THIS IS NOT A LOVESONG
Angela Merkel: Schwergewicht der internationalen Politik. Andreas Herzau folgt dem Phänomen “AM” als stummer Begleiter mit Kamera. PHOTOGRAPHIE wollte mehr wissen und besuchte den Dokumentarfotografen.
Wenn man durch das Wendland fährt, trifft man auf die Spuren des Widerstandes. Skulpturen, Plakate, Graffiti zeugen von dem heute schlummernden Kampfeswillen gegen das Atommüll-Endlager in Gorleben. Zwar rollen die Castoren nicht mehr durch die beschauliche Landschaft, doch der Geist jener Bewegung scheint noch immer greifbar.
Vielleicht ist es auch nur die von Bildern aus jener Zeit genährte Fantasie, die einem diesen Eindruck vorgaukelt … Jedenfalls dort, in einem abseits gelegenen Dorf hat sich der bekannte Fotograf Andreas Herzau fernab seines beruflichen Standortes in Hamburg privat niedergelassen.
Er wohnt mit seiner Lebensgefährtin in einem ehemaligen Schulhaus. Auch das ist beseelt von seiner Vergangenheit, als Kinder in den Pausen durch die Räume flitzten, hungrig ihre Butterbrote aus den Papieren schälten, wonach dann das ganze Gebäude bis hinaus in den großen Garten duftete. Dort stehen noch die knorrigen Obstbäume, die den Pennälern damals in den Sommermonaten süße Früchte zur Nachspeise darboten.
Irgendwie der Zeit entrückt erscheint dieser Ort, in dessen Räumlichkeiten Andreas Herzau, 56 Jahre alt, die Beine übereinanderschlägt, um einen Arm darauf zu stützen und immer wieder bedächtig an seiner selbst gedrehten Zigarette zu ziehen, während er über sein neues Werk spricht: “AM”.
Es beinhaltet nichts Geringeres als eine Angela Merkel, wie wir sie selten oder auch noch nie gesehen haben: als Mensch in einem klar definierten System. Herzau fing mit seinem messerscharfen Blick Momente größter Authentizität ein, um die laut des amerikanischen Magazins Forbes “mächtigste Frau der Welt” aus ihrer Rolle als Politikerin herauszulösen.
Den gesamten Artikel finden Sie in der PHOTOGRAPHIE-ePaper-Ausgabe 10/2018.
AM
Die Ausstellung “AM” startet am 14. September und läuft bis zum 2. Dezember in der Berliner Galerie “f3 – freiraum für fotografie” im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie. Am 24. Oktober und zur Finissage am 2. Dezember führt Andreas Herzau dort ein Künstlergespräch und signiert die beim Verlag Nimbus erschienenen Bildbände. Mehr Informationen über Andreas Herzog auf Instagram (https://bit.ly/2MFd5PP) und unter www.andreasherzau.de.
Autor: Andrea Spaeth