DIE NEUE SONY ALPHA 7 III TRIFFT AUF DIE KONKURRENZ

Was das Design angeht, hat sich Sony inzwischen wieder den Klassikern angenähert, das Gehäuse der Alpha 7 III ist zugunsten der Ergonomie und der Akkulaufzeit etwas gewachsen.

SONY VS. CANON – MIT DEM DOLCH IM GEWANDE

Schon kurz nach ihrer Vorstellung gilt die Sony Alpha 7 III als das Schärfste, was man derzeit mit einem Vollformatsensor bekommen kann – Sony zieht blank. Aber muss Canon deshalb zurückweichen? In den vergleichbaren DSLRs steckt jahrelange Expertise. Ein Testbericht aus der Praxis.

“Kommen Sie mir bloß nicht mit Schiller!” Na ja, der “Dolch im Gewande” stammt aus “Die Bürgschaft”, Sie wissen schon. Was sollen deutsche Klassiker mit japanischen Highend-Kameras zu tun haben? Nichts – würde nicht allenthalben eine Klinge aufblitzen. Während der Dichter seinen Helden noch mit versteckter Klinge zum Meucheln des Alleinherrschers schickt, hat Sony blankgezogen.

Wie die beiden Canon-Kameras nutzt auch die Sony Alpha 7 III einen Bildsensor mit AA-Filter. Dieser Filter soll kleinere Störungen ausblenden, typisch wären Moirés bei feinen Mustern, gleichzeitig nimmt er einen Hauch Schärfe weg. Allerdings hat die Alpha 7 III ein besonders dünnes Filtermodell bekommen; die beiden Makros bestätigen eine exzellente Schärfe, passendes Glas vorausgesetzt (hier das Voigtländer Macro Apo-Lanthar 2/65 mm). Während sich in Pamela Dutkiewicz’ Auge die Hürdenstrecke spiegelt, bilden die 24 Millionen Pixel selbst Körnchen von Wimperntusche ab. Und bei der Minze im Teeglas lassen sich einzelne feine Härchen ausmachen. Gerade bei solch winzigen Details hilft es, dass die Fünf-Achsen-Stabilisierung der Sony für jedes Objektiv zur Verfügung steht. Sony Alpha 7 III / oben: f/3,5 / 1/250 s / ISO 4.000 / unten: f/4,5 / 1/250 s / ISO 1.600

Zumindest im Marketing scheint man eher das Samurai- Schwert zwischen den Zähnen als den Dolch im Gewande zu tragen. Denn mit der Alpha 7 III steht es für Canon (und Nikon ebenso) auf des Messers Schneide. Es genügt ein Blick auf die Spezifikationen der Alpha 7 III, um zu erahnen, wie Sony seinen Schnitt bei den Marktanteilen ansetzt. Der neueste Alpha-Body bietet alles, was derzeit technisch en vogue ist, der Preis bleibt jedoch im Dunstkreis kleinerer Modelle mit Vollformatsensor.

In der Draufsicht lassen sich die EOS 6D II (unten) und die EOS 5D IV (Mitte) kaum unterscheiden. Sie bieten beide einen Infobildschirm an der Oberseite, die Sony A7 III verlagert viele Infos in den elektronischen Sucher.

Sony hat zugehört
Schillers Wort vom Tyrannen ist zu böse, aber Canon und Nikon hatten sich als Herrscherduo gut eingerichtet. Nun ist es mehr als ein Kitzeln der Klinge, das sie spüren. Denn die Alpha 7 III vermittelt ab dem ersten “Hands-on” einen guten Eindruck. Es fällt sofort auf, dass hier jemand “aufs Volk” gehört hat.

Die Wucht aus den 1.700 PS der beiden Triebwerke lässt den Hubschrauber der Johanniter Luftrettung vibrieren, Scheinwerfer der Feuerwehr erhellen morgens um eins die Szenerie: Unter solchen Bedingungen läuft die Canon EOS 5D Mark IV zur Hochform auf – sie erweist sich als sichere Bank, als verlässlicher Partner. Hier agiert sie in Kombination mit dem Zeiss Milvus 2,8/18 mm. 5D IV / ISO 6.400 / f/2,8 / 1/100 s

Sony hat mit dem Fokusmodul aus der Alpha 9, mit einem größeren Akku, und mit einer Multifunktionswippe genau die Punkte attackiert, die an älteren Alpha-7-Bodys heikel waren. Viele Canon-Nutzer fühlen sich dagegen wie das Volk, das in Versailles nach Brot ruft: Gehör findet man kaum. Und wenn, gibt es Krümel wie das verstümmelte 4K der EOS 5D Mark IV.

Den gesamten Artikel finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 06/2018.