Fotografie im Wandel

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Modefotografie
gestern und heute

So wie die Mode hat sich in den letzten Jahren auch die dazugehörende Fotografie verändert. Gerade die sozialen Netzwerke sorgen heute dafür, dass Modefotografie im Grunde stets präsent ist. Doch wie hat sich diese Art der Fotografie in den letzten Jahren weiterentwickelt?

Fotografie gilt heute mehr denn je als Kunst. Um im richtigen Moment auf den Auslöser der Kamera zu drücken, braucht es gleichermaßen Erfahrung, Talent und natürlich auch ein bisschen Glück. Doch während in der Malerei der Pinselstrich gesetzt ist, bietet die moderne Technik die Möglichkeit, jede Fotografie zu verändern und sie, wenn man so will, zu perfektionieren.
Für die Fotografie selbst ist die moderne Technik Fluch und Segen zugleich. Zum einen sorgt sie natürlich dafür, dass mehr aus den Bildern herausgeholt werden kann, zum anderen genießen gute Aufnahmen gar nicht mehr die Anerkennung, die sie eigentlich verdienen. Oft ist schlichtweg unklar, ob denn nun ein Bild tatsächlich die Originalaufnahme zeigt oder doch raffiniert bearbeitet wurde.
Ein Bereich der Fotografie, der ohnehin immer mit Skepsis betrachtet wurde, ist die Modefotografie. Während sich Sonderausstellungen beispielsweise in Los Angeles heute mit Würde und Überzeugung der Modefotografie und ihrem Wandel im Laufe der Zeit widmen, war sie noch vor wenigen Jahrzehnten ein Bereich, der allzu oft als frivol oder gar dekadent bezeichnet wurde. Zugleich wurden Modefotografien gerade von Kuratoren gern als selbstverliebt beschrieben.

Modefotografie und Kunst – welche Besonderheiten gibt es

Gerade bei der Frage, ob die Modefotografie eine Kunst ist oder doch nur als Kunstrichtung bezeichnet werden kann, gehen die Meinungen weit auseinander. Noch etwa in den 1970er-Jahren wurde diese Frage mit einem klaren Nein beantwortet. Immerhin geht es in der Modefotografie vor allem um den Verkauf und genau dieser Aspekt schien die Einstufung als Kunst kaum möglich zu machen. Die Bilder strahlten von Anfang an Pomp und Eitelkeit aus. Schon in den 70er-Jahren setzten die Fotografen bewusst auf Glitzer und Glimmer, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Das Verkaufsimage haftet der Modefotografie bis heute an und so gehört sie immer noch zu den Richtungen, die vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit zumindest bei der Zusammenstellung von musealen Ausstellungen genießen. Sicherlich gibt es hier und da immer mal wieder Ausstellungen, die sich mit der Modefotografie in den vergangenen Jahrzehnten auseinandersetzen, doch die Auswahl ist überschaubar.

Modefotografie kommt auf dem Markt an

Doch auch wenn die Meinungen zur Modefotografie weit auseinandergehen und die einen darin vor allem ein Verkaufsmittel sehen, für andere es dagegen auch weiterhin Kunst ist, zeigt sich eines ganz deutlich: Auf dem Kunstmarkt ist sie im Laufe der Jahrzehnte durchaus angekommen und so gibt es immer wieder Fotografien, die hier bemerkenswerte Preise erzielen. Eine der Modeaufnahmen, die bislang am teuersten verkauft wurden, ist die Aufnahme “Dovima mit Elefanten”. Sie wurde schon im Jahr 1955 in Auftrag gegeben und hat sich seither im Grunde zu einem Vorzeigebeispiel für exzellente Modefotos entwickelt. Im Rahmen einer Auktion konnte dieses außergewöhnliche Bild immerhin für 841.000 Euro versteigert werden.

Visueller Nachschub ist heute immer verfügbar

Doch gerade in dem Moment als die Modefotografie mehr und mehr als Kunst wahrgenommen wurde, kam ein Punkt, der gravierender hätte kaum sein können. Im Jahr 2010 wurde mit Instagram ein Portal gestartet, das im Grunde auch jede Ausstellung, zumindest online, ersetzen kann. Instagram brachte sowohl für Hobbyfotografen als auch für Profis eine vollkommen neue Form der Bilddistribution mit. Doch nicht nur der Vertrieb von Modefotos hat sich gewandelt, sondern auch die Art, wie sie produziert werden. Noch nie zuvor war es so einfach, immer wieder neue Bilder zu konsumieren. Die Social Media hat vor allem eines nach sich gezogen: eine regelrechte Bilderflut. Instagram Bilder leben natürlich von Inszenierungen und Posen und haben dadurch eine erhebliche Gemeinsamkeit mit der klassischen Modefotografie. Das scheint aber auch die Einzige zu sein. Wurde einst in der Modefotografie noch sehr viel Wert auf aufwendige Posen und besondere Gesichtsausdrücke gelegt, ist dieser Anspruch zumindest auf den Modefotos bei Instagram nicht mehr zu erkennen. Die Bilder sind einfach, oft fehlt es ihnen stattdessen an Dramatik und Charakter. Dagegen hat sich der Schmollmund zum Bestandteil unzähliger Bilder entwickelt.

Modernen Modefotos fehlt es oft an tieferer Botschaft

Instagram und Co haben vor allem zu einem geführt: Sie haben die Modefotografie einfacher gemacht. Die Zeiten, in denen die Bilder durch eine tiefe Botschaft auffielen, sind vergessen. Natürlich versucht man auch bei der modernen Modefotografie durch Bildunterschriften eine gewisse Botschaft zu vermitteln, doch allzu oft fehlt es hier an dem erhofften Tiefgang. So regen die Unterschriften kaum zum Nachdenken an. Stattdessen wird an das individuelle Wohlbefindensmantra appelliert. Die Ratschläge, die zumindest die Vermarkter der Bilder haben, sind nicht neu und beinahe tausendfach gehört. Auch wenn sie sicherlich gut gemeint sind, verfehlen sie diejenigen, die sie eigentlich erreichen sollen. Die Botschaft eines modernen Modefotos muss vor allem eins sein: eingängig und leicht verständlich. Außerdem sollte sie werbetauglich sein und den Verkauf fördern.

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Modefotografie bekommt flüchtigen Charakter

Zusammengefasst lässt sich die Modefotografie von heute als einfacher bezeichnen. Sie ist flüchtig, die Bilder haben weniger Erinnerungswert. Es scheint oft so als sei die Experimentierfreudigkeit der Fotografen verloren gegangen. Natürlich ist ein schönes Modebild so etwas wie die Sahnehaube einer Torte, doch für die Ewigkeit sind die Aufnahmen nicht mehr gemacht. Die Bilder müssen schnell konsumierbar, rasch zu verarbeiten sein. Dieser Trend wurde insbesondere mit dem Start von Instagram angefeuert.
Die Flüchtigkeit der modernen Modefotografie wird jedoch der Modewelt an sich gerecht. Gerade in der Mode geht es nicht mehr darum, Styles zu kreieren, die auch in einigen Jahren noch gern gesehen sind. Vielmehr geht es darum, im Moment aufzufallen und Eindruck bei der Zielgruppe zu erwecken. Aktuell hat man den Eindruck, dass alles erlaubt ist, bei dem der Spagat zwischen Extravaganz und Alltagstauglichkeit gelingt. Mode ist heute flüchtiger und vielseitiger denn je. Jeder kann potenziell zum Trendsetter werden.
Es gibt nicht mehr den einen perfekten Style, der in einer Saison getragen werden kann und genauso wenig gibt es das eine perfekte Modebild. Meistens werden heute Looks kreiert, die im Allgemeinen als gefällig bezeichnet werden. Sie sind vielseitig und stilvoll, aber eben auch austauschbar. Diese Beschreibung trifft auch auf die meisten Modefotos zu, die bei Instagram und Co veröffentlicht werden. Immer häufiger geht es weniger um den Look als vielmehr um die Frauen und Männer, die sie tragen. Die gigantische Menge an Styles und Modebildern sorgt dafür, dass nur wenige Sekunden bleiben, um den Betrachter wirklich von dem zu überzeugen, was er sieht.
Dabei haben gerade die modernen Techniken dazu beigetragen, dass in den letzten Jahren die Aufmerksamkeitsspanne immer geringer wurde. Innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden Betrachter, ob ihnen ein Style gefällt, ob sie ihn liken oder ob er in der Masse untergeht. Für den Erfolg der Modekonzerne ist es heute unverzichtbar, Modefotografie zu kreieren, die die Zielgruppe anspricht.

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Zeitlosigkeit bleibt

Ein Thema, das heute aber sowohl die Modemacher als auch die Modefotografen bewegt, ist die Zeitlosigkeit. Schon immer hatten Modebilder etwas Zeitloses. Sie gefielen auch noch nach Jahren und ernten Bewunderung, wie eben jene Looks, die sich zu modischen Dauerbrennern entwickelten. So fällt gute Modefotografie bis heute eben dadurch auf, dass sie zwar sicherlich viel zeigt und Klarheit schafft, dass sie sich aber doch das eine oder andere Geheimnis bewahrt.