Valery Faminsky und die Rote Armee

Wie es wirklich war

Anlässlich des 80. Jahrestages der Schlacht um die Seelower Höhen zeigt die Stiftung Schloss Neuhardenberg vom 22. März bis zum 13. April 2025 unlängst entdeckte Fotografien von Valery Faminsky, die ungeschönte Einblicke in das Kriegsende im Oderland und in Berlin geben. Eine sensationelle Entdeckung in Moskau brachte 2016 bislang unbekannte Fotografien aus dem Oderland zu Tage. Es handelt sich um Aufnahmen des sowjetischen Frontfotografen Valery Faminsky (1914 – 1993), der den Vormarsch der Roten Armee auf Berlin im Auftrag des Militär-medizinischen Museums der Roten Armee begleitete, um das Lazarettwesen an der Front zu dokumentieren.

Tatsächlich fotografierte er weit mehr – verletzte Soldaten, Zivilisten auf der Flucht, vollkommen zerstörte Häuser. Aber auch gelöste Soldaten beim Kartenspielen, neugierige Blicke von Zivilisten, Momente menschlicher Fürsorge. Es sind Bilder, die Zerstörung wie Hoffnung gleichermaßen zeigen, frei von Propaganda und ungeschönt. Eigentlich hätte Faminsky die Aufnahmen vollständig abgeben müssen, behielt jedoch die Negative. Nach seinem Tod 1993 gerieten diese zunächst in Vergessenheit, bis Faminskys Nachkommen sie 2016 im Internet anboten. Dort entdeckte und erwarb der ukrainische Künstler und Fotograf Arthur Bondar (*1983) diesen Schatz der Zeitgeschichte. Bondar arbeitet künstlerisch u.a. mit Archiven und Fundstücken zu kollektiver Erinnerung, Identität und Nation. Gemeinsam mit Ana Druga und Thomas Gust von der Galerie Buchkunst Berlin hält Arthur Bondar die Erinnerung an Faminsky lebendig.

Die Stiftung Schloss Neuhardenberg zeigt nun eine Auswahl von 38 Fotografien von Valery Faminsky in einer Kabinettausstellung. Die Aufnahmen entstanden sowohl in Berlin als auch in der Umgebung von Neuhardenberg, das unweit von Seelow liegt. Anlass ist der 80. Jahrestag der Schlacht um die Seelower Höhen. Bei der größten Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden standen vom 16. bis 19. April 1945 rund eine Million sowjetische und polnische Soldaten etwa 100.000 deutschen Wehrmachtsoldaten gegenüber. Die Schlacht war der entscheidende Schritt beim Vormarsch auf die Hauptstadt und dem Weg zur Kapitulation am 8. Mai 1945.

Am Samstag, dem 5. April 2025, um 15 Uhr wird Arthur Bondar in einem Gespräch und in einer Führung durch die Ausstellung über den Archivfund, seine Arbeit und über Faminsky berichten. Im Anschluss liest die bekannte Schauspielerin Jutta Hoffmann aus Erlebnis-berichten von Soldaten und Zivilisten aus dem Frühjahr 1945. Die Ausstellung findet in Kooperation mit Buchkunst Berlin statt. Die Publikation Valery Faminsky – Berlin Mai 1945 mit allen erhaltenen Werken Faminskys wird im Stiftungsshop zum Verkauf angeboten.

schlossneuhardenberg.de