Kuba

LAND IM UMBRUCH

Mehr als 50 Mal hat der US-amerikanische Fotograf Lorne Resnick Kuba besucht und dabei über einen Zeitraum von 20 Jahren miterlebt, wie sich die Karibikinsel erst behutsam, dann immer aufgeschlossener dem großen Nachbarn USA geöffnet hat. „Zwanzig Jahre sind weltgeschichtlich kaum mehr als ein Augenblick“, schreibt der bekannte Fotograf, Kurator und Autor Gerry Badger in einem einführenden Essay und spielt dabei auf den Titel des jüngst erschienenen Bildbandes an. „Resnick wollte das Lebensgefühl der Insel einfangen, nicht durch kühle Dokumentation, sondern mit Fotos, die emotionale und poetische Resonanz erzeugen.“ Herausgekommen ist ein umfassendes Porträt von einem Land, das sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten am Rande des Umbruchs befand. Ob Basketball spielende Jugendliche vor dem bröckelnden Putz von Havannas Altstadt oder Senioren, die sich in den alten Gassen mit Körperübungen fit halten – Resnick nimmt alte und junge Menschen gleichermaßen in den Blick, ohne ins Klischee der Zigarre rauchenden Zahnlosen oder der Ami-Oldtimer am Karibikstrand abzudriften.

Der Fotograf zeigt, dass hinter dem kubanischen Charme mehr steckt als das Bild, das wir von dem Inselstaat haben. So hält er das soziale Miteinander zwischen Fiesta und Siesta auf eine berührende Art und Weise fest, die ahnen lässt, wie nah der 1961 in Los Angeles geborene Fotograf den Kubanern gekommen ist. Wer die 272 Seiten durchstöbert, spürt die kubanischen Rhythmen und die herzliche Zwischenmenschlichkeit unter den Inselbewohnern. Am Ende hinterlassen die Bilder im Betrachter einen Wunsch: Bei all dem Wandel, dem sich Kuba künftig hingeben wird – möge die Seele der Insel bleiben, was sie war: frech, bunt und berauschend.