Erster Test: Canon EOS R

DIE R-WECKUNG

R – EOS R. So schlicht bezeichnet Canon sein neues System. Wenige Tage nach Nikon ist also auch der
Branchenprimus im spiegellosen Vollformat angekommen – Halleluja möchte man rufen!

Als hätte man sich abgesprochen: Wenige Tage nach Erzkonkurrent Nikon stellt Canon sein spiegelloses Vollformatsystem vor, wenn auch mit „nur“ einem statt zwei Kameramodellen. EOS R heißt die Systemkamera mit dem neuen RFBajonett, das mit einem Auflagemaß von 20 mm und einem Durchmesser von 54 mm daherkommt. Und während Nikon sich zum Start seiner neuen Bajonett-Ära stark auf die beiden Z-Gehäuse konzentriert hat und mit nur drei vergleichsweise unspektakulären Optiken antritt, legt Canon der EOS R gleich ein paar Kracher mit in die Wiege.

Wenig Licht und Bewegung: Der neu konstruierte AF der EOS R hat kaum Probleme mit der Fokussierung. Hier kam das hochlichtstarke RF 1,2/50 mm L USM (2.500 Euro) bei Offenblende zum Einsatz. || ISO 1.600 | f/1,2 | 1/60 s
Für Porträts ist das 1,2/50 mm ein Traum – hier leicht abgeblendet auf f/2,5. Bei der Fokussierung aufs Auge haben wir uns mit manueller Fokussierung, Focus Peaking und Kontrolle im sehr guten elektronischen Sucher der EOS R geholfen .

Von Grund auf neu entwickelt

Kompaktheit ist bei den Vollformatobjektiven für Canons RF-Anschluss generell kein Thema, und auch Nikon hat nicht versucht, seine Optiken zu schrumpfen, sondern auf beste Qualität und schnellen AF Wert gelegt. Beiden Herstellern ist dies in bester Manier gelungen. Gewicht und Volumen spart der Anwender immerhin beim Body – und so fällt die EOS R im Vergleich zur EOS 5 deutlich schlanker und auch rund ein Drittel leichter aus. Der größte Vorteil der jüngsten EOS liegt jedoch in ihrer spiegellosen Bauweise und der Tatsache, dass das R-System von Grund auf neu entwickelt worden ist. Das erlaubt neue Optikkonstruktionen ebenso wie noch raffiniertere Ausstattungsdetails.

Die erste spiegellose Vollformatkamera aus dem Hause Canon arbeitet mit einem CMOS-Sensor mit 30,3 Millionen effektiven Bildpunkten und dem neuesten DIGIC-8-Bildprozessor. Das Rauschen bei hohen ISO-Werten hat Canon schon im JPEG sehr gut im Griff. Unser Testbild rechts haben wir aus der Hand mit verschiedenen Empfindlichkeiten jenseits von ISO 2.000 fotografiert. Die Canon EOS R macht ihren Job hervorragend. Unter ISO 3.200 findet Rauschen sozusagen gar nicht statt, auch bei 6.400 stört kaum etwas – und wir haben uns mangels Konverter noch keine RAW-Dateien, sondern lediglich JPEGs direkt aus der Kamera angeschaut!

Eine Touchbar – aber nicht von Apple

Neu und als Unterstützung einer möglichst intuitiven Bedienung gedacht ist die anpassbare Multifunktions-Touchbar rechts neben dem Sucher, über die man mit einer Wisch- oder Drückbewegung die jeweils konfigurierte Einstellung (etwa den ISOWert) regeln kann. Wir fanden die Bedienung beim Erstkontakt etwas hakelig – sicherlich eine Frage der Gewöhnung. Und wenn wir schon bei den Bedienelementen sind: Der neuen EOS hätte unseres Erachtens ein Joystick zur flotten Verschiebung der Messfelder gut zu Gesicht gestanden. In diesem Punkt gefällt uns Nikons Z 7 besser.

Während unseres Tests haben wir an der EOS R verschiedene EF-Objektive per Adapter verwendet. Darunter das brandneue Supertele 4/600 mm L IS III, das ohne Probleme und schnell fokussierte. Generell ist uns aufgefallen, dass adaptierte moderne Objektive an der EOS R zügig scharf stellen und der Canon-Fotograf also keine Einschränkungen in Sachen Kompatibilität in Kauf nehmen muss. Auch das EF 4/11-24 mm L USM kam zum Einsatz (Bild). || ISO 2.000 | f/4 | 1/60 s | 11 mm Brennweite

Vertrautes Bedienkonzept

Canons photokina-Star bietet zwar einige neue Bedienelemente, dennoch hatten die Ingenieure den bestehenden Anwender klar im Blick. Und so kommt auch die Vollformat-Canon ohne Spiegelkasten mit der vertrauten „EOS-Ergonomie“ und Menüführung daher. Dass die EOS R für den mobilen Einsatz entwickelt wurde, davon zeugen nicht nur die Funkverbindungen. So kann die R beispielsweise via Bluetooth über ein Smartphone GPS-Daten beziehen oder mit der „Camera Connect“-App ferngesteuert werden. Zudem besteht das Gehäuse aus einer leichten Magnesiumlegierung und ist wetterfest.

Den gesamten Artikel mit vielen weiteren Bildern finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 11/2018.