Lissabon

Lissabon


Jan Windszus
mare Verlag



Fotografien wie ein Fado

Wüsste man es nicht besser, man könnte meinen, Lissabon sei die stillste Stadt der Welt. Zumindest, wenn man gerade den Bildband von Jan Windszus durchblättert hat. Wer noch nie in Lissabon gewesen ist, der bekommt auf den 130 Seiten eine leichte Ahnung davon, was die Portugiesen mit ihrem „Saudade“ meinen; ein Begriff, der die Sehnsucht der Seefahrer mit der Melancholie der Meeresanwohner und der Demut vor der Kraft des Ozeans bündelt. Saudade – ein Gemütszustand, den der junge Berliner Fotograf nun in Bilder übersetzt hat. „Wie ein durchsichtiges Seidentuch liegt über den Lissabonnern eine eigenartige, beruhigende Melancholie, die sie wie aus der Zeit gefallen wirken lässt“, schreibt Karl Spurzem im Vorwort des Buches. Saudade hat sich auch wie ein Schleier auf das Gesicht der jungen Frau in der Tram gelegt, auf den Tagelöhner Davide, auf die Menschen vor der Suppenausgabe der Armenküche. „Lissabon ist eine Stadt, die einen entweder gefangennimmt oder kaltlässt“, formulierte mare-Chefredakteur Nikolaus Gelpke kürzlich während der Ausstellungseröffnung in der Galerie Persiehl & Heine in Hamburg. Jan Windszus hat die Stadt nicht kaltgelassen. Viermal ist der junge Fotograf an den Tejo gereist, hat sich treiben lassen und aus Licht, Schatten und seinem grafischen Blick Bilder geschaffen, die den Geist des Fado, den Geist Lissabons in sich tragen. Es sind Bilder wie Versatzstücke aus Wim Wenders Film „Lisbon Story“ – und doch ganz unvergleichbar eigen.

 

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