PHOTOGRAPHIE Talent Karsten Januschke

Botanische Notizen

Welch ein Künstler arbeitet schon in aller Stille und Einkehr an seinem Werk – frei von der Absicht, es einmal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen? Wie groß muss die Hingabe zum Schaffen sein, damit nicht der kleinste Hauch von Eitelkeit die Schöpfung korrumpieren kann?

Es rührt einen an, wenn man den Worten von Karsten Januschke folgt: Während viele Fotografen und Fotografinnen unter großem Aufwand in der technischen Ausstattung und fotografischen Ausbildung in renommierten Hochschulen hoffen, einmal Werke von Beachtung zu erschaffen, erzählt das Mitglied unserer Online-Community und der Hobbyfotograf von einer geradezu sagenhaften Produktion am heimischen Küchentisch, von einer schwarzen Pappe als Hintergrund und einer Taschenlampe mit vorgesetztem Butterbrotpapier. Wir sind verblüfft – auch angesichts der Offenheit, mit der Januschke über seine Hilfsmittel berichtet. Immerhin könnte er Gefahr laufen, seine eigenen Werke zu entzaubern, zu marginalisieren, denn die minimalistische Produktion und die imposanten Impressionen klaffen stark auseinander. Kann ein Autodidakt auf diese Weise in einem zutiefst elitären Verständnis Kunst erschaffen? Wir meinen: gerade dann. Wenn das kreative Streben so stark ist, dass jedes schöpferische Hindernis durch eigene Vorstellungskraft gepaart mit eigener Handfertigkeit beiseite geschafft wird, steigert das die Leistung. Seine Bilder sprechen für sich. Botanische Notizen, mit seiner Pentax K-1 pompös inszeniert. Im Garten, Wald, eigenem Wohnbereich oder auch auf einem Parkplatz entdeckt Karsten Januschke diese Kleinode der Natur. Die Vielfalt an Formen und Texturen fasziniert ihn: „Die Natur hält viel Interessantes bereit, man muss nur genau hinsehen. Pflanzen sind überall und ich sehe ständig besondere Formen. Ich versuche, mit der partiellen Dunkelheit in den helleren Bereichen das zu betonen, um was es mir eigentlich geht.“ Wie heißt es so schön? Fotografie ist das Malen mit Licht. „Sie ist für mich die visuelle Umsetzung meines Berufes. Meine Fotos sind wie optische Handschmeichler“, so der Tischlermeister, der noch nie daran gedacht hat, mit seinen Fotoarbeiten an die breitere Öffentlichkeit zu treten. Größte Kritikerin scheint seine Ehefrau zu sein: „Sie meint oft, ich hätte in den Bildern die Farbe vergessen“, witzelt er und liebäugelt mit der Rückkehr zu Schwarz-Weiß, einer ewigen Liebe aus dem Labor – denn minimalistischer geht es kaum.