Helmut Newton Stiftung in Berlin lädt ein

Körper als Kunstwerk

Von Robert Mapplethorpe über Viviane Sassen hin zum Künstlerduo Inez & Vinoodh: Die jetzt bis zum 20. September verlängerte Ausstellung „Body Performance“ in der Helmut Newton Stiftung beschäftigt sich mit dem Zusammenspiel von Fotografie und Performance.

Die Liste der 13 Fotografinnen und Fotografen ist so namhaft wie vielversprechend: Vanessa Beecroft, Yang Fudong, Inez & Vinoodh, Jürgen Klauke, Robert Longo, Robert Mapplethorpe, Helmut Newton, Barbara Probst, Viviane Sassen, Cindy Sherman, Bernd Uhlig und Erwin Wurm. Mit ihren Bildern hängen in diesem Winter mehr als vier Jahrzehnte Fotografie in der Helmut Newton Stiftung in Berlin. Was die Künstlerinnen und Künstler vereint, ist aber nicht nur ihr Bekanntheitsgrad in der jüngsten und jüngeren Fotografiegeschichte. Die Ausstellung „Body Performance“ präsentiert mit ihren Werken Fotosequenzen, deren Ursprung in Performances zu finden ist. Die Bühne spielt dabei – auch wenn es nicht in allen Bildern sogleich ersichtlich ist – eine entscheidende Rolle. „Performance ist eine eigenständige Kunstform, und die Fotografie ist ihr ständiger Begleiter“, so Matthias Harder, der leitende Kurator der Ausstellung. „Die Aktion eines Menschen vor der Kamera ist wiederum ein entscheidender Faktor für unterschiedliche Aspekte und Genres der Fotografie. Jene Aktionen können bewusst oder unbewusst geschehen, sie können choreografiert oder nur zufällig beobachtet worden sein.“

Von der Inszenierung zum statischen Bild

Performance lässt sich dabei als weit gefasster Begriff verstehen. Bei Helmut Newton beispielsweise begann die Performance weit vor dem Zeitpunkt des Shootings, hatte er die Inszenierung vor seiner Kamera doch schon im Vorfeld akribisch und bis ins kleinste Detail durchdacht. In seiner Arbeit „Ballet de Monte Carlo“ hat der Maestro Anfang der 90er-Jahre über mehrere Jahre das Ballett des bekannten Stadtteils von Monaco begleitet und die Darsteller als eine Art Metainszenierung außerhalb der Bühne porträtiert – eine Inszenierung der inszenierenden Zunft.

Der singuläre Körper versus die Masse

Der berühmte amerikanische Fotograf und bildende Künstler Robert Mapplethorpe beschäftigt sich in der 1980 fotografierten Bildsequenz „Lisa Lyon“ mit dem Körper der ehemaligen Weltmeisterin im Bodybuilding. „Mapplethorpe zeigt uns in dem ungewöhnlichen Freiluft-Setting eine Art Ballett-Choreografie und hinterfragt nebenbei Klischees stereotyper Weiblichkeit“, begründet Matthias Harder die Bildauswahl. „Alles kann zu einer Bühne werden, zu einem Wechselspiel zwischen Sehen und Gesehen-Werden. Newton arbeitete etwa zeitgleich mit Lyon in Paris und war ebenso fasziniert von ihrem muskulösen Körper.“ Ganz anders dagegen die ausgestellte Arbeit von Vanessa Beecroft. Die italienische Performance-Künstlerin hebt keine Eigenschaften des einzelnen Körpers hervor, sondern entwirft Massenszenen, in denen sie ausschließlich Frauen in der Gruppe inszeniert. Formationshaft wirken die Aufstellungen der weiblichen Körper, die sich stundenlang im Zeitlupentempo bewegen, während Beecroft die Performance mit der Kamera ins statische Bild überführt. Die Kunstaktionen finden häufig als öffentliche Veranstaltung in namhaften Museen oder Galerien statt. Die Performance VB 55, in der Beecroft die Frauen in transparenten Strumpfhosen zu einem Menschenblock arrangiert, fand 2005 in der Berliner Nationalgalerie statt und wird mit „Body Performance“ nun erneut in die Hauptstadt geholt.

Den ganzen Text finden Sie in der Photographie Ausgabe 12/19 oder im E-Paper.

Text: Jana Kühle