The Eyes of the City

The Eyes of the City


Richard Sandler
Verlag powerHouse Books



Zeitsprung

„Ich war ein Straßenkind“, so der Fotograf Richard Sandler. „Diese Welt war meine. Ich suchte 1956 als Zehn-, Elfjähriger alleine den Times Square auf, um dort viele verschiedene Typen zu treffen. Ich tollte mit ihnen herum, machte dummes Zeug oder ließ mich darauf ein.“ So schärfte er schon als Kind den Blick für das urbane Leben. Die Faszination für Menschen verschiedenster Hautfarbe oder Herkunft machte ihn bei der New York Times zu einem gefragten Fotografen. Gern wäre er mit seinem Gespür für den besonderen Augenblick im Treiben einer Großstadt und der Gabe, diese in atmosphärischer Dichte auf Ilford HP5 oder einen der anderen günstigen Filme zu bannen, in die Liga der Künstler aufgestiegen. Doch Diane Arbus, Garry Winogrand und Lee Friedlander hatten im MoMA bereits Fuß gefasst. Damit schien das Interesse an Street Photography vorerst gestillt. Richard Sandler blieb der öffentlichen Gesellschaft als politisch interessierter Bürger und Journalist verhaftet und widmete sich verstärkt den Ausgegrenzten und Vergessenen. „Fotografie war für mich ein Weg, mit den Einkommensunterschieden der Kultur, in der wir leben, umzugehen und Fragen über diese Kultur zu stellen“, so Sandler. Seine fotografischen Bemerkungen auf dem Weg durch den Großstadtdschungel sind nun in dem Buch „The Eyes of the City“ zusammengefasst. Und obwohl, oder gerade weil sich diese Schwarz-Weiß-Zeugnisse vorwiegend auf die 80er-Jahre beziehen, wirken sie vermutlich eindringlicher denn je. Alles braucht eben seine Zeit, wie auch Sandler selbst bemerkt: „Ich freue mich sehr, wie die Bilder ankommen. Damals wollte kaum jemand etwas von ihnen wissen.“ Es mag auch sein, dass es die einfach nicht wegzudiskutierende Ästhetik der analogen Reportagefotografie ist, die diesen Bildern – einmal ungeachtet ihrer Inhalte – einen ganz besonderen Zauber verleiht.

 

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