PRAXIS KONZEPT­FOTOGRAFIE

EINE KLEINE GESCHICHTE DER ZEIT

Mit ihrer Fotoserie “Time” hinterfragen Simone Betz und Lukas Lampe den Lauf der Zeit. Sie nähern sich ihr auf vielfältige Art und Weise und beleuchten ihre unterschiedlichen Facetten. Dabei ist ihre Vorgehensweise alles andere als zufällig. Jedes Motiv ist inhaltlich geplant und gescribbelt, der Serie liegt ein durchdachtes Konzept zugrunde. Gerade bei einem so komplexen Thema und inszenierten Motiven sind die Zeichnungen ein thematischer roter Faden und erleichtern die Arbeit mit dem Model enorm.

Am Anfang eines jeden Konzepts stehen eine grobe Vorstellung des Projekts und ein ausgiebiges Brainstorming. “Bei jedem Treffen entwickeln sich die Ideen weiter. Wir versuchen, alles in einer Skizze festzuhalten. Sie muss noch nicht perfekt sein, aber sie stellt sicher, dass wir über die gleichen Dinge sprechen. An einer Skizze ist es leicht, die Szene, das Model und die Pose zu besprechen. Auch Veränderungen, die man macht, sind leichter einzubringen”, erklären die beiden Fotografen, die bei diesem Projekt erstmals gemeinsam gearbeitet haben.

Auch bei der Wahl der richtigen Ausrüstung, einer Pentax 645Z, einer Elinchrome-Blitzanlage mit verschiedenen Lichtformern sowie bei einigen Motiven auch einer Nebelmaschine, hilft eine Skizze. Die Arbeit im Team ist nicht nur ein Gewinn bei der Vorbereitung des Shootings: “Zusammen sahen wir auf dem Display, ob das Bild entsprechend unseren Vorstellungen entsteht und ob die Schärfe und der Ausschnitt stimmen. Dieses Vieraugenprinzip vermeidet Fehler und stellt sicher, dass das ursprüngliche Ziel auch gemeinsam erreicht wird.”

Und noch einen Vorteil bietet das Arbeiten mit Skizzen: Die benötigte Ausrüstung – besonders das Licht – kann besser geplant werden, und so flutscht es nicht nur am Set, sondern auch bei der nachträglichen Bildbearbeitung. Die kann bei guter Vorbereitung nämlich auf ein Minimum reduziert werden: “Einfach die übliche Bearbeitung mit Lichtfarbe, Kontrast, Schärfe und Bildschnitt zum Quadrat. Schließlich noch eine leichte Hautbearbeitung und, je nach Motiv, gegebenenfalls etwas Abwedeln und Nachbelichten.”

Die Bildserie “Time” ist eine freie Arbeit, die ursprünglich in eine Kalenderproduktion münden sollte. Daher beruht das Konzept inhaltlich auf den verschiedenen Aspekten, die man mit dem Begriff Zeit verbindet – und das in der ganzen Bandbreite der Bedeutungen: von freudvoll und glücklich bis zu beklemmend und erdrückend – oder es wird ganz einfach die Tatsache gezeigt, dass wir es allgemein gewohnt sind, die Zeit immer im Auge zu behalten. Inzwischen hat sich das Projekt zu einer unabhängigen Bildserie ausgeweitet und es steht noch offen, wie diese Arbeit später dargestellt wird.

Den gesamten Artikel mit weiteren Bildern finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 06/2017.

Fotos: Simone Betz, Lukas Lukha
Autor: Tobias F. Habura/Fotografen