Cindy Sherman

DIE VIELEN GESICHTER DER CINDY S.

Cindy Sherman zählt nicht nur zu den bedeutendsten Fotografinnen der Welt – sie hat auch seit vielen Jahren einen sicheren Platz unter den Top 10 der wichtigsten lebenden Künstler überhaupt, wie ein Blick auf den seit 1970 erscheinenden Kunstkompass zeigt. Das Werk der 1954 in New Jersey geborenen Sherman besticht durch zahlreiche Facetten, obwohl nahezu alles auf einer einzigen Grundidee basiert: der Inszenierung von (meist) weiblichen Rollenbildern und der Auseinandersetzung von Stereotypen des kollektiven Bildgedächtnisses. Ihre „Untitled Film Stills“ sind legendär und wirken wie Kopien von Filmen, zu denen es jedoch gar kein Original gibt, ihre „Society Portraits“ konfrontieren den Betrachter mit dem Prozess des Alterns, und mit ihren Clown-Porträts kratzt sie an unseren Ängsten. Die Sammlung Goetz bietet bis zum 18. Juli einen retrospektiven Überblick über das Gesamtwerk dieser Ausnahmekünstlerin. Wer es allerdings nicht schafft, nach München zu reisen, dem sei der Ausstellungskatalog ans Herz gelegt. Im praktischen Format und mit seinen zwei aufschlussreichen Texten und einem Künstlerinterview ist er mehr ein Lese- denn ein Bilderbuch – obwohl 152 Abbildungen das Œuvre angemessen beleuchten und sowohl Sherman-Neulingen einen leichten Einstieg ermöglichen als auch Kennern neue Facetten und Hintergrundinformationen dazu liefern. dz