Lisl Baby

LEBENSLUSTIG

„Lisl Baby“ ist ein angebracht ungewöhnlicher Bildband einer außergewöhnlichen Frau, die mit ihren 88 Jahren auf ihr Lebenswerk zurückblickt. 1927 in Wien geboren, floh Lisl Steiner mit ihren Eltern nach Argentinien. Sie lebte in Buenos Aires, zog 1960 nach New York, arbeitete für Magazine wie Time, Life und die New York Times und fotografierte einflussreiche Persönlichkeiten wie Nixon, Eisenhower, Castro, Kennedy, Martin Luther King – oder auch Kissinger und Franz Beckenbauer in der Badewanne. „Das Unbekannte hat mich immer inspiriert“, sagt die heute 88-jährige Fotografin und die Worte klingen, als könne es von ihr aus immer so weiter gehen. Tatsächlich sprüht noch immer eine ungebändigte Lebenslust aus ihr heraus. Mit eben dieser Lebenslust hat sie sich daran gemacht, ihr Leben in Buchform zu publizieren.

Auf 224 Seiten und in 211 Fotos erfahren wir, wie sie den Dichter Jorge Luis Borges dazu brachte, ein Gedicht zu schreiben, wie der berühmte Alfred Eisenstaedt sie einmal nach der richtigen Belichtungszeit fragte und wie Louis Armstrong sie 1959 in seiner Garderobe auf ein Techtelmechtel eingeladen hat. Lisl Steiner aber hat „ganz famos Nein gesagt. Dann hat er mich so angeschaut wie Churchill den Yousuf Karsh in Ottawa angeschaut hat. Das war irgendwie sehr lustig. Und so ist mir das Bild gelungen.“ Die Lebensgeschichte Lisl Steiners wird mit großen Bildern erzählt, und das von ihr selbst. Wir lernen sie als Fotojournalistin kennen, als Zeichnerin, als Muse. Zu jedem einzelnen Bild hat sie eine kleine Geschichte zu erzählen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Genau diese Kombination aus geschichtsträchtigen Bildern und wunderbar ungezwungenen Texten ist es, die das Buch so besonders machen. Zu recht wurde es gerade für den Deutschen Fotobuchpreis 2016 nominiert.