Kino von damals lebt wieder auf
„Fotos von Michael Friedel kennt jeder“, kündigt Hofs Kulturamtsleiter Peter Nürmberger seine nächste Ausstellung an. Sei es das Elvis-Porträt von 1956 auf der Titelseite des Spiegel. Oder die zahllose Aufnahmen, die in Zeitschriften wie „Paris-Match“, „Stern“, „Quick“, „Life“ oder „twen“ veröffentlicht wurde.
Nürmberger: „Er ist einer der großen Fotografen der Bundesrepublik, aber immer weltweit unterwegs gewesen. Seine Reportagen waren stilprägend.“ Ob touristische Traumziele, wie Dokumentationen verloren gegangener Kulturen indigener Völker. Thematische Schwerpunkte wurden für ihn immer wieder über längere Zeiträume zu einem Arbeitsprogramm mit immer überzeugenden Ergebnissen auf der Höhe der Zeit.
„Fassbinder, Schygulla, Ballhaus“ lautet der Titel der Ausstellung. Rainer Werner Fassbinder, Hanna Schygulla und Michael Ballhaus stehen im Mittelpunkt. Ein halbes Jahrhundert sind die Aufnahmen aus den siebziger Jahren alt. Was macht sie für uns heutige Menschen so interessant? Zunächst ist da natürlich die Qualität der Fotografien von Michael Friedel. Aber Nürmberger will mehr zeigen: „Die Auswahl für Hof setzt noch woanders an. Es geht um den Bezug zum Kino, was für Hof als Festivalort besonders interessant ist.“ Fassbinder war selbstverständlich auch bei den Internationalen Hofer Filmtagen. Wie die anderen prägenden Persönlichkeiten des Neuen Deutschen Films durfte er nicht fehlen, wenngleich er hier mehr durch Anekdotisches wie den Rauswurf aus dem Hotel und das böse Zitat „Hof bleibt doof, da helfen keine Filme“ in Erinnerung geblieben ist. Weltweit dürfte er der bekannteste deutsche Regisseur sein, der bis heute die Filmästhetik prägt.
Es war eine sehr eingeschworene Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern um Fassbinder, die im Theater und im Film stilbildend wurde und die für den Aufbruch einer jungen Szene in den 60er Jahren bis in die 80er steht. Die Schauspielerin Hanna Schygulla ist bis heute das Gesicht, das Filmfans damit verbinden. Sie, wie auch Fassbinder, hat Michael Friedel sowohl in der Arbeitsumgebung abgebildet wie auch in privaten Momenten. Er kommt ihnen in seinen Fotos nahe, sehr nahe. Das dürfte wenigen in der Branche so meisterlich geglückt sein. München, Feldkirchen, Rom – die Orte sind Hintergrund. „Das Eigentliche sehen wir in den Gesichtern“, verspricht der Hofer Kulturamtsleiter Peter Nürmberger.
Heute kommen kaum ein Kinofilm und keine Serie mehr ohne die Kamerafahrt 360 Grad rund um die Hauptperson oder das im Mittelpunkt stehende Paar aus. Gerne mit gegenläufiger Drehung oder Zoom und zunehmender Geschwindigkeit. Die Erfindung geht auf Claude Lelouch zurück, aber Michael Ballhaus machte sie zum ästhetischen Erlebnis. Michael Friedel hat ihn in Rom bei den Dreharbeiten zu „Martha“ abgelichtet. Ein filmhistorisches Dokument – ein gutes Foto sowieso.
Ein Schwerpunkt der Ausstellung sind die Fotos, die bei Fassbinders Dreharbeiten zu „Martha“ 1973 entstanden. 1974 war der Film im Fernsehen zu sehen und dann aus rechtlichen Gründen zwei Jahrzehnte nicht mehr. Erst 1994 wurde er bei den Filmfestspielen in Venedig gezeigt – und bei den Internationalen Hofer Filmtagen. Insofern ist die Ausstellung in Hof am passenden Ort und natürlich während des Festivals geöffnet.
Zur Eröffnung spricht der international geschätzte Kulturjournalist und Ausstellungsmacher Hans-Michael Koetzle, der am Tag danach in Köln den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) erhält.
Es erscheint ein Katalog.