UNTERWEGS MIT DEM EXPEDITIONSFOTOGRAFEN

WELCOME TO THE JUNGLE

Zehn Dinge braucht der Expeditionsfotograf … Unser Mitarbeiter Robert Marc Lehmann stellt uns die für ihn wichtigsten Hilfsmittel vor, die auf keinen Fall fehlen dürfen, wenn er unterwegs ist.

Neben so essenziellen Fähigkeiten, wie 30 Kilometer mit 30 kg Fotogepäck zu laufen oder am Flughafenschalter bei 3.500 Dollar für 30 kg Übergepäck die Nerven zu behalten, gehören zum Skill-Set eines Expeditionsfotografen natürlich noch circa 1.367 andere Dinge. Und es gibt nichts, was ich mehr hasse als: “Sorry Sir, we could not find your luggage …” Ich weiß nicht, wie oft mir das schon passiert ist. Im schlimmsten Fall bedeutet diese Aussage eine Reise ohne Kamera und Klamotten. Blöd, wenn man auf dem Weg in die Antarktis oder den brasilianischen Regenwald ist. Gepäck dahin nachzuliefern, ist unmöglich. Ergo: Ich habe meine Ausrüstung immer am Mann! Das bedeutet, ich muss bei jeder Flugreise circa 30 bis 40 kg Fotoequipment in einem Rucksack unterbringen, der maximal 5 bis 8 kg je nach Airline wiegen darf und außerdem noch den Handgepäckmaßen entsprechen muss.

Ich muss am Check-In-Schalter so tun, als sei der Rucksack ganz leicht, auch wenn mir die Adern am Arm fast platzen und die Einschnitte in den Schultern gut zu sehen sind. Dann noch einmal beim Sicherheits-Check und beim Einsteigen ins Flugzeug. Wenn man dann seinen Rucksack in den oberen Staufächern verstaut hat und sitzt, ist alles gut! Erst dann!

Handgepäck
Wenn ich den Rucksack wiegen lassen muss, weil mein Gesicht beim Check-In zu verkrampft freundlich war oder die Dame am Schalter einfach einen schlechten Tag hatte, dann zücke ich meine Schmugglerweste und muss zehn Objektive, unzählige Akkus und zwei Kameras an meinem Körper verstauen. Die Verwandlung zum Fettwanst dauert unter den Augen der genervten anderen Fluggäste rund fünf Minuten, aber es lohnt sich. Ich habe dann 25 kg Fotoware als “Speck” am Körper und der 120-kg-Mann hinter mir, der seine 40 Kilo Realfett am Bauch trägt, kann endlich aufhören, vor Wut zu schwitzen, denn ich werde letztendlich durchgewunken. Mein Rucksack wiegt ja jetzt nur noch 7 kg. In zehn Jahren bin ich nur dreimal nicht damit durchgekommen

Ein paar Szenen aus dem Leben der Expeditionsfotografie: die Action-Cam zur Dokumentation am Gorillapod, ein externes Sennheiser-Mikrofon auf dem Blitzschuh der Kamera und schließlich ein Selbstporträt des Fotografen Robert Marc Lehmann während seiner aktuellen Expedition am Amazonas. © Robert Marc Lehmann

Körperliche Fitness
Man muss definitiv Rückentraining machen. Ohne gut trainierten Körper sind solche Geschichten unmöglich beziehungsweise sehr schmerzhaft. Ich gehe deswegen viermal die Woche ins Fitnessstudio und trainiere auch auf Expeditionen. Dazu muss ich jedoch oft den Schweinehund in mir mit Schokokeksen belohnen.

Im Frachtraum
Falls man doch noch etwas mehr Gepäck mitnehmen möchte oder kann, empfiehlt es sich, die empfindliche Ausrüstung in Pelicases oder Zarges-Aluminiumboxen zu verstauen. Man schützt seine Ausrüstung dadurch bestmöglich, weckt aber auch Neugier und Begehrlichkeiten. Ich verschließe meine Kisten immer mit schwarzen Kabelbindern. Oft kommen die Boxen dann mit weißen Kabelbindern verschlossen oder komplett ohne Kabelbinder auf dem Gepäckband an.

Überraschung! Entweder fehlen ganze Ausrüstungsgegenstände einfach so ohne Hinweis, oder etwas wurde aus sicherheitsrelevanten Gründen entfernt und ein Zettel hinterlassen. Oft genug wurde das Case auch geöffnet und untersucht und schlampig wieder geschlossen. Schön, wenn beim Schließen das Blitzkabel eingeklemmt wurde und man dieses dann nur noch als 350 Euro teures Wäscheseil verwenden kann …

Den gesamten Artikel finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 05/2017.

Fotos: Robert Marc Lehmann Autor: Photographie.de