Fotografie

Fotografie


Thomas Billhardt
Edition Braus



Ein Wasserbüffel als Schultafel

Gegensätze waren die Stärke des Fotoreporters Thomas Billhardt: Auf dem Cover sehen wir ein vietnamesisches Paar Hand in Hand einen Weg entlanglaufen. Nichts Besonderes, hätten nicht beide ihre Gewehre mit aufgesetzten Bajonetten um die Schulter hängen. Auf der Buchrückseite sehen wir Erich Honecker und Leonid Breschnew beim sozialistischen Bruderkuss, umringt von Pressefotografen. Und auf einem seiner berühmtesten Fotos sehen wir den abgeschossenen amerikanischen Bomberpiloten Dewey Wayne Waddell, groß und kräftig, der von einer zierlichen Vietnamesin mit vorgehaltenem Karabiner abgeführt wird. Billhardt wurde vorgeworfen, das Foto gestellt zu haben, und in der Tat bestätigte er, dass der Soldat mehrere Mal auf und ab laufen musste, bis Billhardt endlich „sein“ Foto im Kasten hatte.

Doch „ob gestellt oder nicht“, das Foto bildete dennoch „einen Teil der großen Wahrheit des Vietnamkrieges“ ab, wie er sagte. In der DDR hatte es jedenfalls eine ganze Generation geprägt, was sicher auch die Absicht von Billhardts Auftraggebern war, schließlich gehörten neben Agenturen und Verlagen auch die Regierungsstellen dazu. Das ändert nichts an seinen besonderen Fähigkeiten. Vor allem Kinder haben es ihm angetan: In Nicaragua liegen sie mit Holzgewehren am Straßenrand, in Vietnam trägt ein weinendes Mädchen sein Geschwisterchen auf dem Rücken, ein Junge benutzt den Bauch seines Wasserbüffels als Schultafel, und ein vierjähriges Mädchen drückt sich schüchtern an ihren Vater. 25 Jahre später traf Billhardt sie während einer Ausstellung seiner Bilder auf den Straßen von Hanoi wieder. Auch das gehört zu Billhardts Leben, an dem wir nun teilhaben können.

 

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