Bewegung gekonnt abbilden

 Bewegung gekonnt abbilden

Eines der Grundprobleme bei der Fotografie ist die Schwierigkeit, Bewegung richtig einzufangen. Viel Freude macht das Hobby nicht, wenn Motive trotz aller Mühe am Ende unscharf sind oder die Dynamik des Augenblicks nicht zufriedenstellend abgebildet wird. Das Einfangen und die Inszenierung von Bewegungsabläufen gehört nicht umsonst zu den Königsdisziplinen der Fotografie. 

Was für eine Enttäuschung: Nach langer Suche ist das Motiv gefunden – vielleicht eine Handvoll badende Gänse auf einem See. Das Licht stimmt, die Kulisse ist perfekt, und trotzdem will es einfach nicht klappen: Immer wieder kommt es zu Unschärfen, wenn der Auslöser klickt, etwa weil sich die Tiere genau in dem Moment bewegen und mit den Flügeln schlagen. 

Oft sind diese Effekte auch gewollt, denn unscharfe Bildanteile oder sogar völlig verwischte Konturen können dem Motiv auch das besondere Etwas verleihen. Und in manchen Fällen sind sie eine Folge der physikalischen Eigenschaften des Lichts. 

Motive „einfrieren“

Als die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte, ging es Fotografen um die bestmögliche Schärfe ihrer Aufnahmen. Heute lebt die Fotografie auch vom Spiel mit der Bewegung. Generell lässt sich Dynamik auf vielfältige Art einfangen, wobei immer auch die Belichtungszeit für das Ergebnis verantwortlich ist. 

Der Automatik-Modus verhilft bei bewegten Bildern häufig nicht zu einem optimalen Ergebnis, weil sie in den meisten Fällen mittlere Werte berechnet. 

Soll zum Beispiel ein bewegtes Motiv, ein fahrender Radler etwa, gestochen scharf und wie eingefroren wirken, muss die Belichtungszeit besonders kurz sein. Anders herum ist es bei solchen Fotos, die ganz oder teilweise verwischt sind. Hier müssen deutlich längere Verschlusszeiten gewählt werden, um ein perfektes Ergebnis zu erzielen. 

Allerdings verwackeln solche Motive gern, es braucht also etwas Übung. Auch durch den sogenannten Zoomeffekt können schöne Motive entstehen. Die Handhabung ist allerdings nicht ganz einfach, weil der Zoomring während des Fotografierens gedreht werden muss. Ohne Stativ und die passende Kamera (die Betätigung des Zoomrings ist nicht bei jedem Modell möglich) sind zufriedenstellende Ergebnisse außerdem kaum zu erreichen. 

Kamera richtig einstellen

Für die gekonnte Inszenierung bewegter Bilder ist die richtige Einstellung der Kamera das A und O: Die unterschiedlichen Effekte hängen von der Belichtungszeit, dem ISO-Wert und der Wahl der Blende ab. 

Der Vollautomatik-Modus wird ausgeschaltet und in die Tv/S-Einstellung gewechselt (Halbautomatik). Mit dieser Einstellung kann die Belichtungszeit vorgegeben werden, während  die Anpassung des ISO Werts und der Blende vom Gerät übernommen wird. 

Gestochen scharf, teilweise oder komplett verwischt?

Wie soll die Aufnahme aussehen? Gestochen scharf, teilweise oder ganz verwischt? Von diesen Fragen hängt die Belichtungszeit ab. Nicht ganz einfach, denn die passende Einstellung ist unter anderem auch davon abhängig, wie nah das Motiv ist, wie schnell und in welche Richtung sich der Gegenstand bewegt und welche Brennweite benutzt wird. Prinzipiell gilt, dass die Belichtungszeit umso kürzer sein muss, je näher sich das Objekt befindet. Als Faustformel für gestochen scharfe Fotos (einfrieren) bei bewegten Objekten kann gelten: 

  • Hunde/ähnliche Tiere 1/1000 s und kürzer
  • Spaziergänger 1/125 s
  • Kinder 1/500 s und kürzer
  • Jogger 1/250 s

Das Objekt sollte sich dabei am besten zur Kamera hin bewegen. Wenn in dem Moment ausgelöst werden soll, wenn das Objekt an der Kamera vorbeifährt oder läuft, dann muss die Belichtungszeit gegebenenfalls weiter verkürzt werden. 

Außerdem: Auch die richtige Einstellung des Autofokus wirkt sich auf die Motivschärfe aus, weil mit ihm die Entfernung gemessen werden kann. Gleichzeitig sollte die Serienbildfunktion aktiviert werden. Aus den aufgenommenen Motiven werden schlussendlich die besten ausgesucht, der Rest kann gelöscht werden.

Natürlicher Bewegung nachhelfen

Viele dynamische Motive ergeben sich auch durch Wind. Was draußen die Natur erledigt, funktioniert drinnen ebenso gut mit einem Ventilator. Je nachdem, ob bei den Fotos ein Porträt geplant ist oder gleich bei mehreren Personen die Kleidung zum Wehen gebracht werden soll, lässt sich dazu ein einfacher Fön einsetzen oder es ist ein größerer Ventilator notwendig. 

Eine weitere Person, welche die „Windmaschine“ bedient, ist zudem hilfreich, damit sich der Fotograf ganz auf die Aufnahmen konzentrieren kann.

Verwacklungen vermeiden

Um Verwacklungen zu vermeiden oder zu minimieren, helfen generell nicht nur die Verwendung eines Stativs und die Wahl der richtigen Belichtungszeit. Besser ist, mehrere Faktoren gleichzeitig zu berücksichtigen: Dazu gehören neben dem Verwacklungsschutz in der Kamera und im Objektiv auch die jeweils geeignetste offene Blende und das Ausreizen der der optimal eingestellten Lichtempfindlichkeit (ISO-Wert). 

  • Niedrige ISO-Werte (100 bis 200) werden bei perfekten Lichtverhältnissen angewendet. 
  • Mittlere Einstellungen (400 bis 800) sind bei weniger perfekten Verhältnissen wie zum Beispiel einem verhangenen Himmel, einem zu hellen Raum oder im Wald sinnvoll. 
  • Hohe ISO-Werte (800 bis 3200) sind beim Fotografieren von Bewegung zum Beispiel dann nötig, wenn nur wenig Licht vorhanden ist. Zum Beispiel auf einem Konzert, einer Party oder in geschlossenen Räumen.

Mehr Dynamik durch Wischeffekte

Verwischungen machen bewegte Bilder interessanter, weil auf diese Weise die Dynamik der Bewegung eingefangen werden kann. Das sieht besonders dann gut aus, wenn sich die Wischeffekte vor einer eher statischen Kulisse befinden. Um solche Motive zu gestalten, muss die Belichtungszeit im Tv/S-Modus verlängert werden, am besten 1/30 bis 1/10 s. Sie darf auch gerne noch länger sein. Mit diesen Einstellungen kann wunderbar mit unterschiedlichen Belichtungszeiten experimentiert werden – zum Beispiel lassen sich die Konturen eines Hundes beim Spiel teilweise oder komplett verwischen, während der Hintergrund, vielleicht ein Baum, statisch bleibt. Hilfreich können dabei der Einsatz eines Bildstabilisators und Kamerastativs sein, um Wackelbilder weitestgehend zu vermeiden. 

Nur Übung macht den Meister

Auch aus einem eigentlich unbewegten Objekt lässt sich ein verwischtes Motiv zaubern: Hier muss zunächst im Tv/S-Modus eine längere Belichtungszeit (1 viertel Sekunde bis über 1 Sekunde) eingestellt werden. Während der Belichtung selbst wird die Kamera bewegt. Ohne Experimentieren wird diese Technik nicht ohne weiteres direkt gute Ergebnisse liefern. 

Als Regel gilt: Je schneller die Kamera bewegt wird, desto geringer sollte die Belichtungszeit ausfallen. Bei bewegten Motiven können interessante Wischeffekte auch dadurch erzeugt werden, indem die Kamera dem Objekt folgt. Dazu wird jedoch eine mehr oder weniger kurze oder lange Belichtungszeit benötigt, mit der das Motiv scharf und der Hintergrund unscharf erscheint. Für diese „Mitzieher“ genannte Methode braucht es ebenfalls Übung. 

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