Anonymous Women

Anonymous Women


Patty Carroll
Daylight Books



HOME SWEET HOME

Als Frauen nach allgemein vorherrschender Meinung noch hinter den Herd gehörten, durchschnittlich 2,5 Kinder zur Welt brachten und das eigene Heim ein Hort der Perfektion mit Knick im Sofakissen sein musste, wuchs die junge Patty Carroll in einem Vorort Chicagos auf. Mit dieser Prägung setzt sich die Fotografin nun schon seit 20 Jahren formal wie inhaltlich auseinander. Drei Serien sind entstanden. In der ersten inszeniert Carroll eine Art Maskerade, bei der das Gesicht teilweise verdeckt auch nur einen Teil der Persönlichkeit preisgibt. In der zweiten verhüllt die Künstlerin ihre Darstellerinnen ganz und gar und umgibt sie mit schmuckvollen Einrichtungsgegenständen und Accessoires ihres täglichen Lebens. In der dritten kreiert Carroll Sets, in denen die Hausfrauen mit ihrem künstlich geschaffenen Umfeld verschmelzen, eins werden mit Vorhängen und Tapeten. Die Identität ist in der Fiktion eines scheinbar perfekten Zuhauses gänzlich aufgegangen. Diese farbenfrohe und nicht ganz humorfreie, weil auch selbstironische Trilogie entdecken wir in dem Buch „Anonymous Women“ wieder.

Detailverliebte Bühnenbilder mit psychologischem Tiefgang finden sich darin. Man darf sich beim Durchblättern auf die Suche nach verborgenen Hinweisen begeben und dabei mit dem Wesen einer Frau beschäftigen. Allerdings sollte man dabei nicht in alte Denkmuster verfallen und berücksichtigen, dass auch Männer ideenreich mit der Schaffung artifizieller Lebenswelten umgehen. Ein Unterschied mag sein, dass es ihnen seit jeher gestattet ist, dieses auch jenseits der eigenen vier Wände zu realisieren. Carroll spannt einen Bogen: „Als Fotografen folgen wir unseren Herzen und vermitteln persönliche Erfahrungen. Wenn die Botschaften einer größeren Zielgruppe etwas vermitteln, dann haben wir unsere Arbeit getan.“

 

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