung und Professionalisierung.”

Während seiner Zeit an der Danish School of Media and Journalism in Aarhus schätzte Fotografiestudent Felix von der Osten besonders die Intensität, mit der an Langzeitprojekten gearbeitet wurde. © Felix von der Osten

Bereits während der Ausbildung einen Kundenstamm und eine Marke zu generieren sowie eine individuelle visuelle Handschrift zu entwickeln, sieht auch Dirk Gebhardt, Professor an der Fachhochschule Dortmund, als elementar. Längst sind dazu eigene Module fest im Lehrplan integriert. Ganz allgemein zieht Gebhardt eine positive Bilanz: “Mittlerweile wird der Nachwuchs viel profunder ausgebildet als noch zu meiner Studienzeit. Technisch lief in Deutschland schon immer alles sehr gut, doch was das Gestalterische anging, hinkten wir damals hinterher.”

Den gesamten Artikel mit weiteren Bildern finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 06/2018.

Autor: Florian Sturm