„Changing Perspectives“ in der Leica Galerie Wien

Raus aus der Komfortzone des vertrauten Raums

Architektur- und Landschaftsfotografien, ihre Motive dekonstruiert und neu zusammengesetzt, ihre Farbwelten entrückt, ihre geometrische Anmut aus ungewöhnlichen Blickwinkeln offenbart – die Gruppenausstellung „Changing Perspectives“ widmet sich der Neuverortung, -gestaltung und -interpretation bekannter Räume, von Skateparks in Rio de Janeiro bis zur Brooklyn Bridge in New York. Bis zum 9. September 2023 zeigt die Leica Galerie Wien im Rahmen der Ausstellung die Fotoserien „Gewebe“ von Sabine Wild, „Electric Downtown“ von Jon Ball und „Powerlines“ von Fred Mortagne. „Changing Perspectives“ ist Teil des Festivals Foto Wien. Der Eintritt ist frei.

Downtown Las Vegas ist Glitzer, Farbpracht und Bombast. Die Fotografien von Jon Ball lassen uns jedoch die konventionelle Farbpalette der Stadtlandschaft zugunsten einer anderen Sichtweise überdenken. Diesem und anderen frischen Blicken auf das Altbekannte und Vertraute widmet sich „Changing Perspectives“ in der Leica Galerie Wien.

„Eine Fotografin und zwei Fotografen präsentieren ihre außergewöhnliche Auslegung von Architektur- und Landschaftsfotografie. Die Ausstellung erkundet die Möglichkeiten, Raum und Räumlichkeiten aus einer unkonventionellen Perspektive wahrzunehmen und Landschaften neu zu definieren und zu gestalten“, sagt Galerie-Managerin Miriam Marzura über die Ausstellung, die neben Werken von Jon Ball auch Fotografien von Sabine Wild und der Skater-Legende Fred Mortagne zeigt.

Sabine Wild wurde 1962 im italienischen Padua geboren und lebt seit 1985 in Berlin. In ihrer Fotoserie „Gewebe“ zerstört Wild Architektur und verwebt sie aufs Neue. Als Rohstoff dienten ihr Farbfotos, aufgenommen unter anderem in New York City und Vorstädten der Megacities Hongkong und Chongqing. Die Nachbearbeitung erfolgte per Hand: Wild schnitt zwei Ausdrucke jedes Fotos in präzise, schmale Streifen und montierte sie zu ineinander verschachtelten, sich seriell wiederholenden und bildfüllenden Architekturansichten mit zahllosen Details. Ihre Cuts zeigen zugleich reale, wie auch fiktive Stadtveduten. Linien und Formen fallen auseinander, die Bildebene bricht auf und erlaubt den Blick auf etwas Neues.

Geometrische Kompositionen und Fluchtlinien, die Verbindung zwischen Licht und Schatten, Schwarz und Weiß sowie das Filmkorn sind intime Bestandteile der Fotoserie „Powerlines“ von Fred Mortagne. Als „French Fred“ eine Legende in der Skaterszene, ist der Franzose derzeit vorwiegend als Fotograf aktiv. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Suche nach einer visuellen Sinnlichkeit des Urbanen, die sich durch ihren vielfältigen und zeitlosen Charakter auszeichnet. Eine gemeinsame Bildsprache verbindet Mortagnes weltweit ausgestellte Werke, die sich mitunter erst auf den zweiten oder dritten Blick offenbart und den besonderen Reiz seiner Fotografie ausmacht.

„Dad ist die Farbe Blau, die ich sehe, genauso wie die Farbe Blau, die du siehst?“ Diese Frage seines Sohnes stand am Anfang der Fotoserie „Electric Downtown“ von Jon Ball. 1973 in Moskau geboren, wanderte Ball in die USA aus und machte sich in Idaho einen Namen als Porträtfotograf. Mit einer unkonventionellen Farbpalette zeigt er urbane Räume aus neuer Sicht. „Ich konnte beobachten, dass wir uns durch die Farben unserer Welt verankern. ‚Electric Downtown‘ lässt uns etwas Neues in der amerikanischen Stadtlandschaft sehen“, sagt Ball über seine Fotoserie, die seit 16. Juni im Rahmen von „Changing Perspectives“ gezeigt wird.

„Wir möchten Betrachter:innen herausfordern, ihre Vorstellung von Raum zu erweitern und ihre Wahrnehmung in Bezug auf die vertraute Umgebung zu verändern“, so Miriam Marzura abschließend zur  Ausstellung, die bis 9. September in der Leica Galerie Wien zu sehen ist.

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