Shadows on the Wall

Shadows on the Wall


Peter Lindbergh
Taschen

Preis: 79,99 €



Wahre Schönheit

Die Fotografie ist wohl kaum etwas, was man einfach hinwirft, wenn man ihr erst einmal verfallen ist. Man packt keinen Fotoapparat in die Mottenkiste und macht einfach Schluss. So wenig wie man wohl endgültig einen Pinsel an die Wand wirft oder einen Schreibblock verbrennt. Es hört nie auf: Das Verlangen nach kreativer Freiheit zur Umsetzung schöpferischer Kraft, um weiter voran zu schreiten, neues zu entdecken – sich und die Welt um einen herum. So muss es wohl auch dem 73-jährigen Peter Lindbergh gehen, obwohl er den Medienrummel um sich herum zunehmend meidet, der Tatsache zum Trotz, dass gerade in den zurückliegenden zwei Jahren Ausstellungseröffnungen und Buchveröffentlichungen seine Anwesenheit rechtfertigen würden. Jüngst hieß es unter vorgehaltener Hand, dass er mit seiner Familie auf einer Urlaubsinsel sei und nur erscheine, wenn man ihm einen Hubschrauber stelle. Ein Witz oder eine Provokation? Wie satt hat ein Mensch wohl die Oberflächlichkeiten einer starfixierten Gesellschaft, wenn er Bilder wie in dem jetzt neu erschienenen Buch „Shadows on the Wall“ hervorbringt, mit dieser atmosphärischen Dichte und Nähe zu den größten Hollywoodstars unserer Zeit.

Allesamt gestandene Frauen, jung wie alt. Sicher, es sind Topschauspielerinnen, die per Knopfdruck Seelenzustände reproduzieren können, die Peter Lindbergh als cineastisch versierter Künstler eindrucksvoll aufs Bild bannen kann. Doch es ist noch mehr zu sehen: eine ganz besondere Freizügigkeit in der Blöße. Niemand ist nackt und doch wird viel Haut gezeigt, etwa bei der älteren Charlotte Rampling. Sie glänzte schon immer durch ihren charaktervollen Typ, doch auf den Bildern von Peter Lindbergh gewinnt ihre Persönlichkeit weiter an Stärke. Nicole Kidmans ballettgeschulter Körper wirkt zunehmend dürr statt sportlich und legt mehr denn je Zeugnis ab von ihrer Energie. Julianne Moores Augen wirken müde und machen aus ihr eine andere Frau, die nicht wenige schön erscheint und für ihre tatsächliche Wandlungsfähigkeit stehen könnte. Der Bildband „Shadows on the Wall“ ist ein beeindruckendes Statement des Bildermachers: „Es sollte die Pflicht eines jeden Fotografen sein, der heutzutage arbeitet, seine Kreativität und seinen Einfluss geltend zu machen, um Frauen und letztlich jeden Menschen vom Jugendwahn und vom Zwang zur Perfektion zu befreien.“ Schade nur, dass Lindbergh bei dieser Aussage wieder einmal den Zeigefinger erhebt. Erhaben ist dagegen diese Aussage von ihm: „Du bist schön, wenn Du den Mut hast, Du selbst zu sein!“.

 

 

 

 

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