Systemcheck: Micro-Fourthirds: Den Bildkreis besser nutzen

Die flachen Modelle für die Profis: Die Lumix GX9 (circa 800 Euro) ist der heimliche Nachfolger der GX7, kompakter als die GX8, dafür nicht versiegelt, aber mit Click- Rädchen und zu einem sehr fairen Preis, außerdem die PEN F (circa 1.000 Euro) mit einer sehr klassischen Anmutung.

 

SYSTEMCHECK: MICRO-FOURTHIRDS

DEN BILDKREIS BESSER NUTZEN

Wer sich für das offene Micro-FourThirds-System entscheidet, der landet in der Regel bei einer Kamera von Olympus oder Panasonic und hat die Wahl aus über 100 verschiedenen Objektiven mit Manuellund Auto-fokus, vom Kamerahersteller und von zahlreichen Objektivspezialisten. Wir schauen uns die Besonderheiten des MFT-Systems an und geben Profitipps rund um Kamera und Objektiv.

Rund zehn Jahre ist es her, da haben der japanische Traditionshersteller Olympus und der damals noch relative Neuling im Kameramarkt Panasonic den zukunftsweisenden Schritt gewagt, in einer Systemkamera auf den Spiegel zu verzichten. Das bringt viele Vorteile mit sich, aber auch die eine oder andere Umstellung. Und was der eine liebt, mag für den anderen ein rotes Tuch sein – man denke nur an den elektronischen Sucher. Gleichzeitig haben beide ein offenes System geschaffen, das vielen Partnern den Zugang erlaubt. Doch bevor wir uns in den Details verlieren, wollen wir zunächst ins Innere der Kamera und auf den Sensor schauen.

Neue Technologie
Wie in einer Kompaktkamera geht das Licht den direkten Weg aus dem Objektiv auf den Sensor, unterbrochen nur durch den Verschluss der Kamera. Augenscheinlich fallen damit erst einmal anfällige Mechanik im Innern der Kamera (der Spiegel), aber auch die Option eines optischen TTL-Suchers weg, mit dessen Hilfe der Fotograf sein Motiv schon vor der Aufnahme durch das Objektiv sehen kann. An seine Stelle tritt ein elektronisches Guckloch.

DAS MEINT DER PROFI: JÖRG NICHT …
… ist Street- und Reisefotograf und hat Instagram als das Sprungbrett in die professionelle Fotografie genutzt. Sein Wissen rund um die Grundlagen der Bildgestaltung und Technik sowie die besondere Bildsprache in den Social Media-Kanälen, teilt er mit Interessierten in seinen Workshops. Jörg Nicht, der schon mit vielen Panasonic-Kameras fotografiert hat, schätzt den Detailreichtum und die Geschwindigkeit der Lumix-Modelle, allen voran der G9. “Wenn ich dezenter arbeiten möchte, greife ich natürlich lieber zur GX9. Gerade der schwenkbare Sucher des flachen Profis ist ein echtes Novum.” Als vorbildlich beurteilt er auch die Möglichkeiten, die ihm die 4K- und 6K-Serienbilder liefern, sowie die Vernetzung der Kamera mit dem Smartphone. “Zudem sind die Lumix-Modelle wie die Objektive vergleichsweise kompakt und leicht – unterwegs ein unschlagbarer Vorteil.”

Fotoprofi Jörg Nicht hat einen ganz besonderen Preis-Leistungs-Tipp für uns, nämlich das Pancake Lumix G 1,7/20 mm (circa 400 Euro). Auch das Sigma-Art-Objektiv DN 2,8/60 mm (circa 200 Euro) verdient diese Auszeichnung. Ein unschlagbarer Preis für eine 120-mm-KB-Festbrennweite.

Der Verzicht auf den Spiegel zieht aber weitere Dinge nach sich. So schrumpft etwa das Auflagemaß (einfach ausgedrückt der Abstand vom Bajonett zum Sensor) mitunter erheblich, was eine kompaktere Bauform und eine einfachere Adaptierung von Objektiven mit einem fremden Anschluss erlaubt. Es bedeutet aber auch, dass der Sensor permanent arbeitet, was je nach Größe und Architektur ein thermisches Problem bedingen kann. Außerdem muss der Sensor nun nicht mehr nur die Bildgebung erledigen, sondern weitere Aufgaben, etwa den Autofokus. Und hier wird ähnlich emotional diskutiert wie beim Sucher, nämlich um die bessere Lösung: Kontrast-, Phasen- oder Hybridmessung. Doch dazu später mehr. Zunächst wollen wir noch einmal einen Blick durch den Sucher wagen.

Glaubensfrage Sucher
Noch vor fünf Jahren etwa war der elektronische Sucher nicht nur ein Streitpunkt, sondern ein argumentatives Problem. Die Vorteile liegen zwar auf der Hand: Das Livebild zeigt nicht nur den Blick durch das Objektiv, sondern kann alle gewählten Parameter berücksichtigen und abbilden oder das Bild (etwa beim Arbeiten mit Blitzlicht oder bei Langzeitbelichtungen in der Dunkelheit) so verstärken, dass der Fotograf es optimal erkennen kann. Auch alle gewünschten Informationen können eingeblendet werden, sich überlagern oder konkrete Informationen zum Bild geben. Beispiele hierfür sind die Fokuspeaking genannte farbige Kantenanhebung zur Unterstützung beim manuellen Fokussieren oder eine aus der Videografie bekannte “Zebra”-Darstellung überstrahlter oder detaillos dunkler Bildbereiche.

Das umfängliche Objektivsortiment (hier allein von Panasonic) lebt von der Vielzahl der Anbieter und ist unter den Herstellern von Spiegellosen beispielhaft.

Was bleibt da noch zu kritisieren? Aus heutiger Sicht nichts, doch in den Anfängen waren die Auflösung und Frequenz der elektronischen Sucher nicht optimal. Heute sind sie vom optischen Bildeindruck kaum noch vom optischen Sucher zu unterscheiden. Zudem ist es ein Leichtes – wie etwa bei den Panasonic-Lumix-Modellen GX 7, 8 und 9 -, diesen Sucher auch mit einem Gelenk zu versehen, das, nach oben abgewinkelt, die Ästhetik eines Lichtschacht-Suchers erlaubt. Zudem gleichen Monitor- und Sucherbild einander und können im schnellen Wechsel genutzt werden.

Auch für Freunde langer Telebrennweiten gibt es eine Auswahl von lichtstarken Brennweiten von Olympus und Panasonic. Etwa das M.Zuiko Digital 4/300 mm IS PRO (circa 2.600 Euro) und das Leica DG Vario-Elmar 4-6,3/100-400 mm (circa 1.700 Euro).

Den gesamten Artikel finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 06/2018.

Autor: Tobias F. Habura