‘ICONS OF STYLE: A CENTURY OF FASHION PHOTO­GRAPHY’

SUPERSTARS

Sensationell, was Kurator Paul Martineau in Los Angeles auf die Beine gestellt hat: eine Ausstellung im J. Paul Getty Museum mit den internationalen Superstars der Fashion-Fotografie von 1911 bis 2011.

Sternstunde der internationalen Modefotografie ist offiziell die Beauftragung von Edward Steichen (1879-1973) durch den französischen Couturier Paul Poiret im Jahr 1911. Kunst war gefragt. So steht es geschrieben. Auch in dem prächtigen Begleitband zur Ausstellung “Icons of Style: A Century of Fashion Photography” im J. Paul Getty Museum mit den berühmtesten Modefotografien aus dem Bestand des Museums, Leihgaben von Sammlern, Stiftungen und zeitgenössischen Fotografen wie Mert Alas und Marcus Piggott, Nick Knight, Ellen von Unwerth oder Bruce Weber.

Wer es nicht bis zum 21. Oktober nach L. A. schafft, dem sei dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Selten weist eine thematische Veröffentlichung im fotografischen Bereich eine derart inhaltliche Konsistenz auf, was wenig verwundert angesichts der Tatsache, dass das Projekt vor fast zehn Jahren in Angriff genommen worden war, um der Faszination Fashion- Fotografie mit ihren Stars in den jeweiligen Epochen in Bild und Text so gerecht wie möglich zu werden.

Der Betrachter taucht in opulente Bildstrecken mit ganzseitigen Abbildungen von rund 80 namhaften bis legendären Fotografen ein und kann sich dazwischen mit englischsprachigen Texten von Experten dieses Fachs informieren lassen. Die Reise durch das Jahrhundert beginnt mit Fotografien von Ikonen wie Edward Steichen, Baron Adolf de Meyer, der wie kaum ein anderer damals das weibliche Antlitz mit sanftem Streiflicht zum Strahlen brachte, oder Anton Bruehl, der Werkstoffe wie Garn in seine Bilder integrierte.

Klassiker der Fotogeschichte wie “The Mainbocher Corset” von Horst P. Horst 1939 in Paris aufgenommen, begegnen einem ebenso wie die Schattenspiele von George Hoyningen- Huene. Selbst die Entwicklung einiger Fotografen reflektiert der Bildband: Während Cecil Beaton in den 20ern seine Models noch verspielt inmitten von Bällen oder scheinbar in Träume versunken im Garten ablichtete, inszenierte er im Auftrag der British Vogue 1941 eine Krankenschwester während der Kaffeepause in einer vermeintlichen Nachtschicht oder ließ ein Model im schicken Kostüm auf die Ruine eines historischen Baus blicken.

“Fashion Is Indestructible” (Mode ist unzerstörbar), lautet der Titel zu dieser Arbeit. Es herrschte Krieg. So führt der Bildband durch die wilden 60er, die sexy 70er- und die coolen 80er hinein in eine weitere Epoche des Umbruchs.