MITTELKLASSE AUF SPEED
Nikon bringt mit der Z6 III die dritte Iteration seiner Mittelklasse-Spiegellosen auf dem Markt. Wir konnten sie bereits testen und klären, wie sie sich in diesem heiß umkämpften Segment schlägt. Text & Bilder: Dr. Björn K. Langlotz
Die Nikon Z6 III behält zwar nominell einen 24 Megapixel auflösenden, rückseitig belichteten BSI-Sensor, dieser unterscheidet sich nun jedoch grundlegend von dem im Vorgängermodell Z 6 II und dem der Kontrahenten. Denn es handelt sich um einen „teilweise gestapelten“ Sensor.
Neuartiger Sensor
Was Nikon genau damit meint, wurde uns nicht gesagt, aber der Hersteller legt Wert darauf, dass durch diesen Kniff die Geschwindigkeit des Bildwandler gesteigert wurde. Damit erreicht die jüngste spiegellose Nikon nun 60 (JPEG) beziehungsweise 20 Bilder pro Sekunde (RAW). Die höhere Geschwindigkeit erlaubt nun auch 6KRAW- Video mit signifikant geringerem Rolling- Shutter-Effekt (Lageverzerrungen bei kurzen Verschlusszeiten). Dieser liegt zwar auf einem ähnlichen Niveau wie der der Canon EOS R6 II (14,6 ms). Allerdings erreicht die Z6 III diesen Wert mit 14 Bit Farbtiefe, wohingegen die Canon hier nur auf 12 Bit kommt. Die Sony Alpha 7 IV ist hier mit 67,6 ms weit abgeschlagen. Ein weiteres Novum in dieser Kameraklasse: Die Z6 III kann RAW-Videos nativ abspeichern. Das beherrscht sonst kein anderes Modell in diesem Preissegment. Und selbst Kameras höherer Ligen bieten natives RAW-Video nicht durchweg. Bei all dieser Geschwindigkeit sind natürlich auch schnelle Speicherkarten notwendig. Die Z6 III setzt daher wie ihre Vorgängerin auf CFexpress- Karten des Typs B und SD Karten (UHS II).
Zwei Sekunden aus der Hand!
Auf dem Sensorchassis arbeitet ein neuer Bildstabilisator, der bis zu acht Blenden bessere Belichtungszeiten erlaubt. In einem ersten Test konnten selbst Verschlusszeiten von zwei Sekunden noch aus der Hand fotografiert werden (siehe Bild unten). Sicherlich ist das nicht repräsentativ, aber es zeigt, dass das System signifikant verbessert wurde. Die Bildqualität der Nikon Z6 III hat sich bei all diesen Neuerungen tatsächlich etwas verändert: Wie bei allen geschichteten Sensoren bisher ist der Dynamikumfang im Bereich zwischen ISO 100 und 800 leicht gesunken – unserer ersten Einschätzung nach um etwa 0,5 Blenden. Ab ISO 800 schaltet die Kamera auf den zweiten Verstärker um und der Dynamikumfang ist praktisch identisch zu dem der Z 6 II. Insgesamt liegt die Bildqualität der neuen Nikon-DSLM auf einem ähnlichen oder besseren Niveau wie bei den direkten Konkurrenten. Die Z6 III erhält auch ein neues Sucherdisplay, das nun satte 5,76 Megapixel auflöst. Doch damit nicht genug: Der Sucher ist merklich heller geworden und kann nun deutlich mehr Farben anzeigen (Stichwort: „P3-Farbraum“) . Und das merkt man beim Fotografieren sofort: Das Bild sieht im Sucher spürbar realistischer aus. Insgesamt ist er dank 120 Bilder/s zudem angenehmen ruckelfrei. Selbst als Brillenträger kann man noch die Ecken gut sehen (in dieser Klasse keine Selbstverständlichkeit). Auch der 3,2‘‘ große Monitor (der immer noch 2,1 MP auflöst) wurde grundlegend überarbeitet. Er ist nun als erster seiner Klasse schwenk- und neigbar. Dabei bedient sich Nikon eines anderen Mechanismus als bei der Z 8 und Z 9.
Klassenführender Autofokus
Dem schnelleren Sensor verdankt die Kamera auch ihren in diesem Marktsegment überragenden AF. Dank der Auslesegeschwindigkeit von ca. 60 Bilder/s wird der Expeed-7-Prozessor mit ausreichend Daten versorgt, um selbst schwierige Situationen zu meistern. Dazu gesellt sich die komplette Umgestaltung der häufig kritisierten Autofokus-Optionen und -Bedienung der Z 6 II: Die Nikon Z6 III verfügt de facto über die gleiche Bedienung des Autofokus wie die Topmodelle Z 8/9. Im Praxiseinsatz konnte die Neuheit gar Schwalben im Flug souverän fotografieren. Dies ist für jede Kamera eine besondere Herausforderung, weil die schnellen Bewegungen der Vögel im Flug die Nachführ-Algorithmen an ihre Grenzen bringen. In unserem ersten Test erreichte die Z6 III eine Trefferrate vergleichbar mit einer Nikon D5, aber nicht ganz das Niveau der Nikon Z 9. Auch in der Nacht fokussierte die 3.000-Euro-Nikon stets sicher und schnell.
Fazit
Nikon katapultiert sich mit der Z6 III zum führenden Anbieter in der heiß umkämpften Mittelklasse. Dabei bietet die Neuheit Features, die man bisher nur von den Flaggschiffen her kannte: RAW-Video, hervorragender Sucher und eine überragende Geschwindigkeit. Auch wenn die Video-Funktionalität zunächst die größte Änderung ist, ist es doch das Gesamtpaket, das durchweg überzeugt. Der Autofokus bewegt sich auf einem Niveau, wie man es zuvor nur von Profikameras her kannte.