Rankin im Interview

Blumen vom Superstar

In den vergangenen Ausgaben unseres Magazins PHOTOGRAPHIE haben wir immer wieder Arbeiten von Ihnen veröffentlicht: „Saved by the Bell“, „Let’s Talk about the Joy of Later Life Sex“ und nun “Flora by Rankin“, bis zum 31. März ausgestellt in einer der renommiertesten Galerien Deutschlands, Camera Work in Berlin. Wir sind erstaunt über Ihre außergewöhnliche kreative Vielfalt und Leistungskraft. Was inspiriert Sie? Was gibt Ihnen diese Energie?

Inspiration hole ich mir überall. Ich liebe Menschen und sie geben mir Anregungen, wenn ich von ihren Geschichten erfahre. Ich lese viel und höre auch Podcasts. Je informierter ich mich fühle, desto mehr fließen meine Ideen.

Für meine neuesten floralen Arbeiten ließ ich mich von der Welt um mich herum inspirieren und musste mich vertrauten Themen auf neue Weise nähern. Diese Stillleben wirken wie einige der reinsten Bilder, die ich gemacht habe, seit ich angefangen habe zu arbeiten. Ich denke, man kann visuell ihre Verbindung zu meinen Porträt- oder Aktarbeiten sehen, aber die größte durchgehende Linie ist, wie sie sich auf meine Faszination für Schönheit und Tod beziehen. Diese beiden Themen sind Dinge, auf die ich im Laufe meiner Karriere immer wieder zurückgekommen bin, und ich habe wirklich das Gefühl, je älter ich werde, desto mehr verflechten sie sich in meiner Vorstellung.

Welche Ihrer fotografischen Arbeiten gefällt Ihnen am besten?

Ich weiß nie, wie ich darauf antworten soll! Es gibt so viele Projekte, auf die ich zurückblicken und sagen kann „das war ein tolles Bild“ oder „das war ein unglaublicher Moment“, aber die Wahrheit ist, dass ich immer versuche, mich selbst zu übertreffen. Mein Lieblingsbild ist immer mein nächstes. Es ist die Begeisterung, mehr zu schaffen, und das Wachstum, das ich bei der Arbeit spüre, das gefällt mir am besten.

Wo liegt für Sie die Trennlinie zwischen Kunst und angewandter Fotografie?

Ich bin mir nicht immer sicher, ob diese Linie existiert. Fotografie ist eine Kunstform, die so viele Dinge kommunizieren kann, und es ist nicht immer möglich, eine Grenze zwischen etwas „Faktischem“ oder „Kommerziellem“ und etwas, das „Kunst“ ist, zu ziehen. Ich wüsste nicht, wie ich anfangen sollte, Kunst zu definieren, aber wie das Sprichwort sagt: „Ich weiß, was es ist, wenn ich es sehe“.

Welches Thema würden Sie für sich ausschließen? Warum?

Als ich mit der Fotografie anfing, dachte ich, ich wollte Dokumentarfotograf werden. Die erste Fotoausstellung, die ich je besuchte, war die von W. Eugene Smith in Barbican, und sein Fotojournalismus schien mir die lebendigste und wahrhaftigste Bildsprache zu sein. Ich las Bücher über Diane Arbus und glaubte, dass Doisneau der beste Fotograf aller Zeiten war. Aber als ich mein fotografisches Wissen erweiterte und konstruierte Bilder von Herb Ritz und Helmut Newtons Modearbeiten sah, wurde mir klar, dass ich nicht das Dokumentarische liebte, sondern die Fähigkeit, eine Geschichte zu erzählen. Ich war kein geborener Fotojournalist, aber ich fand heraus, dass ich die Geschichten, die ich erzählen wollte, durch Porträts und andere Bilder erzählen konnte.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Ich habe gerade eine Kunstmesse für aufstrebende Fotografen namens „Visual Noise“ ins Leben gerufen – sie öffnet im April in London und ich freue mich sehr darauf. Auf die nächsten Ausgaben meines Magazins „Hunger“ freue ich mich auch so sehr, es wird immer besser. Ich arbeite also immer.

Ist es für Sie überhaupt denkbar, später einmal in den Ruhestand zu gehen?

Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich bis zum Schluss fotografiere. Vielleicht leite ich zum Beispiel nicht meine Werbeagentur, aber ich lass mir meine Kamera nicht wegnehmen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für die Leser und Leserinnen der PHOTOGRAPHIE genommen haben.

 

CAMERA WORK

Die in Berlin ansässige Galerie CAMERA WORK wurde 1997 gegründet und zählt heute zu den weltweit führenden Galerien für Fotokunst. Angelehnt an den historisch geprägten Galerienamen folgt das Unternehmen von Beginn an der Philosophie, neben den bekanntesten Künstler:innen der Fotografiegeschichte wie Diane Arbus, Richard Avedon, Patrick Demarchelier, Peter Lindbergh, Helmut Newton, Irving Penn, Man Ray, Herb Ritts und Albert Watson auch junge zeitgenössische Künstler:innen zu vertreten und in Ausstellungen zu zeigen, um die Fotokunst als eigenständige Gattung innerhalb der bildenden Künste zu manifestieren und neuen Positionen Raum zu geben. Neben den Schwerpunkten Mode-, Akt- und Porträtfotografie fokussiert sich CAMERA WORK auf die Bereiche Staged Photography, Architektur und Stillleben. Dabei vertritt CAMERA WORK zahlreiche renommierte zeitgenössische Künstler:innen in Deutschland, Europa oder weltweit exklusiv, u. a. David Drebin, Jean-Baptiste Huynh, Russell James, Eugenio Recuenco, Martin Schoeller, Christian Tagliavini und David Yarrow. Um eine Auswahl zeitgenössischer Künstler:innen auf dem Kunstmarkt zu etablieren und in das Portfolio von CAMERA WORK aufzunehmen, führte CAMERA WORK von 2012 bis 2019 die Kunstgalerie CWC GALLERY in Berlin. CAMERA WORK ist regelmäßig auf international führenden Kunstmessen vertreten, darunter Paris Photo, Zona Maco in Mexico City, Art Central Hong Kong und Photo London.

www.camerawork.de