SYSTEMCHECK: CANON

Mit der analogen Spiegelreflexkamera EOS 650 (oben) begann für Canon die Erfolgsgeschichte des EF-Bajonetts. Aktuell unterscheiden wir EF- (Vollformat), EF-S- und EF-M-Objektive.

GUT 30 JAHRE AUF ERFOLGSKURS

Vor gut drei Jahrzehnten wagte Canon den Bajonettwechsel und ist – nach anfänglichem Bangen – voll auf Kurs unter den SLRFotografen. Wir schauen uns das aktuelle Angebot an.

Schulterblick: Unabhängig vom rückwärtigen Monitor bietet das hintergrundbeleuchtete Informationsdisplay alle nötigen Informationen zu den gewählten Belichtungsparametern und Kameraeinstellungen wie etwa die Bildfolge, die Autofokuswahl, den verbleibenden Speicherplatz auf der Karte und natürlich über den Akkustand der Kamera. Diese Schulterdisplays sind ein “Überbleibsel” aus analogen Zeiten, in denen es keinen rückwärtigen Monitor gab, einzig im unteren Einsteigersegment bleiben sie den Canon-Spiegelreflexfotografen verwehrt.

Überrumpelt vom Autofokusvorstoß Minoltas, setzte Canon 1987 alles auf eine Karte: EOS. So klang- und verheißungsvoll der neue Kameraname (Eos ist die griechische Göttin der Morgenröte) auch sein mag, ganz nüchtern betrachtet steht das “E” für die elektronische Übertragung zwischen Kamera und Objektiv: Electro-Optical- System. Auch hier entdecken wir das E im Namen wieder, bei den EF- et cetera Objektiven.

Für Canon der erste Schritt ins Profilager mit EOS-Bajonett und Autofokus: Die EOS-1 musste sich, zwei Jahre nach dem Bajonettwechsel, vielen kritischen Stimmen der Profifotografen stellen.

Doch der Reihe nach: Nicht nur Canon wurde kalt erwischt, als Minolta 1985 mit der 7000AF den Vorstoß in die automatische Fokussierung vorantrieb. Nikon antwortete mit der F-501, Canon lieferte mit der T80 keine besonders gelungene Vorstellung ab. Die Firmenleitung gewährte den Ingenieuren eine zweijährige Frist, dann, zum 50. Firmenjubiläum, sollte die Autofokusägide nicht nur am Start sein, sondern den Beginn einer neuen Erfolgsgeschichte markieren.

Auch ganz ohne Spiegel liefert der APS-C-Sensor gute Bildergebnisse, unten in der PowerShot G1 X Mk. III, der EOS M5 und der EOS M100.

Herausgekommen ist ein neues Bajonett mit einem auf 54 mm angewachsenen Innendurchmesser (+6 mm) und einem geringfügig vergrößerten Auflagemaß. Der Verzicht auf jegliche mechanische Übertragungswege zwischen Kamera und Objektiv sollte sich als richtig herausstellen. Die Autofokusmotorisierung landete von Anfang an im Objektiv und war so deutlich reaktionsfreudiger als etwa die mechanische Gestängeübertragung bei Minolta und Nikon.

Den gesamten Artikel mit vielen weiteren Bildern finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 3/2018.

CANON IM INTERVIEW

Er kennt sein System wie kaum ein anderer: Guido Krebs, Manager Product Intelligence, stellt sich den Fragen.

Nennen Sie uns drei Stärken Ihres Systems, die es von den Mitbewerbern unterscheidet.
Canon ist mit dem EOS-System nicht ohne Grund seit vielen Jahren Marktführer. Kameraseitig bieten wir sowohl klassische DSLRs als auch spiegellose Systemkameras für jedwede Anwendung an. Dabei ist das System seit 1987 aufund abwärtskompatibel – und somit eine Investitionssicherheit, die für viele Anwender, egal ob Profi oder Einsteiger, relevant ist. Darüber hinaus hat das Objektivsystem eine Bandbreite, die kein anderer Hersteller bietet: über 80 Objektive, darunter Spezialobjektive, wie fünf Tilt-Shift-Objektive, zahlreiche Makroobjektive, Superteles, und die größte Bandbreite an Zoomobjektiven. Nicht zu vergessen Objektive mit Lichtstärke 1:1,2. Zudem hilft das professionelle CPS-Servicekonzept Profis und engagierten Amateuren im Ernstfall mit schnellsten Reparaturen und Serviceleistungen bei Großevents.

Wo sehen Sie noch Entwicklungspotenzial, mit dem die Attraktivität Ihres Systems gesteigert werden kann?
Canon ist führend in Objektivtechnologien, die immer wieder zu neuen, innovativen Objektivneuheiten führen, wie z. B. dem EF 11-24 mm 1:4L USM oder dem EF 85 mm 1:1,4L IS USM mit integriertem Bildstabilisator – einzigartig am Markt. Kameraseitig sind wir bei der Bildsensor- Entwicklung autark und verbauen nur eigene Sensoren in den EOS-Modellen. Technologien wie Dual-Pixel-RAW und Dual-Pixel-AF zeigen hier die Innovationsfähigkeit von Canon. Wir versuchen immer bei der Entwicklung von Produkten, auf die Belange der Anwender einzugehen. Die Anregungen sind vielfältig, drehen sich jedoch um die Themen Ergonomie, Einfachheit in der Bedienung bei Wi-Fi-Verbindungen oder beim Blitzen.

Wie werden wir in Zukunft fotografieren und mit welchen Ideen/Entwicklungen will Canon darauf reagieren?
Für Canon ist das Feedback der Anwender sehr wichtig. Anhand dieser Bedürfnisse sehen wir vor allem folgende Trends, die zukünftig noch mehr kreative Möglichkeiten für Fotografen und Filmer eröffnen: hochauflösendes Filmen, Konnektivität und Individualisierungsmöglichkeiten von Kameras und Objektiven.

 

Autor: Tobias F. Habura