PSYCHO – HITCHCOCK UND SEIN ERBE
Wer auch immer aus dieser Perspektive die Welt betrachtet, liegt wahrscheinlich am Boden. In der Regel ein schlechtes Zeichen. Was also ist passiert? Die Brisanz einer Tageszeitung, der angeschnittene Kopf, die unordentliche Krawatte, die Menschenansammlung, der durchdringende Blick des Redners und nicht zuletzt das prominent ins Bild gehobene Flugzeug provozieren Assoziationen, die in ihrer Dichte volle Aufmerksamkeit erzwingen. Dieser enorme Detailreichtum auch in der Ausleuchtung, Farbgebung und Ausstattung im Look der 50er in nur einer einzigen Aufnahme ist dem kompositorischen Genie der zeitgenössischen Fotografin und Filmerin aus L. A. geschuldet: Alex Prager. Jetzt ist die erste Retrospektive aus ihrem Schaffen der vergangenen zehn Jahre als Druckwerk erhältlich. Darin zeichnet sich die Entwicklung der hoch talentierten Autodidaktin ab, auch der Aufwand, den sie bereit ist zu betreiben. Zum Beispiel für ihre Serie „Face in the Crowd“ (siehe Buchcover): 350 Darsteller und Statisten wirkten an diesem Mammutprojekt mit, bei dem wirklich nichts dem Zufall überlassen wurde: Jede einzelne Rolle war streng vorgegeben, inhaltlich wie formal. In der Mitte ein entrückt wirkender Mensch. Alex Prager – eine Meisterin im Kreieren von Spannungsfeldern.