Sony World Photography Awards 2020

Ronny Behnert gewinnt mit der Bildserie „Torii“

Die diesjährigen Gewinner der Profi-Kategorien und die Gesamtgewinner der Sony World Photography Awards 2020 stehen fest. In der Kategorie Landschaft konnte Ronny Behnert den ersten Platz für sich entscheiden. Wir haben mit dem Fotografen über die Entstehung seiner Siegerbilder gesprochen.

Wann und wo sind die Fotografien für die Bildserie „Torii“ entstanden?

Die Fotos zur Serie “Torii” sind alle zwischen März und April 2019, während meiner letzten Japanreise, aufgenommen worden.

Meine Wunschmotive, die Torii in Wassernähe, lassen sich überall in Japan finden und meist mussten riesige Distanzen mit dem Auto zurückgelegt werden um zum nächsten Torii zu gelangen. In den gesamten drei Wochen der Fototour habe ich ungefähr 6.600 Kilometer mit dem Mietauto zurückgelegt.

Wie haben Sie diese Orte gefunden?

Die Torii lassen sich in unterschiedlichen Größen, Baustilen und Farben gefühlt an jeder Ecke Japans entdecken. Aufgrund ihrer Berühmtheit und den abwechslungsreichen Ausführungen werden unzählige Torii-Fotos auf alle erdenklichen Fotoplattformen hochgeladen. Ich hatte eigentlich nur noch die Aufgabe die gewaltigen Bilderfluten auf Instagram und Co. nach den Torii zu durchforsten, um die Torii festzulegen, die sich aufgrund wichtiger Eigenschaften wie Motivgröße, Umgebung und der Bauart für meine Art der Fotografie am besten eignen. Die Schwierigkeit bestand darin, trotz der unterschiedlichen Hauptmotive einen roten Faden durch die Bildreihe zu ziehen um eine gleichmäßige Fotoserie zu schaffen.

Weshalb haben Sie sich für die japanischen Bögen als Bildmotiv entschieden?

Bei einem Torii handelt es sich um eine Art von Tor, das den Eingang eines Shinto-Schreins symbolisiert. Von diesen Motiven geht eine ganz besondere Ausstrahlung aus, die mich sofort gefesselt und in den Bann gezogen hat.

Der Bau eines Torii erfolgt streng traditionell nach einer festgelegten Reihenfolge von Aufbauprinzipien. Sogar den verwendeten Farben werden unterschiedliche Merkmale zugeschrieben. Manche Torii erscheinen klein, leicht und liebevoll verziert während Andere aus ein paar farblosen Holzstämmen, scheinbar lieblos, zurecht getischlert wurden. Für die Durchführung dieser Serie habe ich mich entschieden, als klar wurde, dass obwohl nur ein Motiv fotografiert wird, jedes Foto aufgrund der Vielzahl an minimalen Detailunterschieden auf seine eigene Weise hervorsticht. Den für jede Fotoserie notwendigen roten Faden habe ich durch eine angeglichene Bildbearbeitung, ein einheitliches Bildformat und eine sich immer wiederholende Motivpositionierung eingefügt.

Was fasziniert Sie an diesem Motiv?

Zuallererst fasziniert mich die eigenwillige Form und das scheinbar leichte, filigran ausgearbeitete Gewand dieser religiösen Symbole. Optisch erscheinen Torii fast nicht wie von dieser Welt, was durch ihre teilweise außergewöhnlichen Standorte noch verstärkt wird. Sie lassen sich in jeder erdenklichen Landschaft Japans, selbst auf dem Fuji, entdecken. Torii befinden sich in dichten Wäldern genauso wie auf großen Plätzen der Städte und auf den zahlreichen kleinen Inseln und Felsen entlang der japanischen Küste.

Mit welcher Ausstattung haben Sie gearbeitet?

Diese Fotoserie ist mit einer Sony a7rii, einem 16-35er- und einem 24-105er Objektiv von Sony, farbneutralen Graufiltern verschiedenster Stärken des chinesischen Herstellers Haida, meinem stabilem Fotostativ und meinen zwei Augen entstanden

Welchen Bildeindruck wollten Sie erzielen?

Die Torii und die Felsen unter ihnen sollten als Hauptmotiv klar erkennbar sein ohne dass die Strukturen des Wassers und des Himmels sowie zusätzliche Bildelemente davon ablenken. In meiner Vorstellung sollten die Motive auf den Betrachter fast schon schwebend in einem geschlossenen Raum wirken um der Szene etwas Irreales zu verleihen. Je länger sich der Betrachtende im Bild befindet, und sich somit damit beschäftigt, desto besser.

Wie sind dafür vorgegangen?

Der technische Aspekt ist die eine Seite der Medaille. Die Kompositorische eine Andere.

Um die im Foto scheinbare Schwerelosigkeit zu erzeugen, habe ich mithilfe starker Graufilter die Belichtungszeit auf bis zu 6 Minuten verlängert. Je länger die Kamera das Foto belichtet, desto weniger Strukturen waren im Wasser und in den Wolken noch vorhanden. Zusätzlich wurden die teilweise mit bloßem Auge kaum erkennbaren Spiegelungen der Motive durch die herausgefilterten Strukturen wieder deutlicher sichtbar.

Der zweite Aspekt für eine überzeugende Bildwirkung war die Wahl des Formats. Ich habe mich bewusst für das klassische Format des Quadrats entschieden, um dem Motiv durch die vier gleichlangen Seiten mehr Stabilität zu verleihen. Durch eine versetzte Positionierung des Torii auf die unteren Drittellinie wird im Foto trotz des minimalistischem Bildinhalts so viel Spannung wie möglich erzeugt.

Was bedeutet Ihnen die Erstplatzierung in der Profi-Kategorie Landschaft bei den Sony World Photography Awards 2020?

Ich bin unfassbar aufgeregt und glücklich und stolz zugleich über meine Platzierung, da ich in den letzten zehn Jahren immer wieder in unregelmäßigen Abständen an den Sony World Photography Awards teilgenommen habe. Leider ohne Erfolg. Als dann die E-Mail mit der frohen Botschaft ins Haus flatterte war ich sprachlos. “Endlich” war das einzige Wort was ich noch rausbrachte.

Mein Dank gilt besonders Sony und meinen Unterstützern, die mir immer wieder den notwendigen Schub Motivation verleihen um immer weiter zu machen.

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?

Ich tauche seit Monaten noch tiefer in die Filterfotografie und ihre kreativen Möglichkeiten ein und arbeite mit Infrarotfiltern um aus einer klassischen Landschaftsszene durch das Herausziehen der Grüntöne in den Bäumen, Sträuchern und Wiesen eine vollkommen surreale Szene zu schaffen. Die Art der Fotografie macht so viel Spaß weil sich das Infrarotfoto erst nach einer kurzen Bildbearbeitung einschätzen lässt. Der Überraschungseffekt ist dementsprechend hoch und bringt Freude. Außerdem reift in mir der Jahre alte Gedanke meiner ersten Fotobuchveröffentlichung mit Fotos aus meiner Lieblingsstadt Venedig, die ich seit mittlerweile 8 Jahren regelmäßig besuche und erkunde.

Mehr Informationen zu Ronny Behnert finden sich unter:

www.bewegungsunschaerfe.de/de