PHOTOGRAPHIE Talent Zina Heg

Mit Offenen Augen

Sie begreift die Welt als Ganzes, ist fasziniert von deren Schönheiten – im ganzen Großen wie im Kleinen. Wenn Zina Heg reist, ist die Kamera immer mit dabei, bereit zum Einsatz, um den Moment der Begeisterung zu verewigen.

Einen Rüsselkäfer findet man auch in heimischen Gefilden, dazu muss man eigentlich nicht vom schweizerischen Biberen in die Niederlande fahren. Aber die Frage ist ja, wann man eine Kamera dabei hat, um ein witziges Foto von einem solchen Rüsselkäfer zu schießen? Natürlich im Urlaub. Nämlich dann, wenn man endlich seinen eigenen Gedanken nachhängen kann, offen ist für die ganz anderen Dinge des Lebens – jene, die unbedingten Spaß machen. So ist das auch bei Zina Heg. Beim Käfer-Bild kommen gleich drei Leidenschaften zusammen: das Reisen, das Fotografieren und das große Interesse an der Tierwelt. Gereist ist sie schon immer gerne. Aber erst 2018 ohne Familie, doch dafür mit Kamera, die sie so gefangen hielt, dass eine große Leidenschaft daraus erwuchs, so groß, dass sie ohne nicht mehr sein will (also im Urlaub). Am liebsten würde Zina Heg ihren Lebensunterhalt mit dieser Berufung bestreiten, sieht aber, dass sie als Autodidaktin zwar mit Ambitionen, aber ohne grundlegende Ausbildung, kaum Fuß fassen könnte. So pflegt sie weiter heiter und genreübergreifend ihr Hobby. Obwohl: „Mit der Zeit haben sich natürlich doch einige Schwerpunkte herauskristallisiert, die mir mehr liegen und mich mehr faszinieren als andere. Naturfotografie ist für mich immer ein Highlight geblieben, insbesondere die Makrofotografie – wobei ich zwar ein Makroobjektiv besitze, aber keine professionelle Ausrüstung. Auch Tierfotografie liebe ich – wenn es dazu noch gelingt, etwas Humor reinzubringen, bin ich happy. Bin ich in Städten unterwegs, konzentriere ich mich hauptsächlich auf die Architektur. Auch Street fasziniert mich, da habe ich aber oft etwas Hemmungen.“ Ihr Blick auf die Welt ist auf alle Fälle umfassend und natürlich subjektiv. Dass er ein interessanter ist, erkennt man daran, dass man ihre Bilder gerne betrachtet. Man lässt sich auch gerne auf die kleinen Geschichten darin ein. So bezaubern ihre Fotos nicht nur durch Schönheit oder formal gelungene Ausrichtungen, sondern eben auch durch Inhalte – einfach nur humorvoll wie in ihren Tieraufnahmen oder auch tiefgreifender wie im Motiv oben von einer Moschee in der Nähe von Ashgabat in Turkmenistan. Immer wieder ist es der Augenblick, der zählt. Schon etwas vorher oder ein wenig später bietet sich ein völlig anderes Motiv. Ein guter Fotograf, eine gute Fotografin, trägt das Gespür dafür in sich und löst im richtigen Moment aus. Die Fotogeschichte hat einige Genies hervorgebracht, die immer wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und so zu Legenden wurden. Natürlich: ein Robert Capa. Oder ein Robert Lebeck, der dieser Tage in Ausstellungen und in einem neuen Bildband zu Recht gefeiert wird. Deren Beobachtungsgabe und innere Uhr brachten Meisterwerke hervor … Was das nun mit Zina Heg zu tun hat? Ihr fotografisches Potenzial macht sich anhand des obigen Motivs fest. Zum Zeitpunkt der Aufnahme streifte das Licht über diesen Ort und betonte Flächen, Formen und Linien, die das ganze Bild strukturieren. Aus den harten Kontrasten zeichnen sich Glaube und Mensch in weichen Konturen ab. Kontextualisierte Sinnbildlichkeit.

Das Equipment:
Kamera: Canon EOS 90 D (zuvor Canon EOS 700 D, Canon 80 D).
Objektive: Canon 100-400 mm, 2,8/100 mm und 1,8/50 mm.
Graufilter und Stativ.
Software: Adobe Lightroom.