Otto–Steinert-Preis 2019

Spiel mit dem Krieg

Rafael Heygster setzt sich unter 158 Bewerbungen durch und erhält den Otto-Steinert-Preis 2019. Die Jury war beeindruckt von der insgesamt hohen Qualität der Einreichungen.

Der Otto-Steinert-Preis 2019 der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) geht an Rafael Heygster. In der entscheidenden Runde überzeugte seine Arbeit „I died 22 times“. Rafael Heygsters Photoessay beschäftigt sich mit Krieg außerhalb realer Schlachtfelder. Mit Krieg, wie er in Friedenszeiten als Spiel und Freizeitbeschäftigung, als einträgliches Geschäft und als Machtdemonstration einer Gesellschaft präsent ist. Dazu photographierte Heygster Händler und Besucher von Waffenmessen, Kriegsspieler im Wald, militärische Paraden, sowie Menschen in ihrem privaten Umfeld. Er kombiniert in dieser hochaktuellen Arbeit szenische Photographien mit außergewöhnlichen Porträts und verzichtet dabei ganz auf Effekte. So entsteht ein subtiles vielschichtiges Werk, das die Wirkungen des Krieges auf alle Bereiche des menschlichen Lebens zeigt.

Die Jury war beeindruckt von Rafael Heygsters analytischem Blick, mit dem er den Mythos des Krieges und seine Auswirkungen auf die menschliche Psyche skizziert. Der Otto-Steinert-Preis soll es ihm ermöglichen, an seiner Arbeit „I died 22 times“ weiterzuarbeiten. Rafael Heygster studiert an der Hochschule Hannover Photojournalismus und Dokumentarphotographie.

Neben dem Preisträger beeindruckten vor allem drei Arbeiten: Der Essay „Somaliland“ von Ingmar Björn Nolting, die Reportage über „Die mächtigste Hexe von Rumänien“ von Johanna-Maria Fritz, sowie das Langzeitprojekt von Hannes Jung über die Folgen von Krieg für die Menschen. In „Somaliland“ wirft Ingmar Björn Nolting einen subjektiven Blick auf ein Land, dessen Bewohner erst seit kurzem in Frieden leben. Er zeigt uns in stillen Porträts und poetisch-surreal anmutenden Alltagsituationen einen friedlichen Ort, es entsteht ein überraschendes Bild von dieser einstmals so krisengeschüttelten Region. Ingmar Björn Nolting studiert an der Fachhochschule Dortmund Photographie.

Johanna-Maria Fritz ist für ihre Photoarbeit über die „Mächtigste Hexe von Rumänien“ tief eingetaucht in eine fremde Welt. In dieser Welt gibt es mächtige Hexen und Vodoo-Zauber, Feuer und Besen. Aber es gibt auch Instagram und Handys, mit denen diese Hexenkünste gebucht werden können. Johanna-Maria Fritz spielt mit den romantisierenden Erwartungen und bricht sie zugleich. Johanna-Maria Fritz ist seit 2019 Mitglied der Photographenagentur Ostkreuz.

„Was bleibt übrig vom Krieg?“ Mit dieser Frage beschäftigt sich Hannes Jung seit vielen Jahren. In einer ganz eigenen Bildsprache umkreist er die Themen Trauer, Erinnerung, Aufarbeitung von Krieg in assoziativen schwarz-weiß Photographien und stellt ihnen eindringliche Textzitate der porträtierten Menschen zur Seite. Hannes Jung ist Mitglied der Agentur laif.

Die Übergabe des mit 5000 Euro dotierten Preises findet im Rahmen des RAW-Festivals 2020 in Worpswede statt. Hier wird auch die Arbeit „I died 22 times“ von Rafael Heygster und das photographische Langzeitprojekt „Blickwechsel“ der vorherigen Otto-Steinert-Preisträgerin Ina Schoenenburg präsentiert werden.

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